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Nach OSK-Beben: OB Henne fordert, die Schließung der Waldseer Klinik rückgängig zu machen

Bad Waldsee / Lesedauer: 4 min

Geschäftsführung entlassen, viele Kündigungen: Waldseer Stadtoberhaupt fordert Schließung der Klinik rückgängig zu machen
Veröffentlicht:20.09.2022, 11:30

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Die Oberschwabenklinik (OSK) dominiert aktuell die Schlagzeilen: Die Geschäftsführung wurde ihres Amtes enthoben oder hat gekündigt, am Waldseer Krankenhaus kehren reihenweise Mitarbeiter dem Unternehmen den Rücken und die Stimmung im Haus schwankt zwischen Enttäuschung und Ohnmacht. So kommentiert Bad Waldsees Oberbürgermeister Matthias Henne die OSK-Lage und fordert indes, den Beschluss zur Schließung des Waldseer Krankenhauses rückgängig zu machen.

„Kündigungswelle nicht schön reden“

Allein in diesem Jahr haben bereits 23 Waldseer Mitarbeiter – darunter hochrangige Ärzte – der OSK ihre Kündigung vorgelegt. Lediglich ein Assistent wechselt nach Wangen. „Es nützt nichts, wenn man versucht, die Kündigungswelle am Krankenhaus schön zu reden.

Das zeigt doch ganz offensichtlich, dass der ursprüngliche Gedanke des künftigen medizinischen Konzepts nicht umsetzbar ist und die Wechsel nicht funktionieren“, erklärt OB Henne im Konferenzraum der „ Schwäbischen Zeitung “ und ergänzt: „Das habe ich fast schon ein bisschen vorhergesagt.“ Seine Aussage unterstreicht das Stadtoberhaupt mit emsigem Kopfschütteln.

Vielen Waldseern liegt das vom Kreistag beschlossene aus der örtlichen Klinik im Herbst 2023 noch immer bleischwer im Magen. In Anbetracht der derzeit schwierigen OSK-Situation klammern sie sich nun an den letztmöglichen Strohhalm, der eine tatsächliche Schließung in beinah letzter Minute verhindern soll.

„Es stellt sich nun die Frage, ob der Beschluss vom Mai nicht nochmal auf den Prüfstand gestellt werden sollte. Ich erwarte von den Verantwortlichen, dass sie nochmal über den Erhalt des Waldseer Krankenhauses nachdenken“, betont Henne und sieht den richtigen Zeitpunkt gekommen, den Beschluss kritisch zu hinterfragen und die Theorie mit den jüngst gewonnenen Erfahrungen der Praxis abzugleichen.

Es das Zukunftskonzept der OSK das richtige?

Der OB sieht die Neukonzeption der OSK äußerst kritisch und fragt sich, ob es künftig gelingt, einen Großteil der Betten an den beiden Standorten in Wangen und Ravensburg zu belegen. „Die Frage ist: Passt das Zukunftskonzept so oder muss man da nochmal ran?“, so Henne, der sich für den Erhalt der Waldseer Klinik stark macht. Wie er weiß, gebe es aktuell sehr viele Anfragen für Hüft- und Knieoperationen („Viele wollen sich kurz vor Torschluss operieren lassen“). Das wertet das Stadtoberhaupt als Kompliment für das Krankenhaus und vor allem für die Belegschaft, die über Jahrzehnte „hervorragende Arbeit“ geleistet habe.

Der Erhalt des Krankenhauses ist doch ein geeigneter Weg, um Ruhe in das gesamte OSK-Konstrukt zu bringen.

Matthias Henne

In der aktuellen OSK-Lage könnte das Waldseer Krankenhaus zudem für Stabilität sorgen, wie Henne hervorhebt: „Der Erhalt des Krankenhauses ist doch ein geeigneter Weg, um Ruhe in das gesamte OSK-Konstrukt zu bringen.“ Er fordert, die örtliche Klinik dauerhaft zu erhalten und sie mit den „notwendigen Kompetenzen“ auszustatten. Ob es bezüglich der Schließung wirklich neue Denkansätze geben wird, bleibt abzuwarten. Ob Henne drängt gleichwohl dazu, diese Überlegungen anzustellen.

Außerdem müsste rasch eine Nachfolge für die ehemalige Geschäftsführung gefunden werden. Bekanntlich wird Oliver Adolph sein Amt als Geschäftsführer nicht weiter aktiv ausüben, wie die OSK am Sonntag mitteilte. Und Mitgeschäftsführer Michael Schuler hatte bereits gekündigt.

Das OSK-Schiff nicht untergehen lassen

„Es ist besorgniserregend, was da abläuft“, kommentiert Henne die jüngsten Personalentwicklungen. „Die Geschäftsführung hat es in den letzten Jahren nicht geschafft, einen Kurs zu finden, der Ruhe, Vertrauen und Zukunftsperspektive aufzeigt. Das bedauere ich sehr.“ Gleichwohl müsse bei allem Frust aufgepasst werden, dass „das Schiff, das eh schon im Taumeln ist, nicht untergeht“. Ob die Entlassung Adolphs richtig war oder gar zu spät stattgefunden hat, wie Kritiker es dem Aufsichtsrat und Landrat Harald Sievers vorwerfen?

Henne glaubt nicht, dass hier bewusst weggeschaut wurde und bewertet es auch als richtig, einem Geschäftsführer in einem aufreibendem Prozess wie diesem den Rücken zu stärken. „Vermutlich ist der Neuanfang aber der schon der richtige Schritt“, so der Waldseer OB.

Für die künftige Gesundheitsversorgung in Bad Waldsee hofft Henne das Beste, obgleich ihm bewusst ist, dass es in der Bevölkerung große Sorgen gibt und eine Versorgungslücke entstehen könnte. Mit aller Energie würde sich die Stadt diesem Anliegen annehmen.

Bekanntlich wollen OSK, Landkreis und Stadt ein Primärversorgungszentrum (PVZ) als Alternative realisieren. Ob das dann pünktlich zur Schließung des Krankenhauses bereits in die Tat umgesetzt ist, bleibt ebenfalls abzuwarten. „Die hausärztliche Versorgung ist im Moment aber gewährleistet“, zeigt Henne einen Lichtblick am sonst so düster wirkenden Horizont der Gesundheitsversorgung in der Großen Kreisstadt.