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Geschäftsführer Peter Lenz will nach nur wenigen Monaten aufhören. Indes läuft die Generalsanierung an und das Defizit aus dem laufenden Betrieb ist höher als je zuvor.

Von Tobias Zell

Die hochdefizitäre Ilmtalklinik-GmbH mit ihren beiden Krankenhäusern in Pfaffenhofen und Mainburg kommt einfach nicht zur Ruhe. Nicht nur, dass für dieses Jahr ein neuerliches Rekord-Minus aus dem laufenden Geschäft in Höhe von fast elf Millionen Euro droht. Jetzt will auch noch Geschäftsführer Peter Lenz von Bord gehen, der seinen Posten ja erst Ende des vergangenen Jahr angetreten hatte – begleitet von höchsten Erwartungen und größten Hoffnungen. Lenz habe nun erklärt, dass er sein Amt als Geschäftsführer aus gesundheitlichen Gründen gerne zum 30. Oktober dieses Jahres oder früher niederlegen würde, wurde heute auf Anfrage unserer Redaktion aus dem Pfaffenhofener Landratsamt bestätigt. 

Es handle sich dabei um einen formalen Antrag, heißt es weiter. Der Aufsichtsrat werde diesen in seiner nächsten Sitzung am 28. September behandeln und letztlich einen Empfehlungs-Beschluss für die Gesellschafter-Versammlung der Ilmtalklinik-GmbH abgeben, erklärte der Pfaffenhofener Landrat Albert Gürtner (FW) als Vorsitzender des Aufsichts-Gremiums zum weiteren Vorgehen. Lenz befinde sich jedenfalls "bis auf weiteres im Krankenstand". Die Gesellschafter-Versammlung besteht aus Gürter und dem Kelheimer Landrat Martin Neumeyer (CSU), die dabei im Namen des jeweiligen Landkreise agieren. Die Beschlüsse, die in der Gesellschafter-Versammlung gefasst werden, werden üblicherweise durch entsprechende Beschlüsse in den jeweiligen Landkreis-Gremien legitimiert.

Sollte dem Antrag von Peter Lenz auf Niederlegung seines Amts als Geschäftsführer stattgegeben werden, dann werde man sich gleichzeitig über die künftige Ausgestaltung der Geschäftsführung unterhalten müssen, heißt es aus dem Pfaffenhofener Landratsamt. Derzeit leistet man sich für die Ilmtalklinik-GmbH bekanntlich zwei gut bezahlte Geschäftsführer. Zunächst hatte Ingo Goldammer alleine agiert, im vergangenen Jahr war ihm dann Peter Lenz zur Seite gestellt worden. Die Ilmtalklinik-GmbH unterhalte mit der HMG-Group einen so genannten Geschäftsbesorgungs-Vertrag, wurde aus dem Landratsamt erläutert. Lenz sei damals von der HMG-Group als Geschäftsführer der Ilmtalklinik-GmbH vorgeschlagen worden, was Zustimmung gefunden habe. Die in ihn gesetzten Hoffnungen waren sehr groß. Allerdings war Lenz zuletzt nicht unumstritten, wie Insider berichten.

Peter Lenz, hier bei einer Rede im Pfaffenhofener Kreistag.

Die Weiterführung der Geschäfte an der Ilmtalklinik-GmbH sei trotz des Krankenstands von Lenz sowie auch im Falle seines Weggangs gesichert, betont Gürtner gegenüber unserer Redaktion. Aufgrund der Doppel-Struktur in der Geschäftsführung könne alles "ohne Beeinträchtigung weitergeführt" werden. Für den kommenden Montag, 19. September, hat die Klinik-GmbH zur Grundsteinlegung für den ersten Bauabschnitt der Generalsanierung des Pfaffenhofener Krankenhauses eingeladen. Dem Kreis Pfaffenhofen steht, wenngleich mit hohen Zuschüssen zu rechnen ist, mit der Generalsanierung und Erweiterung der Klinik ein Mammut-Projekt bevor, das rund zehn Jahre dauern und den Landkreis selbst einen hohen zweistelligen Millionen-Betrag kosten dürfte. Hinzu kommt, dass die Klinik-GmbH seit Jahren rote Zahlen schreibt: Das Defizit aus dem operativen Geschäft erreichte in den vergangenen Jahren immer wieder neue Rekord-Dimensionen (siehe unten).

Gelingen sollte der "Turnaround" auf Grundlage einer Analyse der WMC-Healthcare-GmbH aus München. Diese Expertise war, so wurde im November vergangenen Jahres in einer Sonder-Sitzung des Pfaffenhofener Kreistags erklärt, vom damals noch alleinigen Klinik-Geschäftsführer Goldammer angestoßen worden. Im Rahmen dieses Projekts "wurden verschiedene Szenarien evaluiert und gemeinsam mit der Geschäftsführung, Leistungsträgern beider Häuser und den Trägern auf ihre Eignung als Zukunfts-Konzept untersucht", hieß es in gleichlautenden Presse-Mitteilungen aus den Landratsämtern von Pfaffenhofen und Kelheim. "Dabei wurde von den Mitgliedern des Aufsichtsrats bereits im Vorfeld vorgegeben, dass beide Standorte erhalten werden sollen." Ganz wesentlich sehe dieses Zukunfts-Konzept "eine Kombination aus operativer Sanierung und Schwerpunkt-Bildung in der stationären Versorgung" vor. "Diese Anpassungen sollen tragfähige Strukturen für die nächsten Jahre ergeben."

"Vor dem Hintergrund hoher Investitionen der beiden Landkreise in die jeweilige bauliche Sanierung der Standorte sollen diese auch für die kommenden Jahre zukunftssicher und medizinisch bestmöglich aufgestellt sein", wurde weiter ausgeführt. Am 29. Oktober vergangenen Jahres war den offiziellen Angaben zufolge in einer Aufsichtsrat-Sitzung dieses Zukunfts-Konzept verabschiedet worden. Im Rahmen von Betriebs-Versammlungen waren dann auch die Mitarbeiter an den zwei Klinik-Standorten darüber informiert worden. Schließlich wurden die Kreistags-Gremien in Kenntnis gesetzt. "Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der beiden Häuser brauchen endlich Klarheit, wie es an beiden Standorten weitergeht", hatte der Kelheimer Landrat Neumeyer unterstrichen. "Auch unsere Bürgerinnen und Bürger wollen wissen, welche Spezialisierungen und Profile in ihren Krankenhäusern künftig vorherrschen sollen", ergänzte sein Pfaffenhofener Amtskollege Gürtner.

Ingo Goldammer.

In einer weiteren Aufsichtsrat-Sitzung am 3. November vergangenen Jahres war den Angaben zufolge die künftige Aufstellung der Geschäftsführung der Ilmtalklinik-GmbH "zur ordnungsgemäßen Umsetzung" des medizinischen Zukunfts-Konzepts und der umfangreichen Sanierungs-Maßnahmen an beiden Standorten diskutiert worden. Dabei sei man zu dem Empfehlungs-Beschluss gekommen, "dass diese Fülle an Aufgaben für einen Geschäftsführer nicht leistbar ist". Deshalb sollte es eine Verstärkung der Geschäftsführung geben. Für die Umsetzung des medizinischen Zukunfts-Konzepts sollte demnach, zunächst befristet für zwei Jahre, die HMG-Group in Person von Peter Lenz engagiert werden. Er könne auf langjährige Krankenhaus-Erfahrung zurückblicken. "So war er über 25 Jahre in Häusern der Barmherzigen Brüder tätig, ehe er auch noch Erfahrung in den kommunal geführten Häusern in Garmisch-Partenkirchen und Rosenheim sammeln konnte." Unterstützt werden sollte Lenz von Ingo Goldammer, dem bisher alleinigen Geschäftsführer.

Das Defizit aus dem laufenden Betrieb haben bekanntlich die beiden Gesellschafter der Klinik-GmbH, der Landkreis Pfaffenhofen und der Landkreis Kelheim, alljährlich entsprechend ihrer Anteile zu decken. Dabei hatte es im vergangenen Jahr, rückwirkend zum Jahresbeginn, eine deutliche Änderung bei der Aufteilung der Gesellschafter-Anteile gegeben. Dadurch verschob sich die Verteilung von 85 Prozent (Kreis Pfaffenhofen) zu 15 Prozent (Kreis Kelheim) auf jetzt 73 Prozent (Kreis Pfaffenhofen) zu 27 Prozent (Kreis Kelheim). Angesichts eines operativen Defizits von mittlerweile jährlich um die zehn Millionen Euro ist der Unterschied zwischen der alten und neuen Verteilung bemerkenswert – und auch millionenschwer. Wie massiv sich die finanzielle Situation über die Jahre entwickelt hat, zeigt die nachfolgende Aufstellung der Geschäfts-Zahlen, die auf Anfrage unserer Redaktion aus dem Pfaffenhofener Landratsamt mitgeteilt wurden. 

Operatives Jahres-Ergebnis der Ilmtalklinik-GmbH in den vergangenen Jahren:

  • 2005: + 500 000 Euro
  • 2006: + 65 000 Euro
  • 2007: + 95 000 Euro
  • 2008: + 170 000 Euro
  • 2009: + 430 000 Euro
  • 2010: + 252 000 Euro
  • 2011: – 480 000 Euro
  • 2012: – 1,6 Millionen Euro
  • 2013: – 4,0 Millionen Euro
  • 2014: – 3,1 Millionen Euro
  • 2015: – 5,2 Millionen Euro
  • 2016: – 4,8 Millionen Euro
  • 2017: – 4,5 Millionen Euro
  • 2018: – 4,2 Millionen Euro
  • 2019: – 4,9 Millionen Euro
  • 2020: – 6,5 Millionen Euro
  • 2021: – 9,6 Millionen Euro
  • 2022: – 10,6 Millionen Euro (Wirtschaftsplan); letzte Prognose (bekanntgegeben im Kreistag): – 10,8 Millionen Euro

Zum Hintergrund:

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