Die Zahl der Patienten, die sich jedes Jahr stationär in den Häusern des Ortenau-Klinikums behandeln lassen, ist seit der Pandemie deutlich gesunken. Aktuell liegt die Auslastung rund 15 Prozent unter Normalbetrieb. Foto: Güttler

Rund fünf Prozent der Ärzte- und Pflegestellen im Ortenau-Klinikum sind unbesetzt. Krankheitsbedingt fällt zudem knapp ein Zehntel der Mitarbeiter aus. Betten werden jedoch nicht gesperrt – denn auch die Auslastung liegt unter Normal.

Ortenau - Von Ärzten und Pflegekräften ist derzeit wieder verstärkt zu hören, dass die Personalsituation im Ortenau-Klinikum heikel sei. Klinikumssprecher Christian Eggersglüß benannte am Freitag auf Anfrage unserer Redaktion den "grundsätzlichen Fachkräftemangel im Gesundheitswesen" als Ursache.

Dem Ortenauer Klinikverbund gehe es damit nicht besser und nicht schlechter als allen anderen Kliniken bundesweit. Die Fluktuation liege gar unter dem Durchschnitt vieler Kliniken. "Vor dem Hintergrund des allgemeinen Fachkräftemangels sind beim Ortenau-Klinikum jedoch rund vier bis fünf Prozent der Stellen im ärztlichen und pflegerischen Bereich nicht besetzt", so Eggersglüß. Die Zahl der Vollkräfte im Jahresdurchschnitt 2021 lag laut Geschäftsbericht im ärztlichen Bereich bei rund 660, im pflegerischen Bereich bei rund 1250.

Krankenstand liegt bei acht bis neun Prozent

Vier bis fünf Prozent unbesetzter Stellen klingt da zunächst nach nicht viel. Doch das Klinikum hat nicht nur mit dem Fachkräftemangel zu kämpfen: Für den Klinikbetrieb ist auch die Zahl der Mitarbeiter, die krankheitsbedingt ausfallen, entscheidend. "Im Frühjahr und Sommer hatten wir analog zur Pandemie-Entwicklung massive krankheitsbedingte Ausfälle. Die Situation hat sich seitdem normalisiert", berichtet Eggersglüß. Der Krankenstand liege derzeit "bei rund acht bis neun Prozent". Bei rund 5930 Mitarbeitern (Stand 2021) entspricht das zwischen 474 und 533 Krankheitsfällen.

Fallen viele Kräfte aus, werden Betten gesperrt

Bei akutem Personalmangel kann es zu sogenannten Bettensperrungen kommen. In Einzelfällen müssen auch Stationen zusammengelegt werden. Bei sehr hohem Personalausfall werden sogenannte elektive Eingriffe verschoben – wie in der Corona-Zeit im Klinikum bereits geschehen. Trotz fehlenden Personals scheint die Situation im Klinikum jedoch derzeit relativ entspannt: "Aktuell können wir ausreichend Betten betreiben, sodass es keine generellen Engpässe in der Patientenversorgung gibt", versichert Eggersglüß. Lediglich in Einzelfällen müsse womöglich eine Operation verschoben werden.

Der Personalmangel wirkt sich offenbar deshalb nicht gravierend aus, da ohnehin viele Betten im Klinikverbund leer stehen. Die Auslastung liege im Moment bis zu 15 Prozent unter dem Normalbetrieb, berichtet der Kliniksprecher und erläutert: "Wie in allen Kliniken bundesweit geht die Zahl der stationären Fälle, insbesondere seit der Corona-Pandemie, zurück."

Zahl der Patienten sank seit 2019 dramatisch

Seit 2019 sank die Patientenzahl des Ortenau-Klinikums von rund 76 500 auf knapp 62 600 im vergangenen Jahr. Von 2020 auf 2021 wurden 1355 Patienten weniger stationär behandelt – ein Rückgang um 2,1 Prozent (nach 16,4 Prozent von 2019 auf 2020). Von den insgesamt 1600 Betten des Klinikums waren zuletzt durchschnittlich nur 1000 belegt, berichtete Peter Kraemer, medizinischer Direktor des Klinikums, bereits im Sommer. Allerdings könnten maximal auch nur 1250 Betten genutzt werden, da das Personal fehle.

Derzeit spielt Corona bei den krankheitsbedingten eine untergeordnete Rolle: "Coronabedingt fallen derzeit weniger als ein Prozent der Beschäftigen aus", so Eggersglüß. Für den Herbst jedoch erwartet das Klinikum wieder mehr Krankheitsausfälle. Dem will das Klinikum über verschiedene Konzepte begegnen: Hierzu zählt eine "Einspringprämie" für Mitarbeiter, die kurzfristig für einen erkrankten Kollegen ins Krankenhaus kommen. Ebenso "Standby"-Dienste für eine verlässliche Dienstplanung. Zudem habe das Klinikum bereits einen einsatzstarken Springer-Pool in der Pflege aufgebaut, um längere Erkrankungen im Team zu kompensieren. "Trotzdem können bei sehr starken Erkrankungswellen auch diese Ausfallkonzepte an ihre Grenzen kommen", so Eggersglüß