Das Klinikum in Parchim.

Personalmangel: Asklepios-Klinik Parchim schließt Kinderstation

Stand: 23.09.2022 13:20 Uhr

Ein Jahr nach ihrer Wiedereröffnung muss die Kinderstation des Asklepios-Krankenhauses in Parchim Ende des Monats erneut schließen. Der Grund laut Asklepios: Man habe keine Nachfolge für die ausscheidende Chefärztin der Station gefunden. Diese allerdings widerspricht.

Mit der Chefärztin habe auch eine Assistenzärztin ihre Kündigung eingereicht, so der Regionalgeschäftsführer der Asklepios Kliniken, Guido Lenz. Beide verlassen die Klinik Ende September - und ohne fachärztliche Leitung könne die Klinik keine stabile ärztliche Versorgung in der Pädiatrie mehr sicherstellen. "Die Klinikleitung bedauert diese Entwicklung sehr", betonte Lenz. Trotz intensivster Bemühungen der Klinik und auch des Gesundheitsministeriums Mecklenburg-Vorpommern sei es nicht gelungen, Nachfolger zu finden.

Nur ein Kind pro Woche behandelt

Das wesentliche Problem, weshalb es schwierig sei, Personal zu halten und zu akquirieren, sei die geringe Zahl junger Patienten in Parchim. Im Schnitt sei nur ein Kind pro Woche behandelt worden. Dies erlaube es ausgebildeten Ärzten nur in begrenztem Maße, ihre Kompetenzen durch regelmäßiges Praktizieren zu erhalten oder gar zu verbessern, so Lenz. Damit reihe sich die Pädiatrie Parchim in die lange Reihe von Klinikschließungen im ländlichen Raum ein.

Ehemalige Chefärztin: Eigentlicher Grund ist zu wenig Pflegepersonal

Die ehemalige Chefärztin hat jedoch eine andere Sicht auf die Entwicklungen. Sie habe gekündigt, weil die Klinik nicht ausreichend Pflegepersonal zur Verfügung gestellt habe. Dadurch musste die Station an Wochenenden bereits häufig geschlossen werden, eine durchgehende Versorgung konnte nicht gewährleistet werden und Patienten wurden nach Schwerin geschickt, sagte sie NDR 1 Radio MV. Das sei aus ihrer Sicht der Grund, weshalb es zuletzt nur noch wenige Patienten in Parchim gegeben habe.

Versorgung der Kinder künftig in Schwerin

Die Versorgung der Kinder, die derzeit noch auf der Station sind, sei sichergestellt, versicherte Lenz. Künftig werde das Helios Klinikum in Schwerin die Anlaufstelle für die jungen Patienten sein. Die Kinderstation am Krankenhaus Parchim war erst im Oktober 2021 wiedereröffnet worden. Zuvor war sie schon einmal zeitweise geschlossen worden, weil es zu wenige Ärztinnen und Ärzte gab. Erst durch den konzerninternen Wechsel der jetzt weggehenden Chefärztin konnte die Station wiedereröffnet werden.

Bedauern aus der Politik

Landes-Gesundheitsministerin Stefanie Drese (SPD) sagte, sie bedauere die Schließung der Station und wolle die Begründung von Asklepios prüfen. Auch der Bürgermeister von Parchim, Dirk Flörke (CDU), sprach sein Bedauern aus. Die Stadt habe Asklepios zugesagt, neue Ärzte bei Bedarf bei der Suche nach Wohnraum oder Kita-Plätzen zu unterstützen. Flörke gab aber auch zu, dass es tatsächlich schwierig sei, Fachärzte in den ländlichen Raum zu bekommen.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Radio MV | Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern | 23.09.2022 | 12:00 Uhr

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