Varel - „Wir haben uns unter anderem für den Standort Dangast entschieden, weil es hier ein Meerwasserschwimmbad mit Innen- und Außenbereich gibt“, sagt Thomas Bruns, geschäftsführender Gesellschafter der Friesenhörn-Nordsee-Kliniken. Mit Sorge betrachtet er die Empfehlung des Betriebsausschusses für den städtischen Eigenbetrieb Bäder und Tourismus, das Dangaster Quellbad Ende Oktober vorerst zu schließen. Dies würde den Klinik-Betrieb negativ beeinflussen. Zudem stellen weitere Folgen der Energiekrise und der Corona-Pandemie sowie der drohende Personalmangel die Geschäftsleitung der Kliniken vor Herausforderungen.
Energiekrise
Das hauseigene Schwimmbad der Reha-Einrichtung wird seit einigen Monaten saniert. Aus diesen Grund müsse sich die Klinikleitung auf die Möglichkeit zur Nutzung des Quellbades verlassen können. Anderenfalls würde die Klinik mit der Schließung des Quellbades und dem
damit verbundenen Wegfall des Bewegungsbades einen konzeptionellen Baustein verlieren. „Eine Schließung wäre ein herber Verlust für die Arbeit mit unseren Patientinnen und Patienten“, so Bruns.
Zu der Debatte hinzu kommt das Thema Gästebeitrag: „Bisher finanzieren wir aus unseren Vergütungssätzen den Gästebeitrag für unsere Patienten und damit auch den Bestand der Kurverwaltung“, sagt Bruns. Deshalb fordert er, dass die Stadt im Falle einer Schließung des Quellbades auf die Friesenhörn-Nordsee-Kliniken zukommt, um sich neu über das Thema zu verständigen.
Nicht nur bei der drohenden Schließung des Dangaster Quellbades werden die Herausforderungen der Energiekrise, vor denen die Klinikleitung steht, deutlich. Zur Zeit schützen die noch laufenden Gas- und Stromlieferverträge vor einer Vervielfachung der Energiepreise, doch dies könne sich demnächst ändern. So würden die zum 1. Oktober angekündigte Gasbeschaffungsumlage, die Gasspeicherumlage und die SLP-Bilanzierungsumlage den Friesenhörn-Nordsee-Kliniken allein für Gas sechsstellige Mehrkosten pro Jahr bescheren. „Das ist enorm und wir sind nicht in der Lage, diese Mehrkosten über eine außerordentliche Vergütungsanpassung an die Kostenträger weiterzugeben“, so Bruns.
Corona-Pandemie
Neben der Energiekrise sind zudem die Folgen der Corona-Pandemie spürbar. So käme es zu einer erheblichen Zahl von ungeplanten Nichtanreisen und vorzeitigen Abreisen, die die Erlöse der Kliniken beschränken, obwohl die Nachfrage nach Vorsorge- und Rehabilitationsmaßnahmen für Mütter beziehungsweise Väter und Kinder aufgrund der Pandemie so hoch sei wie nie – insbesondere im Bereich der psychosomatischen Erkrankungen.
Seit Beginn der Pandemie sind auch die Themen Homeoffice und flexible Arbeitszeiten zunehmend in den Fokus der Öffentlichkeit geraten. Dies habe laut Bruns zur Folge, dass sich das Interesse an Pflegeberufen stark reduziert hat. Um gegen diesen Trend vorzugehen, müsse allen Menschen der Sinn und die Bedeutung der Arbeit in Medizin und Pflege verdeutlicht und die Vergütung in diesen Berufen attraktiver gestaltet werden.
„Alarmstufe Rot“
In der jetzigen Situation der Kliniken fordert Bruns eine „schnelle Lösung jenseits von Reformen“. Die Akutkrankenhäuser und die Vorsorge- und Rehabilitationskliniken haben gerade mit einer bundesweiten Aktion die „Alarmstufe Rot“ ausgerufen und darauf aufmerksam gemacht, dass die Politik jetzt reagieren und gegensteuern muss, um das Aus vieler Leistungserbringer zu verhindern. Die Leistungserbringer fordern zum 1. Oktober die sofortige Wiedereinsetzung des pandemiebedingten Mindererlösausgleichs sowie die Wiedergewährung des bisherigen Hygienezuschlages. Ergänzend hierzu werden Zuschläge zum Ausgleich der inflationsbedingten Kostensteigerungen und klare Regelungen gefordert, wie eine Vervielfachung der Gas- und Stromkosten durch die Kostenträger refinanziert werden kann.