Intensivmediziner fordern Ausbau der Telemedizin

Wegen überlasteter Kliniken drängen Intensivmediziner auf den flächendeckenden Ausbau der Telemedizin, mit der Ärzte aus der Ferne konsultiert werden können.

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(Bild: Marko Aliaksandr/Shutterstock.com)

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Aufgrund der überlasteten Kliniken fordert Intensivmediziner Professor Gernot Marx – der auch Vizepräsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi) ist – den flächendeckenden Ausbau der Telemedizin, wie er gegenüber den Zeitungen der Funke Mediengruppe gesagt hat. Mit der Telemedizin können Ärzte Patienten beispielsweise über Videosprechstunden, aber auch telefonisch beraten. Auch das Telekonsil gehört zur Telemedizin, bei dem Ärzte andere Ärzte oder Pflegekräfte aus einem bestimmten Spezialgebiet um Rat fragen können. Deren Etablierung sei laut Marx sowohl für Mitarbeiter als auch für Patienten von "enormer Bedeutung".

"Kurzfristig ermöglicht Telemedizin die Versorgung vieler schwerkranker Patienten auch in kleinen Krankenhäusern auf universitärem Niveau", erklärte Marx. Auf diese Weise können Intensivmediziner aus medizinischen Zentren angefragt werden und rund um die Uhr andere Ärzte oder Pflegekräfte über einen Bildschirm beraten. Man habe in der Pandemie sehr kurzfristig Strukturen aufbauen und zeigen können, "Tele-Intensivmedizin rettet Leben", sagte Marx. Problematisch sei jedoch, dass bisher nicht alle Krankheitsbilder in die Regelfinanzierung überführt wurden.

DIVI-Präsident Marx ist auch Sprecher des kürzlich gegründeten Bereichs "Digitale Medizin" des Divi, das Themen wie KI, Präzisionsmedizin, Telemonitoring oder Robotik bündeln soll. Das Divi will sich dafür einsetzen, dass die Versorgung mit digitalen Prozessen erleichtert wird. Beim Tag der Intensivmedizin im Juni 2022 hatte er bereits angekündigt, dass das Divi-Intensivregister – in dem auch Zahlen zu Covid-19-Patienten auf den Intensivstationen und der Bettenbelegung auf den Stationen dokumentiert sind – weiter fortgeführt werde. "Es hat uns überhaupt erst Prognosen wie auch die Vorbereitung von strategischen Verlegungen ermöglicht", sagte er gegenüber der dpa. Dennoch kritisierte er damals eine unzureichende automatisierte Datenerfassung, da vieles noch händisch laufe.

Erst im Oktober 2022 hat eine Umfrage des IT-Branchenverbands Bitkom und des Ärzteverbands Hartmannbund unter Ärzten ergeben, dass die Mehrheit der Befragten (57 Prozent) sich mit anderen Fachleuten aus der Ferne beratschlagen wollen – bei 32 Prozent sei dies bereits der Fall. Außerdem werde mehr Tempo beim Ausbau digitaler Medizin in Kliniken und Arztpraxen gewünscht. Zudem sei die Skepsis bei der Digitalisierung in Kliniken geringer als in niedergelassenen Praxen. Das liege daran, dass in Kliniken die Krankenhaus-IT auf mehreren Schultern verteilt sei, wohingegen bei Praxen die Ärzte in der Verantwortung sind.

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Korrigiert, dass Gernot Marx inzwischen Vizepräsident ist.

(mack)