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Zukunft der Geburtsstation ungewiss: Helios-Klinik kämpft um Fachkräfte

Hünfeld: Geburtsstation im Helios-Krankenhaus fehlen Hebammen
Die Zahl der Neugeborenen im Helios St. Elisabeth-Krankenhaus geht seit Jahren kontinuierlich zurück. © Sabrina Mehler

Die Entwicklung ist auffällig: Im Helios St. Elisabeth Krankenhaus in Hünfeld gehen die Geburtenzahlen seit 2018 beständig zurück. 330 Geburten im Jahr 2022 sind so wenig wie lange nicht. Die Krankenhaus-Leitung erklärt, dafür gebe es besondere Gründe.

Von 2016 bis 2018 meldete Helios in Hünfeld jedes Jahr mehr als 600 Geburten. Jetzt kommt die Zahl nach einem kontinuierlichen Rückgang bei rund der Hälfte an: 330. Klinikgeschäftsführer Sebastian Mock erklärt den Rückgang so: „Wie viele andere Geburtskliniken spüren auch wir den Fachkräftemangel.“

„So war es durch einen Mangel an Hebammen 2022 mehrmals erforderlich, den Kreißsaal vorübergehend abzumelden, weil wir nicht alle Schichten besetzen konnten. Hierdurch verringerte sich die Geburtenzahl in unserer Klinik von 416 im Jahr 2021 auf 330 Geburten im Jahr 2022.“

Hünfeld: Weniger Neugeborene auf Geburtsstation im Helios-Krankenhaus

Die Lage sei nicht einfach, sagt Mock – auch durch die Konkurrenz der zwei Geburtsstationen in Fulda: „Wir gehen davon aus, dass sich der Fachkräftemangel in der Zukunft weiter verschärfen wird. Speziell in unserem Versorgungsgebiet, in dem mehrere Kliniken in einem kleinen Umkreis um rares und sehr spezialisiertes Personal buhlen, wird dies ein Thema bleiben.“

Helios verfolge das Ziel, durch moderne Wege im Personalmarketing und attraktive Arbeitsbedingungen neue Mitarbeiter für die Geburtshilfe zu gewinnen. Helios denke auch über alternative Dienstkonzepte von Hebammen nach. „Wenn es uns gelingt, dauerhaft ausreichend Fachkräfte zu gewinnen, werden wir die Geburtshilfe auch in Zukunft betreiben können“, erklärt Mock.

Der Stadt Hünfeld ist die Geburtsstation wichtig, sagt Erster Stadtrat Stefan Schubert (CDU): „Die Stadt hofft ebenso wie die Stiftung Bürgerhospital und St.-Elisabeth-Krankenhaus Hünfeld als Mitgesellschafterin der Helios-Klinik Hünfeld, dass die Maßnahmen zur Personalgewinnung zum Erfolg führen.“ (Lesen Sie auch: Erfolgreich integriert: Indische Fachkräfte absolvieren Anpassungslehrgang am Eichhof Krankenhaus)

Personalmangel auf Geburtsstation in Hünfeld: Helios kämpft um Hebammen

Die Klinik mit ihrer Geburtshilfe sei sehr wichtig für die ortsnahe Versorgung der Menschen im Hünfelder Land und weit darüber hinaus. Schubert verspricht: „Wir unterstützen alle Maßnahmen, die dazu beitragen, dass die Klinik auch in der Gynäkologie und Geburtshilfe ihrem wichtigen Versorgungsauftrag gerecht werden kann.“

In der Region haben schon zahlreiche Krankenhäuser ihre Geburtsstationen geschlossen: Bad Brückenau 1996, Lauterbach und Schlüchtern 2005, Bad Kissingen 2015, Alsfeld 2016. Die Begründung des Helios St. Elisabeth-Krankenhauses in Bad Kissingen für die Schließung steht für die Probleme auch anderer Geburtsstationen: geringe Geburtenzahlen, Wettbewerb mit großen Geburtskliniken und Perinatalzentren, keine Hebammen.

Die Hebamme Doris Wytopil aus Sinntal betreut seit 35 Jahren Schwangere aus dem Raum Schlüchtern und Bad Brückenau, die zur Geburt viel weiter fahren müssen als Schwangere vor einigen Jahren. Sie berichtet: „Die Verunsicherung bei den Frauen ist groß. Um nicht zu spät im Kreißsaal zu sein, fahren viele Schwangere früh los – und werden vom Krankenhaus dann manchmal wieder nach Hause geschickt.“

Die Verunsicherung bei den Frauen ist groß. Um nicht zu spät im Kreißsaal zu sein, fahren viele Schwangere früh los.

Hebamme Doris Wytopil 

Die Hebamme klagt: „Die Geburt sollte eigentlich ein Ort der Sicherheit sein. Mit diesen Rahmenbedingungen gelingt das kaum.“ (lesen Sie auch hier: Das waren 2022 die beliebtesten Babynamen im Kreis Fulda - Top 20 für Jungs und Mädchen). Was macht ein Landkreis, der keine Geburtsstationen mehr hat?

Emil Müller (CSU), Vize-Landrat in Bad Kissingen, sagt: „Natürlich ist es schade, dass wir im Landkreis keine Geburtsstation haben – eine Situation, mit der immer mehr Landkreise zu kämpfen haben. Aber wir als Kreisverwaltungsbehörde können diesen Zustand nicht beeinflussen, und die meisten Eltern haben sich mit dem Status Quo mittlerweile arrangiert.“

Video: Vom Amt genehmigt - die kuriosesten Babynamen des Jahres 2022

Der Landkreis Bad Kissingen (Unterfranken) stelle fest, dass sich werdende Mütter ihre Geburtsklinik gezielter aussuchen als früher. Müller erklärt: „So werden oft Kliniken gewählt, die neben einem Kreißsaal auch eine Kinderstation unter ihrem Dach haben. Insofern haben werdende Mütter die aktuelle Situation mit beeinflusst.

Denn die Krankenhausträger haben sich vor allem deshalb entschieden, die Kreißsäle zu schließen, weil die Nachfrage gesunken ist.“ Die Schwangeren aus dem Landkreis Bad Kissingen brächten ihre Kinder jetzt vor allem in Bad Neustadt/Saale, Würzburg, Schweinfurt und Fulda zur Welt. (Lesen Sie auch: Weniger Babys im Kreis Fulda als in den Vorjahren - Klinikum knackt Allzeit-Rekord)

Bundesweit geht die Zahl der Geburtsstationen seit Jahren stark zurück – zwischen den Jahren 1991 und 2018 um rund 43 Prozent. 1991 gab es noch 1186 Geburtsstationen. 2018 betreuten dann nur noch 682 Kliniken Frauen bei der Geburt eines Kindes.

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