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Weniger GeburtenZahl der Neugeborenen in Köln sinkt um 10 Prozent

Lesezeit 4 Minuten
Ein Baby klammert sich an den Finger seiner Mutter.

Ein Baby klammert sich an den Finger seiner Mutter (Symbolbild).

In Köln sind im vergangenen Jahr deutlich weniger Kinder geboren worden als 2021. Nur im Krankenhaus Porz kamen mehr Babys zur Welt, während die anderen Kliniken teils enorme Rückgänge verzeichneten.

Nach Recherchen der Rundschau wurden 2022 in den acht Kölner Geburtskliniken insgesamt 12.635 Kinder geboren. Das waren 1362 Babys weniger als im Vorjahr, ein Minus von 9,7 Prozent. 2021 hatte es in Köln ein Plus an Neugeborenen in Höhe von fünf Prozent gegeben. Der Rückgang fällt nun deutlich stärker aus.

Rückgang stärker als im Landestrend

Betrachtet man nur die Kinder, deren Eltern in Köln wohnen, so ist die Zahl der Neugeborenen 2022 auf den tiefsten Stand seit 2013 gesunken (siehe Grafik). Laut einer ersten Schätzung des Statistischen Landesamts IT NRW wurden 2022 nur rund 10.000 kleine Kölnerinnen und Kölner geboren. Weniger als 10.000 waren es zuletzt im Jahr 2010.

Die Prognose von IT NRW beruht auf Meldungen der Stadt Köln bis Ende September, der Rest ist geschätzt. Für 2021 hatte IT NRW vor einem Jahr 11 220 neugeborene Kölnerinnen und Kölner vorhergesagt. Die später von der Stadt Köln veröffentlichte endgültige Zahl lag mit 11 127 Neugeborenen leicht darunter.

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Der Geburtenrückgang in Köln fällt deutlich stärker aus als im Landesdurchschnitt. NRW-weit geht IT NRW von einem Minus von 6,3 Prozent aus. Köln belegt in den Prognosen mit einem erwarteten Minus von 13,9 Prozent den letzten Platz in NRW.

Gründe sind unbekannt

Gründe für den Geburtenrückgang sind bislang nicht bekannt. Im zweiten Pandemiejahr 2021 waren sowohl in Köln als auch landesweit mehr Kinder als im Vorjahr geboren worden.

In Köln kamen im vergangenen Jahr erneut die meisten Kinder in der Uniklinik zur Welt. Mit 2115 Neugeborenen waren es aber fast ein Fünftel (18,4 Prozent) weniger als ein Jahr zuvor. Unter den 244 Zwillingskindern, die in der Uniklinik geboren wurden, waren auch zwei siamesische Zwillinge, die erfolgreich getrennt werden konnten.

Im Krankenhaus der Augustinerinnen in der Südstadt wurden 1990 Babys geboren - 23 Kinder weniger als 2021 (minus 1,1 Prozent). Damit behauptete das Severinsklösterchen Platz zwei in Köln gemessen an der Zahl der Neugeborenen. Betrachtet man hingegen die Zahl der Geburten, liegt das Severinsklösterchen, wo ausschließlich Einlinge zur Welt kamen, mit 1990 Geburten sogar vor der Uniklinik, die 1979 Geburten betreute, darunter 1853 Einlingsgeburten, 122 Zwillingsgeburten und sechs Drillingsgeburten.

Die städtische Klinik Holweide fiel mit 1527 Neugeborenen (minus 15,2 Prozent) von Platz drei auf Platz sechs zurück. In Holweide gab es 2022 eine der sehr seltenen Vierlingsgeburten. Auf dem dritten Platz rangiert nun das Krankenhaus Porz, das mit 1708 Neugeborenen als einzige Kölner Klinik einen Zuwachs verzeichnete. Hier kamen 47 Kinder mehr zur Welt als 2021 (plus 2,8 Prozent). Am größten war der Geburtenrückgang im Evangelischen Klinikum Weyertal. Hier wurden 1011 Kinder geboren (minus 26,0 Prozent).

Mehrlingsgeburten nehmen weiter zu. 2022 kamen in Köln 698 Zwillingskinder zur Welt (2021: 616) sowie 30 Drillingskinder (2021: 12). Wachsender Beliebtheit erfreut sich in Köln das Gebären mit Hebammen ohne ärztliche Hilfe. Im Geburtshaus Ehrenfeld wurden 155 Kinder geboren sowie 47 bei vom Geburtshaus betreuten Hausgeburten. Das waren 9,2 Prozent mehr als im Vorjahr.

Das im August 2021 eröffnete Lindenthaler Geburtshaus verzeichnete 154 Neugeborene. Die Hebammen-Praxis „Geborgen geboren“ in der Südstadt betreute 63 Hausgeburten in Köln. Somit gab es 2022 in Köln mindestens 419 Geburten außerhalb von Kliniken, die exakte Zahl der Hausgeburten ließ sich nicht ermitteln. Ein Teil der in den Kölner Kliniken geborenen Kinder stammt aus dem Umland, der Anteil der Auswärtigen betrug in früheren Jahren bis zu knapp einem Viertel. Dieser Trend zeichnet sich auch für 2022 ab. Genaue Zahlen veröffentlicht die Stadt noch.

Das Kölner Standesamt beurkundete im Jahr 2022 insgesamt 13.145 Neugeborene, die in Köln zur Welt kamen, von denen viele aber nicht in Köln wohnen. Bei 12.635 in Kölner Kliniken Geborenen lässt das darauf schließen, dass im Jahr 2022 in Köln zu Hause und in Geburtshäusern insgesamt 510 Kinder geboren wurden. Allerdings kann es durch verspätete Kindesanmeldungen und Nachbeurkundungen aus dem Vorjahr bei den Geburtenzahlen zu Verschiebungen kommen. 2021 hatte das Kölner Standesamt 14.121 Neugeborene beurkundet. Das waren 976 mehr als im vergangenen Jahr. Der Geburtenrückgang im Jahr 2022 inklusive der außerhalb Kölns lebenden Kinder betrug demnach 6,9 Prozent.


Marie und Noah die beliebtesten Namen

  • 98 neugeborene Mädchen erhielten nach Angaben des Standesamts Köln im vergangenen Jahr den ersten Vornamen Marie, der sich seit langem großer Beliebtheit in Köln erfreut, aber in den Jahren 2021 und 2020 von Emilia von Platz 1 verdrängt wurde. Mit 77 Kindern belegte Emilia nun den zweiten Platz.
  • Auf Platz drei folgte Mia mit 73 kleinen Kölnerinnen (Vorjahr: Charlotte). Bei den Jungen hat Spitzenreiter Noah weiterhin die Nase vorn. Diesen ersten Vornamen wählten frischgebackene Kölner Eltern 93 Mal. Auch auf den Plätzen zwei und drei blieb alles beim Alten. Hier setzten sich Paul (91-mal) und Leon (79-mal) durch.
  • 5061 im Jahr 2022 geborene Kölner Babys bekamen einen zweiten Vornamen. 490 Kinder erhielten drei Vornamen und 29 Kinder mehr als drei Vornamen. (fu)
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