Patiententransport-Reform bei Asklepios: Mehrbelastung für alle?

In den Hamburger Asklepios-Kliniken sollen Pa­ti­en­ten künftig von qualifiziertem Pflegepersonal transportiert werden. Das finden nicht alle gut.

Zwei Mitarbeiterinnen schieben zwei Patientinnen in Rollstühlen durch einen Krankenhausflur.

Künftig braucht man dafür eine Ausbildung: Patient*innen-Transport im Asklepios-Klinikum Wandsbek Foto: Daniel Bockwoldt/dpa

HAMBURG taz | Pa­ti­en­ten für eine Untersuchung von einer Station zur nächsten zu bringen, ist in den Krankenhäusern der Asklepios-Gruppe in Hamburg alltägliche Praxis. Bislang übernehmen Hilfskräfte, die nicht in der Pflege ausgebildet sind, den Patiententransport. Doch das System, das sich lange bewährt hat, wird nun schrittweise in allen Asklepios-Kliniken verworfen. Künftig sollen qualifizierte Kran­ken­pfle­ge­hel­fe­r sowie Gesundheits- und Pfle­ge­as­sis­ten­ten (GPAs) für den Patiententransport verantwortlich sein. Um sich gegen diesen Vorstoß zu wehren, zog der Betriebsrat der Asklepios-Klinik in Altona nun vor das Hamburger Arbeitsgericht.

Jahrelang setzte Asklepios beim Krankentransport in den Kliniken auf Hilfskräfte externer Dienstleistungsunternehmen. In den vergangenen Jahren bot das Klinikunternehmen den Hilfskräften dann eine Ausbildung zum Krankenpflegehelfer oder Gesundheits- und Pflegeassistenten (GPA) an. Fertig ausgebildet, werden sie in der direkten Patientenversorgung auf den Stationen eingesetzt. Aber nicht nur das: Künftig sollen sie auch auf den Stationen den Patiententransport übernehmen, „wo zuvor das entsprechende Pflegehilfspersonal aufgebaut wurde“, wie Asklepios-Pressesprecher Mathias Eberenz erklärt.

Mehr ausgebildete Pflegehelfer – das klingt nach einer Entlastung des Pflegepersonals, das ohnehin täglich an der Belastungsgrenze arbeitet. Warum befürchten dennoch gerade die examinierten Pflegekräfte durch das veränderte System beim Patiententransport eine steigende Arbeitsbelastung? Axel Hopfmann vom „Hamburger Bündnis für mehr Personal im Krankenhaus“ erklärt: „Wenn die Hilfskräfte weiterqualifiziert sind, müssen sie oft noch von dem ausgebildeten Pflegepersonal beaufsichtigt werden.“ Vor allem die Pflege am Bett sei für die ehemaligen Hilfskräfte herausfordernd, etwa ein Verbandswechsel oder das Füttern von Patienten.

Und weil GPAs und Krankenpflegehelfer die Patiententransporte bislang nur in Ausnahmesituationen – wie hohen Krankenständen bei den Hilfskräften – übernommen haben, werden auch sie durch die Reform in den Asklepios-Kliniken stärker belastet. Das berichtet auch eine Krankenpflegehelferin eines Hamburger Asklepios-Klinikums, die schon für den Patiententransport zuständig ist: „Das raubt uns die letzten Kräfte.“ Sie möchte anonym bleiben, zu groß ist die Angst vor einer Abmahnung durch Asklepios.

Ab dem kommenden Jahr bekommen Krankenhäuser nur für eine qualifizierte Pflegekraft Geld aus dem Pflegebudget

Den Vorstoß des Klinik-Unternehmens noch aufzuhalten – das hat der Betriebsrat der Asklepios-Klinik in Altona versucht, indem er eine einstweilige Verfügung einreichte und damit vor das Hamburger Arbeitsgericht zog. In der Verhandlung vom 5. Januar dieses Jahres kamen Arbeitgeber und Betriebsrat zu keiner Einigung. Doch schon jetzt steht fest: Krankenpflegehelfer und GPAs sind in Zukunft auf ausgewählten Stationen für den Patiententransport zuständig – genau, wie Asklepios es geplant hatte.

Jetzt versucht der Altonaer Betriebsrat nur noch durchzusetzen, dass Asklepios immer erst eine Gefährdungsbeurteilung durchführen muss, bevor die Hilfskräfte abgezogen und damit die GPAs für den Patiententransport verantwortlich gemacht werden.

Doch warum hält Asklepios trotz des Widerstands ihres Pflegepersonals an dem neuen Konzept für den Patiententransport fest? Die offizielle Begründung von Asklepios-Pressesprecher Eberenz lautet: „Wir sind der Überzeugung, dass es auch bei Transporten von Pa­ti­en­t:in­nen innerhalb der Klinik von Vorteil ist, wenn weiterqualifiziertes Personal eingesetzt wird.“ Axel Hopfmann vom „Hamburger Bündnis für mehr Personal im Krankenhaus“ erklärt, die Krankenhäuser hätten einen finanziellen Anreiz, möglichst viel Pflegepersonal einzustellen: „Für jede Pflegestelle am Bett des Patienten bekommt die Klinik Geld aus dem Pflegebudget.“

Ab nächstem Jahr dürfte dieser finanzielle Anreiz für die Kliniken nochmals steigen. Denn 2024 wird das Pflegebudget gestrafft: Dann bekommen Krankenhäuser nur für eine qualifizierte Pflegekraft Geld aus dem Pflegebudget – also etwa für die Krankenpflegehelfer und GPAs, die Asklepios momentan fleißig ausbildet und unter anderem für den Patiententransport einstellt.

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