Städtische Krankenhäuser:Die Zukunft der München Klinik muss warten

Lesezeit: 2 min

Mit einem Minus von 36 Millionen Euro rechnen die fünf städtischen Häuser - hier das Klinikum Schwabing. (Foto: Florian Peljak)

Ursprünglich sollte das neue Medizinkonzept der fünf städtischen Krankenhäuser in dieser Woche vorgestellt werden, dann verschwindet es zeitweise von der Tagesordnung des Aufsichtsrats - auch wegen des anstehenden Wechsels in der Chefetage.

Von Anna Hoben

Der Jahresabschluss ist noch nicht fertig, aber dass die städtischen Krankenhäuser im vergangenen Jahr einen hohen Verlust eingefahren haben, steht fest. Mit einem Minus von 36 Millionen Euro rechnete das kommunale Unternehmen zuletzt. Die Ursachen sind vielfältig. So wurden in den Kliniken viel weniger Patienten behandelt als erwartet - auch, weil wegen des chronischen Personalmangels oftmals eine dreistellige Zahl von Krankenbetten nicht belegt werden konnte.

Zudem sind die Energiekosten stark gestiegen. Extrem belastet, wenn nicht übernommen, hat sich die München Klinik auch mit ihrem Bauprogramm. Mehr als eine Milliarde Euro werden die Sanierung und die Neubauten in Schwabing, Harlaching, Bogenhausen und Neuperlach kosten. Auch der Ausblick für dieses Jahr sieht düster aus - nach vielen harten Sanierungsjahren steht die München Klinik mit ihren fünf Standorten finanziell erneut da wie am Anfang: als Sanierungsfall.

Newsletter abonnieren
:München heute

Neues aus München, Freizeit-Tipps und alles, was die Stadt bewegt im kostenlosen Newsletter - von Sonntag bis Freitag. Kostenlos anmelden.

In der Chefetage wird deshalb seit einiger Zeit an einem neuen Medizinkonzept gearbeitet, es soll überschrieben sein mit "Zielbild 2030". Die Details sind noch unbekannt; klar ist aber, dass unter anderem über eine Reduzierung der Bettenzahl sowie die Schließung oder Zusammenlegung von Stationen nachgedacht wird. Eigentlich hätte der Stadtrat noch im ersten Quartal dieses Jahres in nicht-öffentlicher Sitzung über die konkreten Vorschläge entscheiden sollen. Doch nun zeichnet sich ab, dass es noch dauern wird. Die Zukunft der München Klinik muss warten.

Vom bisherigen Führungstrio bleibt wohl niemand im Amt

Kommenden Donnerstag tagt der Aufsichtsrat der kommunalen Krankenhäuser. Dort hätte das neue Medizinkonzept vorgestellt werden sollen. Doch zwei Wochen vor der Sitzung wurde das Thema von der Tagesordnung genommen. Man wolle noch kein Konzept festlegen, bevor die neue Geschäftsführung im Amt sei, so die Begründung. Denn was vor einigen Wochen so noch nicht absehbar war: An der Unternehmensspitze kommt es gerade zu einem radikalen Neuanfang. Alle drei Geschäftsführer sollen, beziehungsweise müssen ersetzt werden. Klinik-Chef Axel Fischer kündigte vor Weihnachten seinen Rückzug an, er will möglichst schon im Sommer ausscheiden. Und auch sonst bleibt vom bisherigen Führungstrio wohl niemand im Amt.

Ein weiterer Grund, warum mit dem Medizinkonzept nun doch noch abgewartet werden soll, ist die Krankenhausreform von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). Der Reformentwurf soll bis zum Sommer kommen und wird auch Auswirkungen auf die Planungen der Münchner Kliniken haben. Das viel kritisierte bisherige Abrechnungssystem der Fallpauschalen müsse überwunden werden, hatte Lauterbach immer wieder angekündigt. Denn die München Klinik ist freilich nicht die einzige, die in der Misere steckt - seit Jahren befinden sich viele deutsche Krankenhäuser in einer Art Dauerkrisenmodus. Bei der Aufsichtsratssitzung soll der Gesundheitsökonom Boris Augurzky sprechen, er ist Mitglied der Regierungskommission Krankenhausversorgung.

SZ PlusKindermedizin
:Plötzlich sind die hausgemachten Zäpfchen gefragt wie nie

Weil Kindermedizin derzeit knapp ist, produziert die Klösterl-Apotheke in München derzeit so viel Zäpfchen und Fiebersaft wie noch nie zuvor. Doch die damit verbundene Bürokratie macht ihr zu schaffen.

Von Sabine Buchwald

Mittlerweile steht auch der Punkt Medizinkonzept wieder auf der Tagesordnung. Hintergrund ist wohl, dass die Arbeitnehmervertreter in einem Brief an den Aufsichtsratsvorsitzenden, Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD), die Absetzung kritisiert und eine Diskussion darüber gefordert hatten. Die Vorschläge, wie die München Klinik fit für die Zukunft gemacht werden soll, könnten also zumindest grob angerissen, aber sicher nicht abschließend besprochen werden. Informierte Kreise im Rathaus rechnen damit, dass das Medizinkonzept nicht vor 2024 in den Stadtrat kommt.

Linken-Fraktionschef Stefan Jagel, der auch Korreferent des Gesundheitsreferats und damit das Bindeglied des Stadtrats zur Verwaltung ist, findet es richtig, dass letztlich die neue Geschäftsführung das Medizinkonzept erarbeiten soll. Wichtig sei ihm vor allem, dass die Beschäftigten der Krankenhäuser in einem Beteiligungsprozess eingebunden werden, sagte er. CSU-Fraktionsvize Hans Theiss sagte, das Medizinkonzept müsse so schnell wie möglich öffentlich im Stadtrat diskutiert werden. "Die grün-rote Langsamkeit und Geheimniskrämerei sind fahrlässig und gegenüber den Münchnern unanständig."

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ-Podcast "München persönlich"
:Hat München Corona hinter sich?

Die Virologin Ulrike Protzer kann durchs Reagenzglas in die Zukunft schauen - sie gibt eine Prognose, wie in München das Leben mit dem Virus dieses Jahr aussehen wird. Ein Gespräch über Prominenz und die wahren Aufgaben von Forscherinnen.

Von Ulrike Heidenreich

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: