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Zukunftspläne bekannt: Krankenhaus Schongau droht das Aus, Weilheim soll weiter wachsen

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Zwei Varianten gibt es für die Zukunft des Schongauer Krankenhauses. Entweder es wird komplett geschlossen oder zumindest einige Akutpflegeplätze bleiben erhalten. Allerdings ohne Notaufnahme und ärztliches Personal. HH/ARCHIV
Zwei Varianten gibt es für die Zukunft des Schongauer Krankenhauses. Entweder es wird komplett geschlossen oder zumindest einige Akutpflegeplätze bleiben erhalten. Allerdings ohne Notaufnahme und ärztliches Personal. © Hans-Helmut Herold/Archiv

Lange herrschte nach dem Bürgerentscheid Unklarheit bei den Mitarbeitern der Krankenhaus Weilheim-Schongau GmbH darüber, wie es weitergehen soll. Gestern wurden sie offiziell informiert. Für die Zukunft des Krankenhausstandorts Schongau sieht es schlecht aus.

Landkreis – Es ging schnell: Am Montag tagte der Aufsichtsrat der Krankenhaus Weilheim-Schongau GmbH gemeinsam mit Gutachter Prof. Norbert Roeder und dem Vertreter der Bayerischen Krankenhausgesellschaft, Roland Engehausen. Einziges Thema: Die Zukunft der Krankenhaus GmbH.

Am Mittwoch wurde das Aktionsbündnis Pro Krankenhaus Schongau über die Ergebnisse informiert, gestern fanden Mitarbeiterversammlungen statt, damit auch die Belegschaft die Zukunftspläne kennt. Im Gespräch mit der Heimatzeitung erläuterte Landrätin Andrea Jochner-Weiß anschließend, was beschlossen wurde.

Die Ausgangslage

Die Krankenhaus Weilheim-Schongau GmbH befindet sich in einer schwierigen Situation. Für das Schongauer Krankenhaus finden sich kaum Bewerber aus dem ärztlichen Bereich. Das Defizit der GmbH hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Ersten Schätzungen zufolge soll der Gesamt-Zuschussbedarf der GmbH für 2022 bei rund 20 Millionen Euro liegen. Eine Belastung, die für den Kreishaushalt auf Dauer nicht zu schultern ist. Dazu kommen die Pläne der Bundesregierung zur Gesundheitsreform, die starke Auswirkungen auf die Krankenhauslandschaft haben werden.

Bislang bevorzugten Landkreis und Krankenhaus GmbH den Plan, ein neues Zentralkrankenhaus zu errichten und aus dem heutigen Standort Schongau ein Ambulanzzentrum zu errichten. Diesen Plänen wurde durch den Bürgerentscheid Anfang Dezember ein Strich durch die Rechnung gemacht. Dadurch sieht sich der Landkreis verpflichtet, für die Dauer von einem Jahr – so lange hat der Bürgerentscheid Gültigkeit – die bestehende Struktur aufrecht zu erhalten. „Daran werden wir uns auch halten“, so Landrätin Andrea Jochner-Weiß. Die nötigen Mittel für den Weiterbetrieb in der bisherigen Form seien im Haushalt vorgesehen. Das neue Zentralkrankenhaus ist vom Tisch. Voraussichtlich zum 1. Januar 2024 soll die Gesundheitsreform in Kraft treten. Um die dann formulierten Anforderungen erfüllen zu können, gibt es prinzipiell zwei Varianten für die Zukunft des Krankenhauses, die intensiv untersucht werden:

Variante 1

Die Landrätin lässt deutlich erkennen, dass sie Variante 1 bevorzugen würde. Ziel dieser Variante ist, das Krankenhaus in Weilheim zu einem Versorger der Stufe 2 zu entwickeln. Das bedeutet, dass hier eine „Regel- und Schwerpunktversorgung“ angeboten werden soll. Krankenhaus-Geschäftsführer Thomas Lippmann hatte bereits klargestellt, dass es „eine Herausforderung“ wäre, zumindest mit dem Standort Weilheim die damit verbundenen Anforderungen zu erfüllen.

Das Schongauer Krankenhaus soll nach den Planungen in Variante 1 zu einer Einrichtung der Versorgungsstufe „1i“ werden. Das bedeutet, dass dort nur noch akutpflegerische Maßnahmen möglich wären. Keine Notaufnahme, keine weiteren Abteilungen – höchstwahrscheinlich auch keine Geburtenstation. Krankenhäuser der Stufe 1i brauchen laut dem Lauterbach-Plan keine Ärzte, sondern können „von qualifizierten Pflegefachpersonen“ geleitet werden.

Auf Nachfrage erklärt die Landrätin, was das konkret bedeuten würde: „Die Frage kam vom Aktionsbündnis, was dann passiert, wenn nachts ein medizinischer Notfall auftritt. Meine Antwort war klar: Dann kann er nicht mehr wie bisher ins Schongauer Krankenhaus eingeliefert werden.“

Variante 2

Ebenfalls untersucht wird allerdings auch die Variante, das Schongauer Krankenhaus komplett zu schließen und lediglich Weilheim zu einem Haus der Versorgungsstufe 2 auszubauen. Im Gegensatz zu früheren Darstellungen, nach denen am heutigen Standort in Weilheim keinerlei Erweiterungsmöglichkeiten bestehen würden, sieht Landrätin Jochner-Weiß dort mittlerweile auch durchaus im Umfeld noch Optionen, um gegebenenfalls weitere Gebäude zu errichten, um die Versorgungsstufe zu erreichen.

Wie geht es weiter?

Die beiden vorliegenden Varianten sollen nun genau untersucht werden – mit Unterstützung des bisherigen Krankenhaus-Gutachters und der Bayerischen Krankenhausgesellschaft. Voraussichtlich im Sommer soll die Gesundheitsreform von Bundestag und Bundesrat beschlossen werden. Ist dies erfolgt, muss zuerst der Aufsichtsrat der Krankenhaus GmbH und anschließend der Kreistag beschließen, welche der beiden Varianten umgesetzt werden soll. Mit Inkrafttreten der Gesundheitsreform – wahrscheinlich also am 1. Januar 2024 – soll dann ein „Transformationsprozess“ eingeleitet werden, um die beschlossene Variante umzusetzen. Für die konkrete Umsetzung ist Stand heute ein Zeitraum von fünf Jahren vorgesehen, da umfangreiche Veränderungen an den bestehenden Strukturen notwendig würden, so die Landrätin.

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