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Göttinger Uni-Klinik: Strikter Sparkurs soll Finanz-Notlage stoppen

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Dunkle Wolken über dem Bettenhaus 1 der Universitätsmedizin Göttingen (UMG)
Dunkle Wolken über der Universitätsmedizin Göttingen (UMG): Weniger Patienten und Fälle in den Corona-Jahren und keine Verbesserung in 2022 führten zu Einnahme-Verlusten. Ein Sparkurs soll helfen. © Thomas Kopietz

Die Universitätsmedizin Göttingen (UMG) befindet sich wirtschaftlich in einer „hochprekären Situation“. Der Vorstand steuert nun gegen.

Göttingen - Der Vorstand der UMG hat vor einigen Tagen den Leitenden in der Uni-Klinik mitgeteilt, dass ein sofortiger Sparkurs dringend notwendig ist.

Vorstand-Stellungnahme zu Sparkurs in der Universitätsmedizin Göttingen

„Der Vorstand der UMG hat aufgrund der aktuellen wirtschaftlichen Lage mit einer kritischen Liquiditätssituation und jahrelangen wirtschaftlichen Defiziten in einem internen Schreiben an alle Führungskräfte der UMG notwendige Konsolidierungsmaßnahmen ausgesprochen“, teilt die UMG auf Anfrage mit.

UMG: Die Liquiden Mittel gehen aus

Um genannte Liquiditätsengpässe auszugleichen, muss folglich gespart werden. Folgen sind ein Investitionsstopp bei Baumaßnahmen, zudem werden auch geplante kurzfristige Investitionen für 2023 reduziert.

UMG: Einstellungsstopp für bestimmte Berufsgruppen

Weiterhin teilt die UMG mit: „Der Vorstand hat deshalb „einen vorübergehenden Einstellungsstopp für ausgewählte Berufsgruppen angekündigt.“ Dabei soll es sich aber nicht um das Pflege-, Therapie- und Ärztepersonal handeln, wie zu hören war.

In dem Schreiben erläutern die Vorstände Wolfgang Brück (Forschung & Lehre), Lorenz Trümper (Krankenversorgung) und Jens Finke (Wirtschaftsprüfung &Administration) sowie Corina Naujock (Leitung Geschäftsführung Kliniken) auch die Gründe für die finanzielle Schieflage der Uni-Klinik.

Einnahmeverluste durch weniger Patienten während der Pandemie

Knackpunkt sind Verluste bei den Erlösen, während der Corona-Pandemie konnten weniger Fälle (Patienten) behandelt werden. Das schlug sich in Erlöseverlusten von mehr als 20 Millionen Euro pro Jahr nieder – im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019.

Sonderzuschüsse sind 2022 ausgelaufen

Zur Erklärung: Die UMG erhielt wie andere Uni-Kliniken in den Vorjahren allerdings Ausgleichszahlungen – auch vom Land Niedersachsen. Diese Unterstützungszahlungen sind im Jahr 2022 ausgelaufen, gleichzeitig kehrte man bei den Fallzahlen aber nicht auf das Niveau von 2019 zurück. Deshalb hat sich die finanzielle Lage drastisch verschlechtert, und die flüssigen Mittel sind knapp. Würde nun nicht gegengesteuert, könnte sich 2023 gar eine Zahlungsunfähigkeit einstellen.

Ziel ist es, die Liquidität zu sichern

„Diese Maßnahmen dienen dazu, die Liquidität der UMG zu sichern und erforderliche Finanzmittel für zukünftige notwendige strategische Handlungsfelder aufzubauen und die Handlungsfähigkeit zu erhalten“, begründet die UMG in einer Stellungnahme ihr Handeln und das Schreiben an die Leitenden.

70 Prozent aller deutschen Kliniken machten 2022 ein Minus

Die Göttinger Uni-Klinik steht mit den Finanzproblemen nicht alleine da: In Deutschland erwarteten 70 Prozent aller etwa 2000 Kliniken in Deutschland ein Minus in der Jahresbilanz, unter den etwa öffentlichen Krankenhäusern, wie den 32 Universitätskliniken, waren es sogar 90 Prozent. Übrigens: Diese 32 versorgen aber fast zehn Prozent aller Fälle.

Uni-Klinika nehmen eine Sonderrolle ein

Besonders schwierig ist es für die Uni-Klinika finanziell klar zu kommen, denn diese Maximalversorger müssen alle wichtigen Behandlungen vorhalten, schwierigste und seltenste Fälle behandeln, die zum Teil gar nicht kostenneutral gestaltet werden können. Zudem leisten sie einen Großteil der Grundlagenforschung und Anwendungsleistungen am Patienten. Bessere Vergütungen als andere Häuser erhalten die Uni-Klinika aber nicht.

Ex-UMG-Chef Kroemer kämpft für neue Krankenhausfinanzierung

Der ehemalige UMG-Vorstandssprecher und jetzige Vorstandsvorsitzende der Charité in Berlin, Prof. Heyo Krömer, kämpft deshalb seit Jahren um ein besonderes Vergütungssystem der Universitätskliniken, die noch als Landesbetriebe auch am Tropf der Bundesländer hängen. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat eine Neustrukturierung der Krankenhausfinanzierung vorgeschlagen. Enger Berater ist auch Heyo Krömer. (Thomas Kopietz)

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