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Helios in Wiesbaden: „Streikrecht unterminiert“

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Auf der Dialysestation und im Kreißsaal wurde nicht gestreikt.
Auf der Dialysestation und im Kreißsaal wurde nicht gestreikt. © Renate Hoyer

Verdi und Betriebsrat werfen Klinikleitung vor, die Notfallvereinbarung zu brechen. Geschäftsführung setzt Personal ein, das sonst nicht auf Station tätig ist.

Der Betriebsrat der Helios Horst-Schmidt-Kliniken (HSK) in Wiesbaden und die Gewerkschaft Verdi werfen der HSK-Geschäftsführung vor, sich nicht an die Notdienstvereinbarung für den gestrigen Streiktag gehalten zu haben. Damit sich ein Teil des Personals am Streik beteiligen kann, und um die Patienten nicht zu gefährden, sei für einige Stationen eine Höchstzahl an Patienten festgelegt worden, berichtet die stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Christine Jakob. Doch die sei überschritten worden.

Auf der Unfallchirurgie etwa sollten laut Jakob nur 19 Betten belegt sein, stattdessen haben 38 Patienten behandelt werden müssen. In der Hals-Nasen-Ohren-Abteilung seien etwa 30 anstatt 16 und in der Gastroenterologie 28 statt 22 Patienten zu versorgen gewesen. „Das ist eine Unterminierung des Streikrechts, und die Sicherheit der Patienten wird aufs Spiel gesetzt“, sagt Jakob. An dem Warnstreik, zu dem Verdi in der laufenden Tarifrunde im öffentlichen Dienst aufgerufen hatte, beteiligten sich nach Angaben der Gewerkschaftssekretärin Anja Golder rund 300 HSK-Beschäftigte. Die Streikbereitschaft sei hoch und die Stimmung gut.

Die beiden Frauen kritisieren auch, dass die Geschäftsführung sich geweigert habe, im Vorfeld die Zahl der Behandlungen mit Blick auf den Streiktag zu reduzieren. „Es wurden kurz vor dem Streik noch verschiebbare Operationen angesetzt und viele Patienten einbestellt“, beschwert sich Jakob. Das habe zur Folge, dass die Stationen mit mehr Menschen belegt seien als in den vergangenen Tagen. Dabei seien einige Abteilungen wie die Dialyse, die Psychiatrie, der Kreißsaal, die Intensivstationen, die zentrale Notaufnahme und andere vom Streik ausgenommen worden.

Der Medizinische Klinikgeschäftsführer Ralf Kiesslich versteht die Kritik nicht. Seiner Ansicht nach hat sich die Klinik an die ausgehandelte Notdienstvereinbarung gehalten und vielen Beschäftigten die Streikteilnahme ermöglicht. Es seien auf den Stationen ausreichend „arbeitswillige Mitarbeiter“ eingesetzt worden, die sich um die zusätzlichen Patienten und Patientinnen kümmerten. „Das sind ausgebildete Kräfte wie Mitarbeiter der Pflegedirektion, Praxisanleiter und Casemanager, die bereit sind, die Lücken zu füllen“, sagt Kiesslich. Zudem habe die Klinik außer einer wichtigen Krebsoperation keine planbaren Eingriffe vorgenommen. „Wir akzeptieren das Streikrecht“, betont Kiesslich. Aber die Versorgung müsse sichergestellt werden. An Tagen ohne Streik halte die Klinik ihr Angebot zudem aufrecht.

Um bei weiteren Streiks mehr Einvernehmen mit Verdi und Betriebsrat zu erreichen, schlägt Kiesslich Gespräche vor. Die könnten notwendig sein. Jakob geht davon aus, dass künftig auch über Nacht oder zwei Tage lang gestreikt werden könnte. „Die Kollegen stehen hinter den Forderungen.“

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