„Wie werden wir das Krankenhaus sein, das überlebt, wenn bundesweit 600 bis 700 Krankenhäuser geschlossen werden?“ Diese Frage richtete Simon Wolpold vom Netzwerk für Friedrichshafen an Oberbürgermeister Brand während der Sitzung des Finanz-und Verwaltungsausschusses am Montag. „Durch das ernsthafte Bemühen aller Beteiligten“, entgegnete Brand.

Radolfzell, Bad Waldsee, bald vielleicht auch Wangen – immer mehr Krankenhäuser in der Region müssen schließen. Die Branche hat finanzielle Probleme, die auch an den Kliniken Friedrichshafen und Tettnang nicht vorbei gehen. Die Gründe dafür sind vielfältig – sie reichen von Personalnot, über Sanierungsbedarf bis hin zur Energiekrise. Allein für 2023 wird ein Minus über 16 Millionen Euro erwartet. Ausgeglichen werden die Verluste durch die Zeppelin-Stiftung. Um die Krise zu bewältigen und weiterhin medizinische Versorgung zu gewährleisten, soll der Medizin-Campus Bodensee (MCB) nun durch ein externes Management unterstützt werden.

In der vergangenen Ausschusssitzung erklärte Geschäftsführer des Medizin-Campus Bodensee, Franz Klöckner, noch einmal bündig, in welcher prekären wirtschaftlichen Lage sich der sich der MCB befindet. Das „Krankenhaussterben“, ein bundesweites Problem, würde langfristig zu einer „Unterversorgung der ländlichen Regionen“ führen, befürchtet Klöckner.

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Rechtsanwalt Ulf-Dieter Pape stellte die wichtigsten organisatorischen Aspekte des Vorhabens heraus. Angedacht sei etwa die Anstellung eines zusätzlichen Geschäftsführers – neben dem bestehenden Geschäftsführer Franz Klöckler und den beiden Medizinischen Direktoren Professor Roman Huber und Professor Jochen Wöhrle. Die Unternehmensstrukturen des MCB sollen dabei weitgehend beibehalten werden, betonte Pape ausdrücklich.

Bedenken wegen einer drohenden Privatisierung des MCB kommentierte Oberbürgermeister Brand schon einmal im Gespräch mit dem SÜDKURIER: „Ziel ist keine Privatisierung des Krankenhauses, an den Trägerstrukturen und Gesellschafteranteilen wird sich nichts ändern!“ Zudem gehe es bei dem Vorhaben nicht um Rendite, so Brand. „Wir wollen laufende Ausgaben mit laufenden Einnahmen decken.“ Zusätzlich solle die Zeppelin-Stiftung entlastet werden.

Mit großer Mehrheit haben die Fraktionen dafür votiert, die Beschlussempfehlung an den Gemeinderat weiterzuleiten. Dieser muss am 27. März zustimmen, damit die Position zum 1. September 2023 ausgeschrieben werden kann.