Rezeption der Ambulanten Notaufnahme im Krankenhaus. (Symbolfoto)
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Rezeption der Ambulanten Notaufnahme im Krankenhaus. (Symbolfoto)

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Niederbayerische Landräte kämpfen um Krankenhäuser

In der Diskussion um die Krankenhausreform befürchten mehrere niederbayerische Landräte das Aus vieler Krankenhäuser in der Region. In einer gemeinsamen Erklärung appellieren sie an die Bundesregierung, die geplante Reform zu stoppen.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Niederbayern am .

Mehrere Landräte aus Niederbayern sorgen sich um die Zukunft von Krankenhäusern auf dem Land. Der Grund: Eine geplante Reform bringt die Kliniken in Not.

  • Zum Artikel: Krankenhausverband fordert Änderungen an Krankenhausreform

Tausende Patienten weniger

Beispiel Bogen und Mallersdorf: Ärzte dieser beiden Krankenhäuser dürften nach der Reform nur noch Basisversorgung anbieten. Also beispielsweise keine Operationen an Knie, Darm oder Herz durchführen. Damit würden den Krankenhäusern pro Jahr 13.000 Patienten wegfallen. Das entspricht 70 Prozent der derzeitigen Patientinnen und Patienten.

Ähnlich sieht es in den Krankenhäusern Wegscheid, Rotthalmünster und Vilshofen aus. Pro Jahr werden hier insgesamt 14.050 Patienten behandelt, die künftig nicht mehr aufgenommen werden dürften. Das entspricht 65 Prozent der Patienten. "Wenn wir das auf die Landkrankenhäuser in Niederbayern hochrechnen, gibt es etwa 60.000 Patienten pro Jahr, die dort nicht mehr behandelt werden können", prognostiziert Josef Mader, Geschäftsführer der Gesundheitseinrichtungen im Kreis Passau. Gesundheitsversorgung in der ländlichen Region sei so nicht mehr möglich – bilanzieren die Landräte. Sie können sich nicht vorstellen, wo die großen Kliniken in Passau, Deggendorf und Landshut in den kommenden fünf Jahren die Kapazitäten für Zehntausende Patienten hernehmen sollen. "Das ist eine Ungleichbehandlung zur üppigen Versorgungslage in Ballungszentren und führt zur Zweiklassen-Medizin", sagt Sebastian Gruber (CSU), niederbayerischer Bezirksvorsitzender des Bayerischen Landkreistages.

Forderung nach finanzieller Hilfe

Die Landräte aus Passau, Freyung-Grafenau, Deggendorf und Straubing-Bogen fordern vom Bund Soforthilfen vor der großen Reform, um die Kliniken, die in der Pandemie in finanzielle Schieflage geraten sind, finanziell zu stabilisieren. Erst danach solle eine Reform angestrebt werden, die auch die Versorgung in ländlichen Gebieten sicherstelle. Sie hoffen auf regionale Lösungen. Denn Fakt ist: In Niederbayern kommen auf 1.000 Einwohner 4,7 Krankenhausbetten, wie Zahlen der Krankenhausgesellschaft belegen. In keinem anderen Regierungsbezirk in Bayern stehen so wenige Betten pro Person zur Verfügung. "Das muss berücksichtigt werden", fordern auch die Geschäftsführer und Ärzte der Landkrankenhäuser.

💡 Wie die Krankenhausreform aussehen soll

Wegen der desolaten finanziellen Lage der Kliniken und des Fachkräftemangels strebt Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) eine Krankenhausreform an. Kliniken sollen in drei Stufen eingeteilt: von der wohnortnahen Grundversorgung über eine zweite Stufe mit weiteren Angeboten bis zu Maximalversorgern wie Universitätskliniken. Erst vor wenigen Wochen zeigte sich Lauterbach offen für regional flexiblere Lösungen. Die bezogen sich aber auf die geplante zweite Stufe. In Niederbayern wären vor allem Krankenhäuser der ersten Stufe betroffen.

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