Adenauer Krankenhaus vor dem Aus Zweiter Rettungswagen soll Folgen von Schließung abmildern

Kreis Ahrweiler · Das Krankenhaus in Adenau schließt Ende März. Nun will der Kreistag die Anschaffung eines zweiten Rettungswagens für die Region prüfen. Für angehende Ärzte soll es im Kreis künftig Stipendien geben.

Ein zweiter Rettungswagen soll im Bereich Adenau die Folgen der Schließung des dortigen Krankenhauses abmildern.

Ein zweiter Rettungswagen soll im Bereich Adenau die Folgen der Schließung des dortigen Krankenhauses abmildern.

Foto: ahr-foto

„Es gibt tausend Krankheiten, aber nur eine Gesundheit“, lautet ein Kalenderspruch. Der Kampf gegen Krankheiten und Unwohlsein ist in der Regel allerdings teuer und Gegenstand vieler komplizierter wirtschaftlicher Betrachtungen. Zahlreiche Krankenhäuser im Land stehen zur Disposition. Zum einen, weil sie hohe Defizite in den Kassen ihrer Träger erzeugen, zum anderen, weil medizinisches Fachpersonal zur Mangelware geworden ist. In Bad Neuenahr wurde die Geburtsstation bereits geschlossen, in Adenau steht zum Monatsende die komplette Schließung des dortigen Krankenhauses St. Josef an.

Wie berichtet, will der Kreistag Lösungen suchen und finden, wie eine Versorgung der Menschen zumindest notdürftig gewährleistet werden kann. Die Vision: eine Rund-um-die-Uhr geöffnete Notfallversorgungsstation. Der frühere Bundeskanzler Helmut Schmidt meinte einst: „Wer Visionen hat, der sollte mal zum Arzt gehen.“ Auch das könnte bald im ländlichen Raum schwierig werden. Zahlreiche niedergelassene Ärzte stehen kurz vor dem Ruhestand und finden für ihre Praxen keine Nachfolger. Besserung ist nicht in Sicht: In ganz Rheinland-Pfalz gibt es jährlich lediglich 430 Medizin-Studienplätze.

In der jüngsten Sitzung des Kreistags wurde auf Antrag der FDP erneut über die Zukunft des Krankenhauses Adenau diskutiert. Der Kreistag setzt sich für eine an allen Tagen rund um die Uhr geöffnete Notfallversorgung mit einem „Durchgangsarzt“ ein. Auch wird die Beschaffung eines zweiten Rettungstransportwagen angestrebt. Diesen forderte auch die CDU.

Der Kreistag beschloss nun, „die Kreisverwaltung zu beauftragen, eine entsprechende Ergänzung der Besetzung und Ausstattung des Notarztstandortes Adenau um einen Rettungswagen befristet für die Übergangszeit bis zur Etablierung neuer Versorgungsstrukturen zu prüfen und zeitnah einen Verfahrensvorschlag unter Berücksichtigung der personellen und finanziellen Erfordernisse vorzulegen“. Dabei seien hinsichtlich der Finanzierung mögliche Zuschüsse Dritter insbesondere eine Landesförderung zu prüfen und gegebenenfalls anzufragen.

Auch wenn es in den Zielvorstellungen und der Bewertung des Ist-Zustandes große Einmütigkeit gibt, mache die aktuelle Situation deutlich, „dass die Gesundheitsversorgung im Kreis Ahrweiler in Schieflage geraten ist“, meinte FDP-Fraktionschef Uli van Bebber. Nun hofft man im Kreistag, dass mit Unterstützung des Landes und der Verbandsgemeinde Adenau ein Pilotprojekt hinzubekommen ist, mit dem eine Notfallversorgung gewährleistet werden kann. Auch ein weiterer Rettungswagen könne akute Not lindern. „Das wird zwar alles ein funktionierendes Krankenhaus nicht ersetzen, aber doch hoffentlich die größten Nöte lindern“, hieß es im Kreistag, der appellierte, sich „mit allen Möglichkeiten für die Sicherstellung der Gesundheitsversorgung im Raum Adenau einzusetzen und gemeinsam mit allen Akteuren die Entwicklung von Lösungen voranzutreiben“.

Wie berichtet, will man auch Notständen in der ärztlichen Versorgung – soweit wie möglich – begegnen. Gegenwärtig seien in der Region bereits Hausarztsitze vakant, so Kreissozialdezernentin Siglinde Hornbach-Beckers, die von einem „dringenden Handlungsbedarf“ sprach. „Problematisch ist insbesondere die Suche eines Nachfolgers für Einzelpraxen, weil junge Ärzte oftmals die unternehmerische Verantwortung scheuen“, heißt es in der Sitzungsvorlage der Kreisverwaltung. Besorgniserregend dürften auch die Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung sein: Demnach besteht bis Mitte 2027 im Kreis Ahrweiler ein Nachbesetzungsbedarf von 43 Hausärzten. „Das entspricht 53 Prozent der Hausärzte im Kreis, die an der vertragsärztlichen Versorgung teilnehmen“, rechnete die Kreisverwaltung vor.

Stipendien für angehende Ärzte

Viele Kommunen haben nach Mitteilung der Ahrweiler Kreisverwaltung bereits eigene Förderprogramme aufgelegt. In Rheinland-Pfalz biete beispielsweise der Landkreis Altenkirchen bereits Förderungen für Praktika von Medizinstudenten an, 2021 wurden hier erstmals zwei Stipendien vergeben. Im Landkreis Mayen-Koblenz förderten die Verbandsgemeinde Weißenthurm und die Stadt Andernach Haus- und Facharztpraxen. Der Westerwaldkreis unterstütze ebenfalls Praxisniederlassungen. Für bestimmte Regionen im Bereich Bad Kreuznach, Kusel und Birkenfeld gebe es für ausgewählte Medizinstudenten durchschnittlich 1000 Euro pro Stipendiaten und Monat, um ihnen eine berufliche Zukunft in der Region möglich und schmackhaft zu machen.

So soll es nun auch im Kreis Ahrweiler geschehen: Der Kreistag beschloss die Vergabe von Stipendien, wobei es nun Aufgabe der Kreisverwaltung sein wird, eine entsprechende Förderrichtlinie zu erarbeiten, die den Gremien vorzulegen ist (der GA berichtete).

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort