Aachen

Droht ein Kliniksterben in der Region Aachen, Düren und Heinsberg?

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach plant eine Krankenhausrefom. Die hätte für die Region Aachen, Düren, Heinsberg gravierende Folgen. Viele Kliniken müssten schließen, befürchten Experten.

Intensivbetten und Notaufnahmen könnte es bald nur noch in der Uniklinik geben.
Intensivbetten und Notaufnahmen könnte es bald nur noch in der Uniklinik geben. Foto: Imago

Von Madeleine Gullert

Aachen Die Krankenhausreform von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) würde zu einem Kliniksterben im Raum Aachen, Düren und Heinsberg führen. Das jedenfalls fürchten Experten und Krankenhausgesellschaften. „Die Reform wird zu Krankenhausschließungen führen“, sagt auch Michael Ziemons, Gesundheitsdezernent der Städteregion Aachen. Er geht davon aus, dass die meisten Häuser in der Region nur die Anforderungen für das niedrigste Level in Lauterbachs Plan erfüllen. Ziemons zweifelt aber daran, dass sich das finanziell für die Kliniken lohnt und geht von Schließungen aus.

Auch im Kreis Düren erfüllt kein Haus die Anforderungen für ein höheres Level, im Kreis Heinsberg könnte eventuell das Hermann-Josef-Krankenhaus in Erkelenz die Anforderungen erfüllen. Krankenhäuser in der niedrigsten Stufe dürften aber auch keine Herzinfarkte mehr behandeln, so dass auf Patienten in der Region weite Wege zukommen. Wer in Stolberg einen Herzinfarkt erleidet, muss dann in die Uniklinik Aachen, erklärt Ziemons.

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Die Vorschläge der Regierungskommission führen laut NRW-Krankenhausgesellschaft zu rigorosen Einschnitten für die Patienten. Wichtige medizinische Leistungen müssten demnach bei konsequenter Anwendung des Reformkonzepts auf nur noch 36 Krankenhäuser im Rheinland und in Westfalen-Lippe konzentriert werden.

Auch der Deutsche Evangelische Krankenhausverband hat die Konsequenzen des aktuellen Vorschlags analysieren lassen. Konkret könnte die von Lauterbach vorgesehene Kopplung von sogenannten Leistungsgruppen und Leveln zum Beispiel in der Stadt und Städteregion Aachen bedeuten, dass das Luisenhospital, das Marienhospital sowie die Krankenhäuser in Stolberg und Simmerath die Geburtshilfe abgeben müssten. Alle Geburten in der Region müssten dann an der Uniklinik stattfinden.

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Das Bundesgesundheitsministerium betont auf Anfrage, dass es sich beim jetzigen Stand lediglich um Vorschläge handelt. Eine Sprecherin zitiert Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) so: „Insofern ist es reine Panikmache, bereits jetzt konkrete Krankenhäuser zu benennen, die aufgrund der Reform von Schließung bedroht sind oder gar von einem ,Kahlschlag‘ zu sprechen. Fest steht: Ohne Reform würden viele Krankenhäuser ungesteuert Insolvenz anmelden müssen. Mit der Reform bekommen Krankenhäuser wieder eine Perspektive.“

NRW-Gesundheitsminister Karl Laumann (CDU) indes geht davon aus, dass die Vorschläge so nicht 1:1 umgesetzt werden, wie er auf Anfrage unserer Zeitung mitteilt. In NRW läuft ohnehin derzeit eine eigene Krankenhausplanung.

Die NRW-Krankenhausgesellschaft betont in dem Zusammenhang: „Im Gegensatz zu den stark korrekturbedürftigen Vorschlägen der Regierungskommission im Bund beruht die NRW-Krankenhausplanung auf einer verbindlichen gesetzlichen Grundlage.“