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Auch das Klinikum Traunstein wird nach Ansicht der Träger mit der geplanten Krankenhausreform nicht von einer Schließung betroffen sein. Im Gegenteil: Bis 2030 soll das Haus erweitert werden. (Foto: Kliniken Südostbayern)

»Bei uns wird keine Klinik geschlossen«

Traunstein – Die Landkreise Traunstein und Berchtesgadener Land sind gut gerüstet für die absehbare Krankenhausreform. Sie sehen diese als wichtig und richtig an, auch, wenn noch an Details gefeilt werden muss. Alle großen Häuser in Traunstein, Trostberg und Bad Reichenhall sowie die Fachkliniken in Ruhpolding, Freilassing und Berchtesgaden bleiben bestehen. Die gemeinsame Krankenhausgesellschaft Kliniken Südostbayern AG (KSOB) hat den jetzt eingeschlagenen Weg schon vor Jahren eingeleitet. So kann man die Fakten zu diesem Tagesordnungspunkt in der jüngsten Sitzung des im Kreisausschusses zusammenfassen.


Landrat Siegfried Walch erinnerte an den vor neun Jahren gestarteten »Restrukturierungsprozess« bei der KSOB. Seither habe man schwierige Entscheidungen getroffen – »mit großen He-rausforderungen für die Beschäftigten«. Dem Personal sei in den letzten Jahren »viel abverlangt worden«. Aus heutiger Sicht zeigte sich Walch froh: »Gott sei Dank haben wir uns dem Reformprozess gestellt. Er war jedoch notwendig und sichert uns heute einen stabilen Stand. Wir müssen diesen Prozess aber in Zukunft konsequent weitergehen, um alle Standorte und damit die stationäre medizinische Versorgung in unserer ländlichen Region dauerhaft sichern zu können.«

Die grundlegende Neuaus-richtung, die die vom Bundesgesundheitsministerium eingesetzte Regierungskommission im Dezember 2022 vorgeschlagen hat, gelte sowohl der Krankenhausvergütung als auch der gesamten Struktur. Insbesondere auf kommunale Häuser und auf Häuser im ländlichen Raum werde die Reform weitreichende Auswirkungen haben, betonte der Landrat. Die Kliniken der KSOB und ihr medizinisches Gesamtkonzept seien bereits zukunftsfähig.

Großer Finanzbedarf

Noch seien die Vorschläge der Regierungskommission nicht vom Gesetzgeber beschlossen, fuhr Walch fort. Ebenso fehlten bislang weitere Ausführungen und Regelungen. Eine abschließende Bewertung und Detailaussagen seien noch nicht möglich. Davon unberührt bleibe, unabhängig von der Reform, ein großer Finanzbedarf der Krankenhäuser aufgrund der Corona-Pandemie. Walch: »Private Kliniken haben hierbei oft einen schlanken Fuß gemacht, unsere Kliniken nicht. Wir sind nach wie vor besonders belastet durch ausgefallene Umsätze. Angesichts hoher Tarifsteigerungen und losgelöst von der Frage der künftigen Struktur brauchen wir ein Paket von Sofortmaßnahmen für die Kliniken.« Die jetzige Krankenhausreform sei über viele Jahre verschoben worden, erklärte KSOB-Vorstandsvorsitzender Dr. Uwe Gretscher. Sie sei »gut durchdacht und nicht grundverkehrt«. Künftig solle die Abrechnung nicht mehr über Fallpauschalen erfolgen, sondern anhand der Vorhalteaufwendungen – »egal ob ein Patient kommt oder nicht«. Das sei »ein kluger Ansatz, für Großstädte genauso wie für eine ländliche Region«.

Ab 2019 hätten die beiden Landkreise die »KSOB 2.0« als Antwort auf die Anforderungen der Zukunft gebracht. In der »KSOB 2.0« enthalten seien das Klinikum Traunstein als Schwerpunktversorger für Südostbayern, die Klinik Trostberg als »spezialisierter Grund- und Regelversorger«, die Fachklinik Ruhpolding als überregionales Schmerzzentrum, die Zentralklinik Berchtesgadener Land in Bad Reichenhall als zentraler Akut- und Notfallversorger für den Nachbarlandkreis, die Fachklinik Berchtesgaden für Orthopädie, Altersmedizin und Ästhetische Chirurgie sowie der »Gesundheitscampus Freilassing« mit ambulanter und tagesklinischer Versorgung.

Das Schwerpunktklinikum Traunstein soll nach Dr. Gretscher gemäß den Planungen aus dem Jahr 2018 bis 2030 in drei Bauabschnitten weiter ausgebaut werden – bei Investitionen von 230 Millionen Euro. Geplant seien der Neubau Nord, der Neubau Süd sowie im dritten Bauabschnitt der OP-Neubau. In der Zentralklinik Berchtesgadener Land seien bis 2030 Investitionen von 185,5 Millionen Euro vorgesehen für den Klinikneubau, einen Komfortbereich und den Umbau der Zentralen Notaufnahme. Der Vorstandsvorsitzende erläuterte Einzelheiten zu den jeweiligen »Levels« als Kriterien der Krankenhausvergütung samt der möglichen Eingruppierung der KSOB-Standorte. Vieles sei auf den Weg gebracht oder möglich. Allerdings sei der Personalmangel ein Problem. Als aktuelles Fazit zog Dr. Gretscher: »Ich bin überzeugt, mit der Reform werden genau die richtigen Schritte gegangen – auch wenn noch Anpassungen erforderlich sind. Grundsätzlich sind wir völlig richtig unterwegs, werden aber alles weiterhin beobachten.«

Das unterstrich der Landrat: »Bei uns wird keine Klinik geschlossen. Wir haben uns frühzeitig und konsequent einer Reform gestellt.« Hans Schild, SPDplus-Fraktion, fügte an, man müsse abwarten, zu welchen genauen Ergebnissen die Bund-Länder-Kommission komme. Die Krankenhausplanung liege beim Freistaat. In Südostbayern habe man die Probleme »sehr früh angepackt und auf die richtige Schiene gebracht«. Bayern habe auf Flächendeckung bei den Krankenhäusern gesetzt – mit vielen kleinen Einrichtungen, merkte der Landrat an. In Südostbayern hingegen habe man versucht, große Häuser durch Spezialkliniken zu ergänzen. Zum Mangel an Personal konstatierte Walch: »Bewerberinnen und Bewerber merken, dass wir solide dastehen. Wir verschaffen uns dadurch einen besseren Stand bei ihnen.« Dr. Lothar Seissiger, FW/UW, verwies auf die »hervorragend funktionierende Verzahnung« zwischen ambulanten und stationären Einrichtungen sowie die Zusammenarbeit mit niedergelassenen Ärzten. Patienten sei es zumutbar, in ein Zentrumkrankenhaus zu gehen, mit all seinen Angeboten. Notaufnahmen müssten nicht überall sein, müssten sie doch über eine gewisse Ausstattung verfügen.

kd