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Vivantes-Humboldt-Klinik in Berlin-Reinickendorf.

© REUTERS / Fabrizio Bensch

Exklusiv

Steigende Preise belasten Krankenhäuser in Berlin: Vivantes-Kliniken verzeichnen 66 Millionen Euro Verlust

Jeder dritte Klinik-Patient in Berlin wird von Vivantes-Personal versorgt. Dem Landeskonzern setzen die hohen Kosten zu – auch wenn viele dachten, es würde schlimmer.

Berlins landeseigene Vivantes-Kliniken haben das letzte Geschäftsjahr nach Tagesspiegel-Informationen mit einem Minus von fast 66 Millionen Euro abgeschlossen. Der Umsatz für 2022 lag demnach bei knapp 1,5 Milliarden Euro.

Offiziell bestätigt wurde das Jahresergebnis nicht, Vivantes stellt den Geschäftsbericht in den nächsten Wochen vor. Für das Jahr 2021 hatte Vivantes circa 3,3 Millionen Euro Plus verzeichnet, im Pandemiejahr 2020 waren es mehr als 30,5 Millionen Euro Verlust.

Der Landeskonzern ist mit 18.000 Beschäftigten und fast 6000 Betten die größte kommunale Klinikkette Deutschlands. Zu Vivantes gehören acht Krankenhäuser, 18 Pflegeheime, ein ambulanter Dienst und eine Reha. Jeder dritte Klinikpatient Berlins wird in einem Vivantes-Haus versorgt.

Als wesentlicher Grund für das Defizit werden intern die allseits gestiegenen Preise angegeben, es war demnach sogar mit einem deutlicheren Verlust von mindestens 100 Millionen Euro gerechnet worden. So seien seit dem Ukraine-Krieg die Energiekosten massiv gestiegen. Auch Technik, OP-Utensilien und Baustoffe würden teurer – derzeit saniert Vivantes zahlreiche Standorte. Zudem wirkten sich höhere Tarife für einige Beschäftigte aus, hieß es, die nach dem Vivantes-Streik 2021 vereinbart wurden.

Planbare Operationen werden auskömmlich vergütet

Für Personal und Medikamente bezahlen die Krankenkassen – so schreibt es das Gesetz vor. Die Gelder werden über sogenannte Fallpauschalen pro Diagnose abgerechnet. Besonders planbare Operationen werden dabei auskömmlich vergütet. Andere Behandlungen, gerade in den Notaufnahmen, gelten dagegen oft als „Zuschussfälle“.

Für Investitionen in Bauten und Technik sind die Bundesländer zuständig. Auch privat, konfessionell und frei-gemeinnützig geführte Kliniken, die für die Versorgung als notwendig anerkannt werden, haben Anspruch auf diese Mittel. Im Zuge der von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) geplanten Reform werden insbesondere kleinere Kliniken wohl schließen oder fusionieren müssen.

Noch ist nicht sicher, wer den Posten des Gesundheitssenators übernimmt. Bis zur nächsten Berlin-Wahl 2026 kann, wenn alles glatt geht, ein Landeshaushalt beschlossen werden. Alle Krankenhäuser dringen auf höhere Investitionen des Landes. Vivantes und die ebenfalls landeseigene Charité sollen in einer vom Senat avisierten „Gesundheitsstadt 2030“ enger zusammenarbeiten.

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