In der medizinischen Wüste
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Ärztedämmerung: Blick aufs Fenster einer französischen Praxis Bild: Simon Lambert/Laif
Vor zwanzig Jahren galt Frankreichs System der medizinischen Versorgung weltweit als vorbildlich. Nun steht es vor dem Kollaps. Wie konnte es soweit kommen?
In diesem Sommer waren die Proteste radikal: Notärzte haben gestreikt, die Notaufnahme des Universitätskrankenhauses in Toulouse oder die des Krankenhauszentrums von Laval waren nur für extreme Fälle geöffnet. Die Notaufnahmen des Departements Vaucluse haben im Juli allesamt gestreikt, deren Leiter den Job hingeschmissen.
Aber auch ohne solche Aktionen funktionieren die überlasteten französischen Notaufnahmen nicht mehr: In Montauban werden die Patienten aus Personalmangel an der Sprechanlage sortiert; insgesamt 120 Einrichtungen funktionierten nur eingeschränkt, hat die Gewerkschaft SAMU – Urgences de France festgestellt. So kommt es zu Fällen wie jenem, von dem ein Notarzt anonym in der Tageszeitung „Libération“ berichtet: Eine Zweiundachtzigjährige, die mit hohem Fieber und Nierenversagen eingeliefert wurde, ist nach acht Stunden Wartezeit in der Notaufnahme an einem Herzinfarkt verstorben – und der Krankenwagen, der sie zur Dialyse verlegen sollte, drei Stunden später eingetroffen.
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