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Umbau der Kliniklandschaft

Das Krankenhaus in Ettenheim schließt: Was danach mit der Klinik passiert

Der Umbau der Kliniklandschaft im Ortenaukreis geht weiter: Zum Jahresende schließt das Krankenhaus in Ettenheim. Wie es dort weitergehen soll.

Ansicht des Ortenau Klinikums in Ettenheim
Klares Votum: Das Ettenheimer Haus des Ortenau Klinikums wird bis 2025 zu einem Zentrum für Gesundheit umgebaut. Nur die Linke Liste Ortenau stimmte dagegen. Foto: Christoph Breithaupt

Der Ortenaukreis treibt seine Agende 2030 voran. Zum Jahresende gehen auch im Krankenhaus Ettenheim die Lichter aus, es wird zu einem „Zentrum für Gesundheit“. Ettenheim ist nach Gengenbach und Oberkirch das dritte kleine Krankenhaus, das vom Netz geht.

Damit ist der Schrumpfungsprozess weitgehend vollzogen – nur das Kehler Krankenhaus steht noch auf der Streichliste, es wird nach den bisherigen Plänen aber bis zur Fertigstellung der Neubauten in Achern und Offenburg in den Jahren 2028 bis 2030 weiter gebraucht, wie das Ortenau Klinikum immer wieder versichert.

Ortenau Klinikum investiert 25,8 Millionen Euro in Umbau

Der Streit um die Schließung von Krankenhäuser ist inzwischen weitgehendem Konsens gewichen. Nachdem für Gengenbach und Oberkirch offenkundig weithin akzeptierte Lösungen gefunden wurden, gab es im Ausschuss auch Lob für die Lösung in Ettenheim. Der Klinikausschuss des Kreistags hat am Dienstag die aktuellen Pläne für das neue „Zentrum für Gesundheit Ettenheim“ (ZfG) zur Kenntnis genommen. Für die Baumaßnahmen nimmt das Ortenau Klinikum 25,8 Millionen Euro in die Hand.

Seit Juli 2018 steht fest: Ettenheim ist einer von vier Akutklinik-Standorten, die aufgegeben werden. Der Anfang wurde bereits zum Jahresende 2018 mit dem Krankenhaus in Gengenbach gemacht. Oberkirch folgte zum 30. September 2021. Nun ist Ettenheim an der Reihe. Der Betrieb des dortigen Krankenhauses soll zum 31. Dezember 2022 formal eingestellt werden.

Letzte Patienten sollen am 23. Dezember in Ettenheim entlassen werden

So empfiehlt es Klinik-Geschäftsführer Christian Keller, so billigte es, bei einer Gegenstimme durch die Linke Liste Ortenau, der Klinikausschuss des Kreistags. Das Plenum dürfte der Empfehlung mit großer Mehrheit folgen. Laut Keller sollen die letzten Verlegungen und Patientenentlassungen bereits am 23. Dezember erfolgen. Patienten, die zu dem Datum noch auf stationäre Hilfe angewiesen sind, würden nach Lahr verlegt.

Der Standort soll ab Juli 2023 bis 2025 zum „Zentrum für Gesundheit Ettenheim“ umgebaut werden, einer Mischung aus stationären und ambulanten Leistungen. Dabei werden die Arbeiten geschossweise ausgeführt, so dass die bestehenden Nutzungen verbleiben und neue Mieter sukzessive einziehen können.

Man bemühe sich stark darum, so Keller, die Bauarbeiten so abzuwickeln, „dass kein temporärer Auszug erforderlich ist“ – was mit Mehrkosten in Höhe von 750.000 Euro und einer Bauzeitverlängerung von bis zu neun Monaten verbunden sei. Doch fielen beim Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) weder Umzugskosten noch Umsatzeinbußen an.

Neubau für geriatrische Rehabilitation und ein MVZ im Bestandsgebäude

16,9 Millionen Euro sind für den Teilabriss des Hauses und die Errichtung eines Neubaus für eine geriatrische Rehabilitation mit 60 Betten vorgesehen. Betreiber wird das Paul-Gerhardt-Werk in Offenburg. Mit neun Millionen Euro wird das Bestandsgebäude saniert, der westliche Gebäudeteil. Darin sind diverse ambulante Leitungen vorgesehen, unter anderem Praxen des Ortenau-MVZ (Medizinisches Versorgungszentrum), Dienstleistungen wie Patientenlotsen, ein Zentrum für ambulantes Operieren sowie weitere Haus- und Facharztpraxen.

Sollte die Kassenärztliche Vereinigung in Ettenheim keine Notfallpraxis errichten, wird eine Notfallsprechstunde in Trägerschaft des MVZ mindestens bis Ende 2032 betrieben. Sie wird hausärztlich oder internistisch besetzt sein und bedarfsgerecht Öffnungszeiten anbieten. Der Notarztstandort Ettenheim wird weiterhin rund um die Uhr bestehen bleiben.

Was da geschaffen wird, hilft den Menschen in der südlichen Ortenau.
Bruno Metz, Sprecher der CDU und Bürgermeister von Ettenheim

Keller freute sich: Das ZfG sei bester Beweis dafür, dass sich der Kreis bei der Gesundheitsversorgung nicht aus der Fläche zurückziehe. Bruno Metz, Sprecher der CDU und Bürgermeister von Ettenheim, erinnerte an den „langen und für Ettenheim schmerzhaften Diskussionsprozess“. Er dankte Christian Keller für die vielen konstruktiven und fairen Gespräche und zeigte sich mit Blick auf die Planungen überzeugt: „Was da geschaffen wird, hilft den Menschen in der südlichen Ortenau.“ Er sei froh, dass der Kreis über das MVZ am Standort bleibe.

In Kehl erhofft man sich etwas Ähnliches.
Edgar Gleiß, Freie Wähler

Das Konzept sei vorbildlich, sagte Edgar Gleiß (Freie Wähler): „In Kehl erhofft man sich etwas Ähnliches.“ Alfred Baum (Grüne) sprach von einem „schlüssigen Gesamtkonzept“ für alle Häuser. Ähnlich äußerte sich FDP-Sprecher Eberhard von Hodenberg: „Glückwunsch zu diesem Konzept.“ Jens-Uwe Folkens (SPD) sagte, angesichts der sinkenden Zahl stationärer Patienten „haben wir hier ein ambulantes Angebot, das viel abdecken kann“.

In Sachen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien einvernehmliche Lösungen gefunden worden, heißt es. Von den rund 130 Betroffenen würden 80 Prozent an die Akutkliniken Lahr und Offenburg wechseln, zehn Prozent zum MVZ. Die übrigen zehn Prozent hätten gekündigt – für die Klinikleitung eine „natürliche Fluktuation“.

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