Presse Sterbefallzahlen im September 2022 um 9 % über dem mittleren Wert der Vorjahre

Pressemitteilung Nr. 434 vom 11. Oktober 2022

WIESBADEN – Im September 2022 sind in Deutschland nach einer Hochrechnung des Statistischen Bundesamtes (Destatis) 79 310 Menschen gestorben. Diese Zahl liegt 9 % oder 6 677 Fälle über dem mittleren Wert (Median) der Jahre 2018 bis 2021 für diesen Monat. Hitzewellen, die in den Vormonaten in zeitlichem Zusammenhang mit den erhöhten Sterbefallzahlen standen, gab es im September nicht. Auch die COVID-19-Todesfallzahlen waren geringer als in den vorangegangenen Sommerwochen. In welchem Ausmaß andere Faktoren zu den erhöhten Zahlen im September beigetragen haben, lässt sich derzeit nicht einschätzen. Zu dieser Frage können die später vorliegenden Ergebnisse der Todesursachenstatistik zusätzliche Hinweise geben.

 

Monatliche Sterbefallzahlen 2022 in Deutschland

 

 

Sterbefälle
2022
Differenz zum
mittlerem Wert 2018-2021
Relative Differenz zu…
mittlerem Wert
2018-2021
2018201920202021
Anzahlin %
Stand: 10.10.2022
Januar89 303+4 260+5+5+5+5 -16
Februar82 659+1 059+1-4+2+3+1
März93 568+6 500+7-13+8+7+14
April86 004+5 296+7+8+11+3+5
Mai81 526+5 774+8+9+8+8+1
Juni79 107+6 286+9+14+8+10+3
Juli85 301+9 146+12+13+11+16+11
August85 416+8 030+10+9+16+8+12
September79 310+6 677+9+14+12+7+2

COVID-19-Todesfallzahlen steigen Mitte September wieder leicht an

Ein Vergleich der gesamten Sterbefälle mit der Zahl der beim Robert Koch-Institut (RKI) gemeldeten COVID-19-Todesfälle nach Sterbedatum ist derzeit bis einschließlich der 37. Kalenderwoche 2022 (12. bis 18. September) möglich. Beim RKI wurden bislang 292 COVID-19-Todesfälle mit Sterbedatum in dieser Woche gemeldet. Gegenüber der Vorwoche sind die Zahlen erstmals seit Ende Juli 2022 wieder leicht angestiegen. Die gesamten Sterbefallzahlen lagen in der 37. Kalenderwoche um 1 279 Fälle oder 8 % über dem mittleren Wert der vier Vorjahre.

Lädt...

Übersterblichkeit im September europaweit zurückgegangen

Das EuroMOMO-Netzwerk zur Beobachtung von Sterblichkeitsentwicklungen ordnet Befunde zur Übersterblichkeit auf Basis einer eigenen Hochrechnung unvollständiger Meldungen und eines eigenen Übersterblichkeitskonzepts europaweit vergleichend ein. Während die Sterbefallzahlen in den Augustwochen noch für weite Teile Europas als erhöht eingeordnet wurden, werden für die Septemberwochen (ab Kalenderwoche 36) nur für Deutschland und Spanien durchgehend erhöhte Werte („low excess“ oder „moderate excess“) ausgewiesen.

Rückblick auf den Sommer 2022: Sterbefallzahlen in westdeutschen Flächenländern am deutlichsten über dem mittleren Wert der Vorjahre

Auf Länderebene lassen sich die Sterbefallzahlen derzeit bis einschließlich der 36. Kalenderwoche 2022 (5. bis 11. September) abbilden. Während für den vollständigen September somit noch keine vorläufigen Ergebnisse vorliegen, können die Länderergebnisse der zurückliegenden Sommermonate Juni, Juli und August nun eingeordnet werden. In allen Bundesländern wurden in diesem von Hitzerekorden geprägten Sommer erhöhte Sterbefallzahlen beobachtet. Betrachtet man Juni, Juli und August insgesamt, so erreichte die Differenz zum mittleren Wert der vier Vorjahre in den westdeutschen Flächenländern zwischen 10 % und 15 %, in den ostdeutschen zwischen 6 % und 11 % und in den Stadtstaaten zwischen 4 % und 9 %. Besonders erhöht waren die Sterbefallzahlen diesen Sommer im ganzen Land dabei in Kalenderwoche 29 (18. bis zum 24. Juli) mit +24 %. In dieser Woche war es besonders heiß. Allerdings wurde das Niveau des Medians auch in kühleren Wochen innerhalb der Monate Juni bis August und im September zum Teil deutlich überschritten.

Eine grafische Übersicht zur Entwicklung der Sterbefallzahlen für alle Bundesländer ist auf einer Sonderseite im Internetangebot des Statistischen Bundesamtes verfügbar.

Methodische Hinweise zu den Sterbefallzahlen für Deutschland:

Grundlage der Sonderauswertung für das Jahr 2022 sind erste vorläufige Daten (Rohdaten). Dabei handelt es sich zunächst um eine reine Fallzahlauszählung der eingegangenen Sterbefallmeldungen aus den Standesämtern ohne die übliche Plausibilisierung und Vollständigkeitskontrolle der Daten. Durch gesetzliche Regelungen zur Meldung von Sterbefällen beim Standesamt und Unterschiede im Meldeverhalten der Standesämter an die amtliche Statistik sind diese Daten noch unvollständig.

Aufgrund der hohen Relevanz aktueller Sterbefallzahlen in der Corona-Pandemie hat das Statistische Bundesamt ein Schätzmodell zur Hochrechnung der unvollständigen Daten entwickelt. Damit lassen sich bundesweite Sterbefallzahlen bereits nach etwa einer Woche bereitstellen. Dabei werden die Sterbefallzahlen der letzten neun dargestellten Wochen auf Basis der bislang eingegangenen Meldungen aus den Standesämtern hochgerechnet. Die Zahlen können deshalb zu einem späteren Zeitpunkt geringfügig höher oder niedriger sein. Die Schätzung basiert auf in der Vergangenheit beobachteten Mustern im Meldeverzug, die sich regional zum Teil deutlich unterscheiden. Miteinander vergleichbare Ergebnisse für die Bundesländer liegen deshalb erst nach etwa vier Wochen vor. Die Sonderauswertung wird wöchentlich auf der Themenseite „Sterbefälle und Lebenserwartung“ aktualisiert. Neue Ergebnisse sind jeden Dienstag verfügbar.

Anhand der vorläufigen Sterbefallzahlen lassen sich Phasen der Übersterblichkeit im Laufe eines Jahres identifizieren. So werden direkte und indirekte Auswirkungen der COVID-19-Pandemie und die Auswirkungen weiterer Faktoren auf die Sterbefallzahlen zeitnah sichtbar. Hierfür wird ein Vergleich zu einem mittleren Wert (Median) mehrerer Vorjahre herangezogen, um das unterschiedliche Ausmaß von saisonal wiederkehrenden Effekten (z. B. durch Grippe- oder Hitzewellen) zu berücksichtigen. Der Effekt der steigenden Lebenserwartung und des steigenden Anteils älterer Menschen auf die zu erwartende Zahl an Sterbefällen kann in diesen unterjährigen Vergleich nicht einberechnet werden.

Der Median wird für den Vergleich mit den Vorjahren seit Berichtsmonat Juli 2021 verwendet. Dieser Vergleichswert hat gegenüber dem arithmetischen Mittel den Vorteil, weniger anfällig gegenüber Sonderentwicklungen und Ausreißern zu sein, wie beispielsweise den sehr starken Grippewellen oder den Coronawellen seit Beginn der Pandemie. Der Rückgriff auf den Median ermöglicht somit eine aussagekräftigere Einordnung der aktuellen Sterbefallzahlen. Bei der Berechnung des Medianwerts bleiben die niedrigste und die höchste Sterbefallzahl aus den vier Vorjahren unberücksichtigt. Daher ist es möglich, dass bei der Wochenbetrachtung andere Vergleichswerte als bei der Monatsbetrachtung herangezogen werden. Zudem lassen sich Kalendermonate nicht als Summe von Kalenderwochen abgrenzen. Aus diesen Gründen kann es Unterschiede zwischen addierten Wochen- und Monatsergebnissen bei den Sterbefallzahlen und ihrer Abweichung vom Median der Vorjahre geben. Weitere Informationen zur Berechnung und Verwendung des Medians enthält die Pressemitteilung Nr. 373 vom 10. August 2021

Ab März 2020 lassen sich die Zahlen nur vor dem Hintergrund der Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie interpretieren. Neben der Vermeidung von COVID-19-Todesfällen können die Maßnahmen und Verhaltensänderungen auch dafür gesorgt haben, dass weniger Sterbefälle durch andere Infektionskrankheiten wie beispielsweise die Grippe verursacht werden, was sich ebenfalls auf den Vergleich mit Vorjahren auswirkt. Die Ergebnisse der Todesursachenstatistik für das Jahr 2020 legen diesen Zusammenhang nahe. Rückgänge oder Anstiege bei anderen Todesursachen können ebenfalls einen Effekt auf die gesamten Sterbefallzahlen haben. Über die Häufigkeit einzelner Todesursachen können die Sterbefallzahlen jedoch keine Auskunft geben.

Für die abschließende Einordnung der Sterblichkeitsentwicklung werden die Sterbefälle noch ins tatsächliche Verhältnis zur Bevölkerung gesetzt, um beispielsweise auch den Alterungsprozess der Bevölkerung einzubeziehen. Die dafür erforderlichen endgültigen Ergebnisse inklusive aller Nachmeldungen liegen turnusgemäß zur Mitte des jeweiligen Folgejahres vor. Informationen zu derartigen Ergebnissen für die Zeit der Pandemie bietet die Pressemitteilung Nr. 313 vom 26. Juli 2022.

Die vorläufigen Sterbefallzahlen beziehen sich auf den Sterbetag, nicht auf das Meldedatum. Da die gemeldeten COVID-19-Todesfälle vom RKI nach Sterbedatum derzeit bis zur 37. Kalenderwoche 2022 veröffentlicht werden, ist ein zeitlicher Vergleich mit den vorläufigen Gesamtsterbefallzahlen aktuell bis zu dieser Woche möglich. Fälle, für die keine oder unplausible Angaben zum Sterbedatum übermittelt wurden, sind nicht enthalten. Diese Ergebnisse sind noch nicht für den Meldeverzug korrigiert und werden sich voraussichtlich durch Nachmeldungen noch weiter erhöhen. Weitere Hintergrundinformationen zu diesen Daten gibt es im Internetangebot des RKI.

Weitere Informationen:

Weitere Informationen zur Sonderauswertung der Sterbefallzahlen bietet das Statistische Bundesamt auf der Themenseite „Sterbefälle und Lebenserwartung“ und der Sonderseite „Corona-Statistiken“.

Über die Folgen der Corona-Pandemie für die Vorausberechnung von Bevölkerungszahlen sprechen wir auch in unserem Podcast „StatGespräch“ zum Thema Altersstruktur. Darin erklären wir unter anderem, welche Rolle die Lebenserwartung für die zukünftige Entwicklung der Bevölkerung in Deutschland spielt.

Kontaktfür weitere Auskünfte

Pressestelle

Telefon: +49 611 75 3444

Zum Kontaktformular