Gesundheitsversorgung Krankenhaus Saarburg: Nach klarem Ja zur Partnersuche, soll es nun flott gehen

Trier/Saarburg · Trotz Differenzen: Der Kreistag Trier-Saarburg steht geschlossen hinter den Plänen für das Saarburger Krankenhaus. Wie es nun weitergeht.

 Das Kreis sucht für sein Krankenhaus in Saarburg einen Partner. Es könnten auch Mehrheitsanteile verkauft werden, doch ein Mitspracherecht soll der Kreis laut Landrat weiterhin behalten.

Das Kreis sucht für sein Krankenhaus in Saarburg einen Partner. Es könnten auch Mehrheitsanteile verkauft werden, doch ein Mitspracherecht soll der Kreis laut Landrat weiterhin behalten.

Foto: TV/Marion Maier

40 Ja-Stimmen, zwei Enthaltungen – mit diesem Ergebnis sagt der Kreistag glasklar Ja zu einer Partnersuche für das Saarburger Krankenhaus. Und nicht nur das. Mit dem Interessenbekundungsverfahren, das dafür angewandt wird, soll gleichzeitig ein Partner gefunden werden, der eine Notfallversorgung im nördlichen Teil des Kreises (VG Schweich, Trier-Land und Ruwer) aufbaut.

Das ist das Ziel der Partnersuche

Dem Kreis geht es darum, eine dauerhafte Perspektive für das Saarburger Krankenhaus zu schaffen. Die Klinik hat – wie alle kleinen Krankenhäuser – finanzielle Probleme, aber aufgrund des allgegenwärtigen Fachkräftemangels auch immer stärker personelle Schwierigkeiten. Zudem will der Kreis die Notfallversorgung in der Region, die nach der Schließung des Ehranger Krankenhauses unter Druck geraten ist – in den Trierer Ambulanzen kommt es zu langen Wartezeiten – verbessern.

Darin sind sich die Fraktionen im Kreistag einig

Landrat Stefan Metzdorf dankt den Krankenhausmitarbeitern für ihre „hervorragende“ Arbeit. Die Fraktionen des Kreistags sind sich in den großen Punkten einig, Differenzen treten in den Reden dennoch deutlich zutage. Unisono kritisieren die Gruppierungen, dass kleine Kliniken wie das Saarburger Krankenhaus auch bei hoher Auslastung – Saarburg liegt derzeit bei 90 Prozent – im deutschen Gesundheitssystem nicht ausreichend finanziert werden. Am deutlichsten tut dies Michael Holstein (FWG). Er spricht davon, dass Bund und Land den Kreistag allein lassen bei dem Versuch, eine Perspektive für das Haus aufzubauen.

Diskussion über die Rolle des Landes

Bernhard Henter (CDU) moniert das in seinen Augen widersprüchliche Verhalten des Landes. Einerseits betone es stetig, wie wichtig die Krankenhäuser im ländlichen Raum seien. Andererseits verabschiede sich das Landeskrankenhaus, das die Geschäftsführung in Saarburg übernommen hat, pünktlich zum Vertragsende 2026 aus der Kooperation. Er stellt zudem – genauso wie SPD und Linke – klar, dass seine Partei gewillt sei, die Klinik weiter als Kommunalkrankenhaus zu führen, falls kein Partner gefunden werde. Seine Aussage „Wir werden das Krankenhaus keiner Heuschrecke überlassen“ wird mit Klopfen kommentiert.

Stephanie Freytag (SPD) kontert Henters Kritik. Sie weist darauf hin, dass die Vertreter des Landeskrankenhauses nach den ersten drei Jahren erkannt hätten, dass ihre Einrichtung mit Schwerpunkt Psychiatrie mittelfristig nicht der richtige Partner für Saarburg sei. Sie dankt den Geschäftsführern des Landeskrankenhauses dafür, dass sie den Kreis frühzeitig an die Befristung des Vertrags erinnert hätten. Denn laut Freytag ist der aktuelle Zeitpunkt günstig, um eine regionale Lösung zu finden. Derzeit würden die großen Trierer Häuser nach der Schließung der Ehranger Klinik an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen. Freytag: „Das verbessert unsere Verhandlungsposition erheblich.“

Kritik und Bedenken zweier Fraktionen

Elke Winnikes von den Grünen kann den Stimmungsumschwung in Sachen Krankenhaus nicht recht nachvollziehen. Sie erinnert daran, dass es nach dem Einstieg des Landeskrankenhauses immer wieder geheißen habe, die Saarburger Klinik sei auf einem guten Weg, die Defizite hätten sich verringert. Doch dann sei die Situation auf einmal so prekär geworden, dass es nötig sei, das Haus an den Markt zu bringen. „Die Grünen haben mehr Transparenz erwartet“, sagt Winnikes und betont, dass es um viel geht: 700 Arbeitsplätze, die Gesundheitsversorgung im Kreis, die Bewohner des Seniorenheims. Die Zustimmung der Grünen begründet sie mit der Stellungnahme aus der Mitte der Klinik: Der Betriebsrat hat sich – wie Geschäftsführung und Direktorium – für das Interessenbekundungsverfahren ausgesprochen. Die Linken-Fraktion hat laut Kathrin Meß Bedenken, dass mit einem großen Kooperationspartner ungute Entwicklungen wie Stellenabbau kommen könnten. Die Saarburgerin ruft aber auch eindringlich dazu auf, das Personal des Krankenhauses zu unterstützen.

Wie es weitergeht

Nun soll es flott gehen. Der Kreistag hat beschlossen, das Interessenbekundungsverfahren an die Kanzlei Spaetgens, Trier/ Raue, Berlin zu vergeben. Bereits in der Sitzung des Kreisausschusses am 27. Oktober soll es um die Eröffnung des Verfahrens gehen, bei dem sich Interessenten innerhalb eines Monats melden müssen.

Krankenhausspitze erleichtert über Beschluss

Das Direktorium des Saarburger Krankenhauses hat die Kreistagssitzung besucht. Verwaltungsdirektor und Mitglied Matthias Gehlen sagt: „Wir haben uns über die breite Unterstützung gefreut.“ Auch sonst im Haus werde die Nachricht positiv aufgenommen. Der Weg sei alternativlos. Der Kooperationsvertrag mit dem Landeskrankenhaus beantworte nicht alle Fragen. Andernach, wo die Einrichtung ihren Sitz habe, sei zudem weit weg.

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