Klinik-Neubau im Lübbecker Land: Bürger fordern "neues und neutrales Gutachten"

Rahden. Der Kreis Minden-Lübbecke und die Mühlenkreiskliniken sollen das Planungs-Verfahren für den möglichen Neubau eines Klinikums im Lübbecker Land stoppen. Das fordert die Bürgerinitiative zum Erhalt der Krankenhäuser Lübbecke und Rahden. Die BI fordert neben dem Stopp des Verfahrens außerdem neue und neutrale Gutachten zum Neubau und zum vermeintlichen Sanierungsbedarf. Zudem sollen Kreis und MKK die Fördermöglichkeiten für eine Umstrukturierung ausloten. Die, so sagte es Wolfgang Adam als Vertreter der BI beim Info-Abend im Rahdener Bahnhof, sei sehr wohl förderfähig. Er habe recherchiert und herausgefunden, dass zahlreiche ältere Häuser umstrukturiert würden und dafür eine Förderung erhielten. Das sahen auch andere Gäste des Abends so und unterstützten die Forderungen der BI. Den Mühlenkreiskliniken wurde vorgeworfen, bei ihrem Werben für den Neubau mit Mondzahlen zu operieren. Was der "liebe Herr Laumann" bescherte Für die Bürgerinitiative sieht auch Wolfgang Adam eine Zukunft für das Krankenhaus Rahden. Es könne eine ausgelagerte Betriebsstätte des Klinikums Minden sein. Zudem sei es eine Teleportal-Klinik. &bdquo;Der liebe Herr Laumann hat uns doch eine Portalklinik mit Telemedizin beschert, die bis 2019 funktionierte.“ In der Inneren Medizin gebe es in Rahden die Notaufnahme und es könnten Patienten aus anderen Häusern aufgenommen werden. Im Bereich Chirurgie sei Rahden für Notfälle, für Operationen und mit Entlastungs-OP-Räumen geeignet. Rahden könne die Notaufnahmen in Lübbecke und Minden entlasten, merkte Adam an. Zu Zeiten des früheren MKK-Chefs Matthias Bracht seien die MKK immer als Familie bezeichnet worden. Ein Zauberwort sei Mischkalkulation gewesen – die eine OP bringe weniger ein, die andere mehr Geld. Kreis und MKK sollen &bdquo;etwas blauäugig“ gewesen sein Wolfgang Adam zweifelt die von MKK-Chef Olaf Bornemeier genannte Summe von 155 Millionen Euro für den angeblichen Sanierungsbedarf in Lübbecke an. Die Fördersumme von maximal 178 Millionen Euro für die geplanten Neubauten sei viel zu niedrig. Kreis und MKK hätten 428 Millionen Euro erhofft. &bdquo;Etwas blauäugig“ sei es gewesen, darauf zu hoffen, fast die gesamte Summe für Klinik-Investitionen in NRW für den Kreis Minden-Lübbecke zu bekommen, sagte Adam. Gäste des Info-Abends erwarten deutlich höhere Baukosten und fühlen sich von den MKK nicht gut informiert. Horst-Wilhelm Bruhn fragte, warum die Portal-Klinik Rahden keine Rolle mehr spiele und die Synergie von Krankenhaus und Ärztehaus nach zwei Jahren hinfällig sei. Wolfgang Adam dazu: &bdquo;Das ist ganz einfach. Bis 2019 war Rahden unter den Fittichen Lübbeckes und schrieb schwarze Zahlen. Und Lübbecke ist über Nacht baufällig geworden.“ Wie Mediziner ein kleines Klinikum beurteilen Ein anderer Gast bewertete Lübbecke als gut konstruiertes Haus der kurzen Wege, Notaufnahme, OP oder Privatstation seien neu. Minden dagegen, bei dessen Planung die Beratungsgesellschaft Lohfert & Lohfert auch schon dabei gewesen sei, sei mit seinen langen Wegen &bdquo;ein mies konstruiertes Haus“. Es gab während des Abends auch Ideen, Rahden als ausgelagerte Betriebsstätte des Krankenhauses Lübbecke zu führen. Top-Mediziner würden nicht in einen Neubau &bdquo;auf dem Dorf in Espelkamp“ gehen, sondern nach Köln oder Düsseldorf, meinte ein Gast. Jungen Medizinern könne in Rahden ein Basiswissen vermittelt werden, was in Großkliniken nicht so möglich sei, meinte ein anderer Besucher. Nach Einschätzung von Mediziner Jens Gottfriedsen können Ärzte in einem kleinen Haus viel selbstständiger arbeiten und das mache kleine Häuser attraktiv. Grüne verlassen nach Peitzmeier-Aussagen den Saal Gundel Schmidt-Tschech hält nach eigenen Angaben &bdquo;das ganze Verfahren der MKK für unseriös“. Mit konkreten vernünftigen Zahlen hätte man aus ihrer Sicht die Kosten für einen Neubau und eine förderfähige Umstrukturierung – &bdquo;aber mit vernünftigen Zahlen, nicht mit Mondzahlen“. Das Verfahren müsse von vorn beginnen, forderte Schmidt-Tschech. Wolfgang Adam hatte zu Beginn des Info-Abends um eine sachliche Diskussion gebeten. Der Abend verlief auch weitgehend sachlich. Nur gegen Ende gab es eine verbale Auseinandersetzung zwischen dem Rahdener SPD-Ratsmitglied Udo Högemeier und dem BI-Vorsitzenden Klaus Peitzmeier. Unter Protest hatten Mitglieder der Rahdener Grünen kurz zuvor den Saal verlassen, nachdem Peitzmeier erklärt hatte, dass die Grünen gegen ihre eigenen Prinzipien verstießen und die Kreis-Grünen die Meinung der Basis ignorierten. Finanzierung bleibt weiter umstritten Am kommenden Montag soll der Minden-Lübbecker Kreistag darüber abstimmen, auf welchem Grundstück das mögliche neue Krankenhaus im Lübbecker Land gebaut werden soll. Favorit ist die Gabelhorst in Espelkamp, in der ein großer Mischwald weitgehend abgeholzt werden soll. Das empört viele Bürger. In einer gemeinsamen Erklärung hatten die Kreistags-Fraktionen von Grünen und CDU vorige Woche erklärt, dass vier Hektar Wald sowie eine Baumreihe an der B 239 stehen bleiben sollten. Heftig umstritten ist die Finanzierung. Die Stemweder SPD hatte diese Woche gefordert, das Verfahren wegen der aktuellen Finanzierungsbedingungen zu stoppen, da es für Kommunen und Bürgerinnen und Bürger erhebliche Belastungen bringe. Das war von CDU und Teilen der FDP zurückgewiesen worden – mit einem eigenen Antrag, die Finanzierung solle die Kommunen nicht überfordern. Was Marion Spreen von Mitgliedern des Kreistags erwartet Das Rahdener SPD-Kreistagsmitglied Torsten Kuhlmann erklärte während des Info-Abends in Rahden, sich von den MKK nicht richtig informiert zu fühlen. Er vermisse Zahlen, anhand derer er das Vorhaben beurteilen könne. Kuhlmann erwartet vom MKK-Vorstand konkretere Zahlen. Das griff Marion Spreen zum Schluss der Veranstaltung auf. Sie erwarte, dass Mitglieder des Kreistags am kommenden Montag den Stopp des Verfahrens beantragten – für diese Forderung erhielt Marion Spreen Zustimmung der Gäste. Es solle die mögliche Förderung einer Umstrukturierung geprüft werden, forderte die Rahdenerin. Außerdem sollten die Kosten realistisch berechnet werden. Die kreiseigenen MKK haben zuletzt von insgesamt 528 Millionen Euro gesprochen, die beiden Neubauten in Bad Oeynhausen und im Lübbecker Land kosten sollen. Von Bund und Land gibt es dazu maximal 178 Millionen Euro Förderung.

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