Nach Aufsichtsratssitzung Uniklinikum Magdeburg weiter unter finanziellem Druck

29. Oktober 2022, 09:46 Uhr

Steigende Energiepreise und fast ein Fünftel gesperrte Betten: Am Uniklinikum Magdeburg spitzt sich die finanzielle Lage weiter zu. Dennoch halten Aufsichtsrat und Vorstand am Ziel fest, bis 2028 aus den roten Zahlen herauszukommen. Die Hoffnungen ruhen dabei weiterhin auf einer Kooperation mit dem städtischen Klinikum.

Thomas Vorreyer
Bildrechte: MDR/Luca Deutschländer

Das Uniklinikum Magdeburg soll sich weiter konsolidieren. Ein entsprechendes Konzept wurde vom Aufsichtsrat des Hauses am Donnerstag beschlossen. Das teilte ein Sprecher des Wissenschaftsministeriums auf Anfrage des MDR mit. Wissenschaftsminister Armin Willingmann (SPD) sitzt dem Gremium vor.

Der neue Kaufmännische Direktor des Uniklinikums, Marco Bohn, wollte am Freitag noch keine Details öffentlich nennen. Ziel sei aber weiterhin ein ausgeglichener Haushalt bis zum Jahr 2028, so Bohn.

Bisherige Sparpläne hatten für Unmut gesorgt

Die finanzielle Lage der Krankenhäuser in Sachsen-Anhalt ist derzeit aufgrund der Energiekrise besonders angespannt. Das Uniklinikum machte allerdings schon davor etwa 50 Millionen Euro Verlust pro Jahr. Zum Defizitausgleich und für weitere Investitionen hatte das Land zuletzt knapp 250 Millionen Euro zur Verfügung gestellt.

Unter Bohns Vorgängerin, Kerstin Stachel, hatte es zudem noch Ende 2021 geheißen, jährlich bliebe im Betrieb ein Potenzial von rund 30 Millionen Euro ungenutzt. Mehr als ein Zehntel der 1.005 Betten könnte dauerhaft entbehrlich sein.

Über mögliche Auswirkungen auf den Personalbestand hatte es damals unterschiedliche Angaben gegeben. Auch deshalb sorgte der damals angestoßene Transformationsprozess für Unmut in Teilen der Führungsebene und Verunsicherung in der Belegschaft. Bohn will nun die Kliniken und die medizinische Fakultät stärker einbeziehen. Anfang 2023 soll er dem Aufsichtsrat einen überarbeiten Wirtschaftsplan vorlegen.

Aktuell bis zu jedes fünfte Bett gesperrt

Bis dahin beschäftigt ihn neben gestiegenen Energie- und Arzneimittelpreisen auch die Corona-Pandemie. "Wir haben derzeit 150 bis 200 Betten täglich gesperrt", sagte Bohn. Sowohl krankheitsbedingte Ausfälle als auch eine hohe Belastung durch die Versorgung von Corona-Patienten seien Gründe dafür.

Es brauche ein Hilfsprogramm für die Krankenhäuser, das vor allem deren Liquidität stärke, so Bohn. Mit der derzeitigen Leistung könne man die laufenden Kosten schlicht nicht stemmen. Ein solches wird vor allem vom Bund im Rahmen des angekündigten Entlastungspakets III erwartet. Die Landesregierung will nur notfalls und frühestens 2023 ein eigenes Hilfsprogramm beschließen.

Warten auf Stadtratsentscheidung zu Kooperation mit Olvenstedt

Keinen neuen Stand gibt es bei den Gesprächen über eine engere Kooperation mit dem Städtischen Klinikum Magdeburg. Im November wird nunmehr eine Entscheidung des Stadtrats über den bisherigen Vertragsentwurf für weitere Verhandlungen erwartet.

Der Vorstand des Uniklinikums verfüge für den Fall über ein entsprechendes Verhandlungsmandat, heißt es aus dem Wissenschaftsministerium. "Wir wollen den Vertrag noch dieses Jahr unterschreiben", sagt Bohn. Eine Zusammenarbeit sei alternativlos.

Auch in Olvenstedt hat die Energiekrise die finanzielle Situation des Hauses verschärft. Erst Anfang Oktober hatte der Stadtrat beschlossen, dem städtischen Klinikum eine Bürgschaft über 20 Millionen Euro zu gewähren, damit dieses sich neue Kredite besorgen kann.

Diskussion um Maskengeschäft abgeschlossen

Vorerst zu den Akten wurde derweil der umstrittene Großeinkauf von Masken durch das Uniklinikum gelegt. Nach einigen Hinweisen seitens des Ministeriums und des Aufsichtsrats, sowie Veränderungen im Einkauf des Uniklinikums sehe man "keinen weiteren Handlungsbedarf", so der Ministeriumssprecher.

Das Uniklinikum hatte zwischen November 2020 und Februar 2022 Masken im Wert von rund 654.000 Euro bei einer Firma gekauft, deren Miteigentümer ein Sohn des Ärztlichen Direktors des Uniklinikums ist. Der Landesrechnungshof hatte die fragliche Vergabe nach einer Prüfung mehrfach gerügt, allerdings keine Hinweise auf "Vetternwirtschaft" festgestellt. Die Staatsanwaltschaft wiederum stellte Ermittlungen ein, nachdem mehrere Durchsuchungsbeschlüsse für unrechtmäßig erklärt worden waren.

MDR (Thomas Vorreyer)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT - Das Radio wie wir | 29. Oktober 2022 | 08:30 Uhr

5 Kommentare

Wagner am 30.10.2022

Wieso verstaatlichen - indirekt sind die doch in Staatshand. Nein ,es müssen marktwirtschaftliche Prinzipien gelten.Angebot straffen,Leistungen überprüfen und natürlich auch die Kosten usw.. Vielleicht ist der ganze Apparat zu groß.
Magdeburg ist groß genug ,zwei Kliniken zu vertragen,es muss nur vom Leistungsgeschehen her passen.

O.B. am 29.10.2022

Schon vorher 50 mio Verlust pro Jahr!? Verstaatlichen dieses Fass ohne Boden. Der Vorstand kommt sonst noch auf die klevere Idee bei der mitarbeiteranzahl das Problem zu erkennen. Flugplatz ÖRR oder Bahn sind nur einige die auch dort das einsparpotential wahrnahmen.

hilflos am 29.10.2022

Da hilft nur die Verstaatlichung und konsequente Kontrolle der Kosten. Ulla Schmidt und Lauterbach haben das Gesundheitssystem verscherbelt und auf Grund der geballten Unfähigkeit ruiniert. Fragt sich nur, zu wessen Vorteil?

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