Neue Vorgaben für Mindestmengen

Weniger Klinikabteilungen dürfen komplexe und riskante Operationen durchführen

Manche Kliniken werden im kommenden Jahr die Zulassung für bestimmte riskante Operationen verlieren.

Manche Kliniken werden im kommenden Jahr die Zulassung für bestimmte riskante Operationen verlieren.

Die Zahl der Klinikabteilungen, die besonders komplizierte und riskante Operationen und Behandlungen durchführen dürfen, wird im kommenden Jahr deutlich sinken. Das ergibt sich aus einer aktuellen Übersicht des AOK-Bundesverbandes, die dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) vorliegt.

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Die Mindestmengen sorgen nachweislich für mehr Routine und Erfahrung in den OP-Teams, für weniger Komplikationen und für eine geringere Sterblichkeit der Behandelten.

Carola Reimann,

Chefin des AOK-Bundesverbandes

Danach führen verschärfte Vorgaben über die erforderliche Mindestanzahl von Operationen dazu, dass die Zahl der Abteilungen, in denen komplexe Eingriffe etwa an der Speiseröhre vorgenommen werden können, im kommenden Jahr bundesweit um 96 auf 1795 sinkt. Die Chefin des AOK-Bundesverbandes, Carola Reimann, sprach von einer guten Nachricht für Patientinnen und Patienten, die von dieser Konzentration profitierten. „Die Mindestmengen sorgen nachweislich für mehr Routine und Erfahrung in den OP-Teams, für weniger Komplikationen und für eine geringere Sterblichkeit der Behandelten“, sagte sie dem RND.

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Maßnahme führt zu besserer Qualität

Hintergrund ist der Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses von Ärzten, Kliniken und Krankenkassen, die Vorgaben für Mindestmengen zu verschärfen. So müssen Kliniken ab 2023 beispielsweise statt 10 nunmehr 26 Eingriffe pro Jahr vorweisen, um eine komplexe Operation an der Speiseröhre (Ösophagus-OP) weiter ausführen zu dürfen. Dadurch verringert sich die Zahl der Klinikstandorte, in denen die Operation durchgeführt werden darf, um ein Drittel von 223 auf 147. Bei der Versorgung von Frühgeborenen mit einem besonders niedrigen Aufnahmegewicht von unter 1250 Gramm sinkt die Zahl der zugelassenen Abteilungen um sechs auf 157, weil die Mindestmenge von 14 auf 20 Fälle pro Jahr steigt.

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In der Gesundheitsbranche und der Wissenschaft besteht Einigkeit, dass die Qualität einer Behandlung steigt, wenn mehr Routine besteht. Derzeit gibt es in Deutschland in sieben Bereichen Mindestmengen, zum Beispiel auch bei Leber- und Nierentransplantationen oder beim Einsatz künstlicher Kniegelenke. Ab 2024 sollen Brustkrebsoperationen einbezogen werden. „Die Konzentration komplexer Leistungen ist sinnvoll und notwendig, um die Behandlungsqualität zu verbessern und die Patientensicherheit zu erhöhen“, sagte Reimann. „Hier hinken wir in Deutschland im Vergleich zu vielen anderen europäischen Staaten deutlich hinterher“, kritisierte sie. Nötig sei eine Reform der Krankenhausplanung, die eine bestmögliche Versorgungsqualität für die Patientinnen und Patienten gewährleiste und gleichzeitig bessere Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten sichere, so die AOK-Verbandschefin.

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