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Klinikchef macht Werbung in eigener Sache

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Eineinhalb Stunden dauerte der Auftritt von Marc Bernstädt, Geschäftsführer der Helios Amper-Kliniken Dachau und Indersdorf, im Kreistag. Gut 15 Minuten davon durfte er über das Geschehen im Dachauer Krankenhaus in den Jahren 2021/22 berichten, die restliche Zeit wurde er von den Kreisräten befragt – und dabei ordentlich in die Mangel genommen.

Dachau – Der junge Manager, 36, ahnte wohl schon, was auf ihn zukommen würde. Dass die Kreisräte in den Startlöchern hockten. Und dass es Kritik hageln würde. Er habe dem Termin „mit einer gewissen Spannung entgegengesehen“, meinte er, schließlich sei das Interesse der Dachauer an ihrem Krankenhaus „sehr, sehr groß“. Und dann trat er die Flucht nach vorn an.

Eingang Klinik Dachau Helios
Immer wieder Gesprächsthema: das Helios Amper-Klinikum Dachau © Habschied

„80 Prozent der Gesamterlöse, die eine Klinik generiert, um ihre Kosten zu decken, kommen aus dem Bereich der stationären Patientenversorgung“, sagte der Manager. Die Fallzahlen gingen zwar 2021 (17 393 Patienten) gegenüber 2020 um sechs Prozent zurück. Und der Jahresüberschuss sank von 10,2 Millionen Euro 2020 auf 6,1 Millionen Euro im vergangenen Jahr. Aber: „Erfreulicherweise hat der Patientenzustrom in 2022 wieder Fahrt aufgenommen“, so der Manager.

Den oft beschriebenen und kritisierten Personalmangel – aktuell arbeiten 872 Vollkräfte in Dachau und Indersdorf – redete der Klinikchef klein. Es sei zwar 2021 nicht gelungen, sämtliche Stellen zu besetzen, gab er zu, und beim ärztlichen Dienst gingen „zehn Vollkräfte verloren“, doch „2022 ist richtig Musik drin“, flötete Bernstädt. Es sei gelungen, „15 Vollkräfte aufzubauen“. Und: „Wir erwarten 40 Personalzugänge im Bereich Pflege bis zum Jahresende.“

Dabei arbeite Helios mit Vermittlungsagenturen zusammen, die Mitarbeiter aus dem Ausland akquirieren würden. Und da ist ja noch der eigene Nachwuchs. Rund 100 Auszubildende seien ein extrem guter Wert“, meinte Bernstädt und ergänzte: „17 von 20 bleiben.“

Belastungskennzahl

Dann zog der Manager noch zwei Asse aus dem Ärmel: einmal die Belastungskennzahl, die besagt, wie viele Patienten im Jahresdurchschnitt pro Vollkraft versorgt werden. 2018 noch hätte eine Vollkraft 93 Patienten betreut, 2021 sei sie nur noch für 55 Kranke verantwortlich gewesen. „Das heißt, rein objektiviert müsste die Belastung ein Stückweit abgenommen haben“, so Bernstädt.

Ass Nummer zwei: die medizinische Versorgung. Man messe diese „anhand von Triggerversorgungen“. Bernstädt nannte als Beispiele die Schlaganfall- oder Herzkathederversorgung oder Zahl der Geburten. „In 86 Prozent der Fälle gelingt es uns besser zu sein, als der Bundesdurchschnitt“, so der Klinikchef.

Das Jugendsprache-Wort triggern bedeutet so viel wie auslösen. Getriggert fühlten sich auch einige Kreisräte. Sie äußerten in der anschließenden Aussprache ihre Kritik.

Personal

Die Klinik mache Super-Medizin, meinte Dr. Wilfred Landry (CSU), und die Zahlen seien schön und gut. „Aber wir brauchen mehr Pflegekräfte, sonst ist das System nicht aufrechtzuerhalten“, so der niedergelassene Arzt. Und Michael Reindl (FW Kreis) fügte an, dass es eine „hohe Fluktuation bei den Pflegekräften gibt“. Dazu kämen viele krankheitsbedingte Ausfälle, wie Marianne Klaffki meinte. „Über die effektive Belastung sagen die Zahlen nichts aus“, so die Sprecherin der SPD-Fraktion.

Klinikchef

Reindl ist es ein Dorn im Auge, dass es bei der Geschäftsführung ständige Wechsel gebe. Bernstädt ist seit März im Amt. Und zum Ende des Jahres auch schon wieder weg. Sein kommissarischer Nachfolger wird sein Vorgänger Florian Aschbrenner sein (wir berichteten). „Sie kommen aus der Betriebswirtschaft, das merkt man wohl“, ging Sylvia Neumeier (SPD) Bernstädt an und warf ihm vor, „menschliche Wertschätzung“ vermissen zu lassen. Für diese Einschätzung kam allerdings prompt der Konter von Marese Hoffmann. „Geschäftsführer“, so die Grünen-Sprecherin, „sind auch Menschen!“

Teilschließung Ampervital

Wie berichtet sind im Fitness- und Rehabilitationszentrum Ampervital im Dachauer Klinikum aus Energiespargründen das Bewegungsbad sowie die Sauna geschlossen. Wolfgang Moll (Wir) sagte, dass „die Klinik ihren Job macht, aber nicht mehr“. Man könne mehr von Helios erwarten. Auch mit der Physiotherapie und der Sauna verdiene man Geld. Dagmar Wagner (Freie Wähler Kreis) wird derzeit im Ampervital als Patientin behandelt. Dass das Bewegungsbad dicht ist, habe sie über die sozialen Medien erfahren. Die Kommunikation bei Helios, meinte sie, „ist nicht optimal“.

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