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Oberschwabenklinik

Neuer OSK-Chef stellt sich vor und verspricht Offenheit und Transparenz

Ravensburg / Lesedauer: 4 min

Der Führungswechsel an der Spitze des kommunalen Klinikverbunds soll auch ein Stilwechsel sein
Veröffentlicht:29.10.2022, 17:00

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Die Oberschwabenklinik (OSK) hat einen neuen Geschäftsführer: Franz Huber hat vor einer Woche die Leitung des kommunalen Klinikverbunds mit Standorten in Ravensburg, Wangen und Bad Waldsee übernommen.

Zunächst für eine Interimszeit bis Ende 2023 führt der 52-jährige Betriebswirt ein Quartett an, das auch aus einem Medizinischen Leiter (Oliver Rentzsch), einem Kaufmännischen Direktor (Ulrich Hornstein) und einem Pflegedirektor (Swen Wendt) besteht. „Es war wichtig, dass alle Berufsgruppen in der Führung vertreten sind“, sagt der langjährige Klinikchef beim Kennenlern-Gespräch mit der „ Schwäbischen Zeitung “ und verspricht: „Das wird keine One-Man-Show.“

Wie mehrfach berichtet, hat die OSK zwei harte Jahre hinter sich. Nicht nur wegen der Corona-Pandemie, sondern auch, weil der Nachfolger von Geschäftsführer Sebastian Wolf, Oliver Adolph , bei vielen wegen seines als autokratisch empfundenen Führungsstils nicht gut ankam.

Er harmonierte weder mit seinen gleichberechtigten Co-Geschäftsführern Petra Hohmann und Michael Schuler noch mit den meisten Chefärzten, die dann im Juli in einem Brief an den OSK-Aufsichtsratsvorsitzenden, Landrat Harald Sievers, Adolph das Vertrauen entzogen. Nachdem die Mitarbeiterproteste immer weitere Kreise zogen, zog der Aufsichtsrat im September die Reißleine und entband Adolph von seiner Funktion als Geschäftsführer.

Führungskrise hatte zuletzt alles Gute überschattet

„Wir wollen eine neue Art der Zusammenarbeit. Offen und transparent. Wir wollen eine Kultur des Gehörtwerdens und der Beteiligung“, beschreibt Franz Huber den neuen Führungsstil des Quartetts. „Es ist schade, dass die tragische Führungskrise alles überschattet hat und die Versorgung der Patienten nicht mehr im Vordergrund stand. Die enormen medizinischen Leistungen in den Häusern sind ja völlig in den Hintergrund geraten.“

Das wieder zu ändern und Ordnung in die Häuser zu bringen, sei sein Ansporn.

Seine Kollegen in der obersten Führungsebene kennt der gebürtige Isnyer zum Teil schon länger. Er war bis 2021 zehn Jahre lang zunächst Vorstand der Unterallgäuer Kreiskliniken und nach einer Fusion einer von vier Geschäftsführer des Klinikverbunds Allgäu, der von Oberstaufen bis Mindelheim reicht und sechs Krankenhäuser plus Medizinische Versorgungszentren umfasst, wie sie als Nachfolge für die Akutklinik Bad Waldsee im Gespräch sind.

Ein Jahr lang arbeitete er zwischenzeitlich als Berater, bekam an seinem Wohnort in Memmingen aber mit, was im benachbarten Landkreis Ravensburg los war.

Interimszeit als Schnupperjahr für alle Beteiligten

Der 52-Jährige kann sich vorstellen, die OSK länger als bis Ende 2023 zu leiten. Das gelte auch für die anderen im Team. Es sei angesichts der Erfahrungen in den vergangenen Jahren aber wichtig, zunächst das Vertrauen der Mitarbeiter und der Kommunalpolitiker zu gewinnen. „Wir arbeiten auf jeden Fall so, als würden wir ganz lange bleiben.“

Der OSK-Aufsichtsrat, der nach den Erfahrungen mit dem Verschleiß von vier Geschäftsführern in gut zwei Jahren ein gebranntes Kind ist, kann sich dann in Ruhe ansehen, ob es diesmal passt, bevor wieder ein langfristiger Geschäftsführerbestellungsvertrag abgeschlossen wird.

Ich bin handwerklich begabt und kann auch schweißen.

Franz Huber

Die Ende Mai vom Kreistag beschlossene Strukturreform hält Huber für „absolut sinnvoll und richtig“. Dass es im Laufe des Prozesses noch möglich ist, kleinere Änderungen vorzunehmen, sei ja selbstverständlich. Die Hoffnung mancher Bürger in Bad Waldsee, dass es zu einer Rücknahme der dortigen Standortschließung kommen könnte, muss er jedoch enttäuschen.

Allerdings sehe er auch keine Notwendigkeit, das Haus jetzt schon zu schließen, auch wenn es dort nur noch 25 Betten gibt und die Heizkosten im kommenden Jahr stark steigen. Die Verlagerung der Orthopädie und Endoprothetik nach Wangen führe ja dazu, dass in Bad Waldsee nicht mehr das ganze Haus beheizt werden müsse.

Privatisierung wird ausgeschlossen

Eine Angst vieler Menschen nach dem Führungs-Fiasko, an dem auch der Aufsichtsrat einen großen Anteil hatte, kann Huber beruhigen: Niemand denke auch nur im Entferntesten an eine Privatisierung der Kreis-Krankenhäuser. Der langjährige Klinikmanager selbst bekennt sich dazu, dass die gesundheitliche Daseinsvorsorge unbedingt in kommunaler Hand bleiben muss. „Sie gehört meiner Meinung nach nicht in die Hände großer Aktiengesellschaften mit einer maximalen Gewinnorientierung.“

Privat scheint Franz Huber ein bodenständiger Mensch zu sein. Der verheiratete Vater einer Tochter entspannt am besten beim Holzhacken im eigenen Waldstück. „Ich bin handwerklich begabt und kann auch schweißen.“ Gute Voraussetzung angesichts der Baustelle, die durch die Strukturreform teils auseinandergerissenen Teams wieder zusammenzuschweißen.