Norden/Aurich/Emden - Eine langfristige Planung ist in den Kliniken Aurich, Emden und Norden derzeit unmöglich. Das bedeutet: Heute kann die Klinik nicht festlegen, welche Stationen nächste Woche mit wie vielen Betten betrieben werden können. Die Personalprobleme zwingen die Kliniken dazu, „von Tag zu Tag“ zu planen, wie der Geschäftsführer der Trägergesellschaft, Heiko Goldenstein, im Gespräch mit unserer Redaktion sagte.
Unbefriedigend für alle
Dass überhaupt Personal fehlt, liegt zum einen daran, dass die Personal-Anforderungen stetig wachsen. Unter anderem müssen sich die Mitarbeiter nun neben der Pflege noch mit Corona-Tests und Co. beschäftigen. Auch die Zahl an Patienten sei angestiegen und belaste die Strukturen. Aber auch der Krankenstand im Personalstamm sei ein Problem: „Und da macht Corona sicher einen großen Teil aus“, vermutet Goldenstein.
Befriedigend sei die momentane Situation weder für ihn noch für die Angestellten. Doch sie sei derzeit alternativlos. Denn es vergehe zurzeit kein Tag, an dem nicht Betten auf Stationen gesperrt würden, weil ansonsten die vorgeschriebenen Personaluntergrenzen unterschritten würden.
Diese sehen beispielsweise vor, dass in der Geriatrie in der Tagschicht maximal zehn Patienten durch mindestens eine Pflegekraft versorgt werden müssen. In der Inneren Medizin und Kardiologie beträgt das Verhältnis von Pflegekraft zu Patienten am Tag ebenfalls eins zu zehn. Diese Personaluntergrenzen sind allerdings keine bloßen Richtlinien, sondern rechtsgültige Vorgaben. Sollte eine Klinik die Personaluntergrenzen im Monatsschnitt unterschreiten, drohen Bußgelder: „Das ist bei uns nicht passiert. Da achten wir sehr drauf“, so Goldenstein.
Starre Untergrenzen
Im Kern findet er die Personaluntergrenzen gut, denn sie dienen ja dem Schutz von Patient und Mitarbeiter und der Qualitätssicherung. Das Problem ist seiner Ansicht nach aber, dass die Vorgaben „zu starr“ sind. Sie bemessen sich nicht nach dem reellen Bedarf: „Es gibt ja Patienten, die sind weniger pflegeintensiv als andere“, so Goldenstein. Das wird bislang nicht berücksichtigt, soll aber ab 2025 mit in die Bewertung einfließen.
Bis dahin löst das aber die vorhandenen Probleme nicht. Besonders groß sind diese im Bereich der Fachpflege, also beispielsweise beim OP-Personal. Dort fehlt es regelmäßig an Kräften - und diese können nicht einfach durch Mitarbeiter aus der Basispflege ersetzt werden, denn ihnen fehlt die entsprechende Fachweiterbildung. Das mache die Planung sehr kompliziert, wie Goldenstein einräumte.
Allerdings hat die Klinik mittlerweile Maßnahmen ergriffen, um gegenzusteuern. Erstmals wurde die Zahl der Ausbildungskurse auf zwei erhöht, um „mehr aus dem eigenen Beritt“ zu bekommen, wie der Geschäftsführer der Trägergesellschaft sagte. Und auf lange Sicht könnte sich das Problem auch durch den Bau der Zentralklinik entspannen. Denn dann werde weniger Personal benötigt.
Hoffnung Zentralklinik
Derzeit verfügen die drei Klinik-Standorte über 2400 Mitarbeiter. Diese hohe Zahl werde, wenn die neue Klinik in Betrieb geht, nicht mehr benötigt: „Jetzt ist ja alles drei Mal vorhanden“, so Geschäftsführer Goldenstein. Drei Annahmen, drei Röntgen, drei verschiedene Reinigungskräfte. Künftig werde deutlich eingespart, aber entlassen werden solle niemand. Über Altersteilzeitregelungen und Umbesetzungen wird der Personalstamm entsprechend angepasst, versprach Goldenstein.