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Der Virchow-Campus der Charité, das Gebäude ist Sitz des Herzzentrums.

© Jürgen Ritter/imago

Verdacht auf Vetternwirtschaft und Verstoß gegen OP-Richtlinien: Berliner Charité kündigt Herzklinik-Direktor wegen mutmaßlichen Fehlverhaltens

Die Charité entlässt den Direktor der Virchow-Herzklinik, er soll Hausverbot erhalten haben. Auf dem Campus plant das Berliner Uni-Krankenhaus bald Großes.

Die Berliner Charité hat den Direktor der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Kardiologie am Virchow-Campus entlassen. Das bestätigte eine Sprecherin der Hochschulklinik. Zu den Gründen äußerte sie sich mit Verweis auf „arbeitgeberseitige Sorgfaltspflichten“ nicht.

Die Charité-Leitung löschte am Dienstag die klinikeigene Internetseite des Professors, er soll nach Tagesspiegel-Informationen Hausverbot erhalten haben.

Der ranghohe Arzt war für circa 100 Beschäftigte zuständig. Ihm wird vorgeworfen, dass unter seiner formalen Zuständigkeit ärztliche Eingriffe durchgeführt wurden, ohne dass die eingesetzten Mediziner über entsprechende Qualifikationen verfügten. Das berichtet der RBB. Demnach handelte sich um Herzkatheteruntersuchungen.

Zudem soll der Top-Kardiologe gegen Compliance-Richtlinien der landeseigenen Universitätsklinik verstoßen haben. Nach Tagesspiegel-Informationen hat der Kardiologie-Direktor mit einer Privatfirma zusammengearbeitet, die von seiner Frau geführt wird. Er soll selbst Anteile an dem Unternehmen gehalten haben.

Der Beschuldigte war seit 2014 Leiter der Kardiologie am Virchow-Campus

Assistenzärzte berichteten dem Tagesspiegel zudem, der Professor solle sich im Ton vergriffen und Dienstpläne nach „Gutdünken“ erstellt und verworfen haben. In einem Fall habe er einen Oberarzt geschützt, der einen Mitarbeiter körperlich angegangen sein soll.

Die Vorwürfe basieren auf Hörensagen, der Professor war für den Tagesspiegel nicht erreichbar. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Allerdings dürfte die Charité-Spitze solide Anhaltspunkte für Fehlverhalten haben. Einen ranghohen Professor zu entlassen, ist rechtlich gesehen schwierig. Der Beschuldigte leitete seit 2014 die Kardiologie am Virchow-Campus.

Er gilt in der internationalen Fachwelt als „Top-Mediziner“, sagte ein Kenner der Vorgänge, im neuen Herzzentrum hätte der Professor „sicher“ eine Rolle gespielt.

Wie berichtet, wird das noch vergangenes Jahr unabhängige Deutsche Herzzentrum Berlin, das sich ebenfalls am Virchow-Campus befindet, voll in die Charité integriert. Inzwischen heißt es „Deutsches Herzzentrum der Charité“ (DHZC) und wird von Volkmar Falk geführt. Man nutze die Stärken beider Häuser, hieß es 2021, um Europas modernste Kardiologie aufzubauen.

Mit „fachübergreifenden, hochspezialisierten Teams“ werde man den Medizinstandort voranbringen – für den damaligen Senatschef Michael Müller (SPD) gehörte die Fusion zur „Gesundheitsstadt 2030“, also dem Plan, aus Berlin eine internationale Medizinmetropole zu machen.

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