Wilhelmshaven/Friesland - Das Klinikum Wilhelmshaven hängt am Tropf. Die personelle Ausstattung könnte besser, die wirtschaftliche Situation kaum schlechter sein. Weil ein Neubau allein daran nichts ändert – und erst durchfinanziert und gebaut sein müsste – wird die Zusammenarbeit mit den Friesland-Kliniken angestrebt.

Der Ansatz, zukünftig enger zu kooperieren, wird von beiden Seiten getragen mit dem Ziel, der Unterfinanzierung aktiv entgegenzuwirken, Kräfte zu bündeln, die Standorte zu stärken und die Versorgungsstrukturen in der Region zu halten. So haben es die Geschäftsführungen und die Aufsichtsratsvorsitzenden beider Kliniken vereinbart. Neue Töne zwischen Klinikum und Friesland-Kliniken, deren Verhältnis zueinander in der Vergangenheit doch eher angespannt gewesen ist.

WILHELMSHAVENS KRANKENHAUS NOTLEIDEND Das Klinikum selbst ist der kränkste Patient

Lutz Rector
Wilhelmshaven

Doch diese Vergangenheit soll Vergangenheit bleiben, sagte Oberbürgermeister Carsten Feist, zugleich Aufsichtsratsvorsitzender des Klinikums, in einer außerordentlichen Ratssitzung. Dort wurde der „Letter of Intent“ (Absichtserklärung), in dem die Initiatoren ihre Ansätze formulieren, diskutiert.

Einigkeit herrscht darüber, dass es eine Zusammenarbeit geben muss, um beide Kliniken für die Zukunft zu rüsten. Bei der Frage nach dem „Wie“ gingen die Meinungen auseinander. Von Einkaufsgemeinschaften als kleinste Form der Kooperation bis zur kompletten Fusion spannte sich der Bogen. Weiterer Streitpunkt: Welche Versorgungsstufe soll dabei angestrebt werden?

Aktuell sind sowohl das Klinikum als auch die Friesland-Kliniken Schwerpunktversorger – die zweithöchste der vier Kategorien. Weil das Land Niedersachsen allerdings die Kliniklandschaft neu strukturieren und in acht Regionen mit jeweils einem Maximalversorger aufteilen will, soll es für Wilhelmshaven/Friesland eine Stufe nach oben gehen. Die CDU-Fraktion etwa will genau das. Als „Oberzentrum müssen wir die Maximalversorgung anstreben“, forderte Martin Ehlers. Dafür, so Oliver Pommerrenke, Geschäftsführer Klinikum, reiche eine Kooperation nicht aus. „Dann müssen wir was zusammen machen.“ Also Fusion, eine Idee, der sich Manuel Baruschke (SPD) und Andreas Tönjes (Die Partei) anschlossen.

Der Status „Maximalversorgung“ sei nicht entscheidend und mutmaßlich gar nicht zu erreichen, argumentierten Vertreter von Win@WBV. Wichtig sei allein die bestmögliche Patienten-Versorgung. Das mache eine Kooperation zwingend notwendig, nicht aber eine Fusion.


Wie es gehen könnte, wollen Friesland und Wilhelmshaven bis zum 31. Januar 2023 erarbeiten. „Ich freue mich über den Rückenwind und die breite Unterstützung aus dem Rat für eine Zusammenarbeit beider Krankenhäuser. Das ist ein wichtiges Signal“, betonte Feist.

Lutz Rector
Lutz Rector Stellv. Redaktionsleitung, Wilhelmshavener Zeitung