Tablet statt Papier an der Einsatzstelle
Der Rettungsdienst des Kreises Düren und das St.-Augustinus-Krankenhaus treiben die Digitalisierung voran. So soll das Personal mehr Zeit für die Patientinnen und Patienten haben.
Kreis Düren Ein Szenario, wie es bisher üblich ist: Die sogenannte Einheitliche Leitstelle des Kreises Düren nimmt einen Anruf entgegen und tippt den Notfall in den Einsatzleitrechner ein, schickt Kräfte zur Einsatzstelle, die dann wiederum vor Ort die Daten aufschreiben. Mit dem Rettungswagen werden die Betroffenen ins Krankenhaus gebracht, wo erneut alles auf Papier aufgenommen wird.
Diesem Papierwust möchten der Rettungsdienst des Kreises Düren und das St.-Augustinus-Krankenhaus Düren ein Ende setzen. Sie testen zurzeit in einem Pilotprojekt, wie sich die beschriebenen Schritte an den Schnittstellen digitalisieren lassen. Beteiligt sind vor allem Ralf Butz, Leiter des Kreisamts für Bevölkerungsschutz sowie Vorstand der Rettungsdienst Kreis Düren AöR, und Doktor Norbert Hambach, stellvertretender ärztlicher Leiter der Krankenhaus-Notfallambulanz.
So erläutert Hambach, dass das Pilotprojekt in enger Absprache miteinander entstanden sei, und ergänzt: „Die Digitalisierung der Krankenhäuser ist deutschlandweit rückständig. Unser Ziel ist, mit einem Wandel die Mitarbeitenden zu entlasten, damit diese mehr Zeit für die Patientinnen und Patienten haben.“
Das Konzept sieht folgendermaßen aus: Statt alles doppelt und dreifach sowie noch dazu auf Papier festzuhalten, werden die Einsatzkräfte mit einem Tablet ausgestattet, mit dem sie vor Ort die Daten der Betroffenen aufnehmen. Diese Daten werden unmittelbar an das Krankenhaus übermittelt und ins Krankenhausinformationssystem eingepflegt. Aus Sicht der Beteiligten eine Win-win-Situation: Die Mitarbeitenden im Krankenhaus wissen sofort, welcher Notfall gleich eintrifft, die Einsatzkräfte vor Ort sollen schneller mit der Dokumentation fertig sein. Denn beispielsweise auch die Krankenkassenkarte lässt sich sofort erfassen, indem sie an eigens dafür vorgesehener Stelle ins Tablet gesteckt wird.
Noch fiktive Einsätze
Die Testphase mit fiktiven Einsätzen findet bislang nur mit der Einrichtung in Niederau statt, später sollen dann zwecks Vereinheitlichung alle Krankenhäuser im Kreis Düren auf das System umsteigen. So sind das St.-Marien-Hospital Düren, das St.-Josef-Krankenhaus Linnich und das St.-Elisabeth-Krankenhaus Jülich bereits im Tablet-Verzeichnis gelistet. Sie alle gehören – wie das St.-Augustinus-Krankenhaus – zum Kölner Träger Josefs-Gesellschaft. Auch das Krankenhaus Düren wird noch erfasst. „Welche Einrichtung der Rettungswagen dann anfährt, liegt im Ermessen des Notarztes, aber auch Wünsche der Betroffenen werden berücksichtigt“, erläutert Ralf Butz. Natürlich sind auch freie Kapazitäten und verfügbare Fachabteilungen entscheidend.
Diese über den eigenen Wirkungsbereich hinausgehende Zusammenarbeit habe es bis dato nicht gegeben, sagen die Beteiligten. Norbert Hambach hat bereits positive Rückmeldungen von Pflegekräften aus der Ambulanz zu dem Projekt erhalten. Allerdings seien sie auch auf Hindernisse gestoßen, sagt Hambach: So konnte das Programm des Krankenhauscomputers die PDF-Dateien des Tablets nicht auslesen. Dieser Fehler sei mit Hilfe der IT behoben worden.
Zum 1. Januar starten
Die Software liefere ein externes Unternehmen, das das St.-Augustinus-Krankenhaus laut Hambach zum einen Teil aus eigenen Mitteln und zum anderen Teil aus Fördermitteln finanziert. Zu den Kosten könne er noch keine endgültigen Angaben machen. Auch für die Rettungsdienst Kreis Düren AöR entstehen diese Kosten, außerdem schafft sie die benötigten Tablets an. Vonseiten des Kreises beziffert Ralf Butz die Investitionssumme auf etwa 220.000 Euro.
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„Unser Ziel ist es, bis zum Jahresanfang mit allen Krankenhäusern in die Realisierung zu gehen“, gibt Butz einen Ausblick. Bis dahin müssen noch entsprechende Schulungen mit den Mitarbeitenden vorgenommen werden. Und der nächste Schritt? Der liegt laut Norbert Hambach auf der Hand: eine Schnittstelle zwischen Krankenhäusern und Hausärztinnen sowie -ärzten beziehungsweise Fachpraxen zu schaffen.