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Mitarbeitende des Schongauer Krankenhauses kritisieren Umgang mit Standort: „Problem ist hausgemacht“

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Das Krankenhaus in Schongau.
Mitarbeitende des Schongauer Krankenhauses haben sich an die Zeitung gewandt. Sie kritisieren den Umgang des Führungspersonals mit ihrem Standort. © Hans-Helmut Herold/Archiv

Die Art und Weise, wie Führungspersonal der Krankenhaus GmbH über den Standort Schongau spricht, ärgert einige Mitarbeitende. Probleme, die gerne angeführt werden, seien hausgemacht. Auch den Umgang mit Personal kritisieren sie.

Schongau – Es gebe viel Getuschel, die Stimmung im Schongauer Krankenhaus sei derzeit getrübt. Zwar gebe es keine Anweisung, sich nicht gegen die Meinung der Geschäftsführung zum Zentralkrankenhaus zu positionieren. Wer privat ein Facebook-Posting des Aktionsbündnisses „liked“, werde aber schnell auch von Chefärzten darauf angesprochen, das künftig zu unterlassen, erzählen zwei langjährige Mitarbeitende (Namen der Redaktion bekannt), die deshalb lieber anonym bleiben wollen. Sie würden im Namen mehrerer Kollegen sprechen, dass aktuell einiges falsch laufe.

Klar könnten sie eine Anstellung in einer anderen Klinik finden. Aber das wollen sie nicht. Weil sie gerne in Schongau arbeiten, wie sie betonen. Weil das Miteinander eigentlich ein gutes ist und jeder Patient und Mitarbeiter einen Namen hat statt einer Nummer.

Kritik über Äußerungen von Bürgerentscheid-Gegnern: „Das Problem ist hausgemacht“

Umso mehr stört es die beiden, wie in der Debatte um den Bürgerentscheid bzw. ein Zentralkrankenhaus mit dem Standort Schongau umgegangen wird. Besonders das „Hauptargument“, das Bürgerentscheid-Gegner wie Landrätin Andrea Jochner-Weiß immer wieder anführen – schon jetzt wolle niemand in Schongau arbeiten, und deshalb komme die Stadt eher nicht als Zentralkrankenhaus-Standort in Frage –, stößt ihnen sauer auf. „Das Problem ist hausgemacht“, sagen die beiden.

Die Attraktivität sei in den vergangenen Jahren massiv gesenkt worden. Fachabteilungen wurden nach Weilheim verlagert. Dabei wäre beispielsweise die Urologie lieber in Schongau geblieben, sagen sie. 2002 habe es noch 220 Betten gegeben, mittlerweile seien es 150. „Ein Spiegelbild zum Krankenhaus Peißenberg“, sieht einer der Mitarbeitenden darin. Auch hier sei eine Station nach der anderen zugemacht worden, bis das gesamte Krankenhaus schloss.

Nicht Enfernung zu München, sondern Mangel an Angebot im Haus sei Grund für Assistenzärzte-Mangel

Der Mangel an Angebot und Fortbildungsmöglichkeiten im Haus seien der Grund, weshalb sich weniger Assistenzärzte für Schongau finden würden, sind sich die Mitarbeitenden sicher. Nicht die Entfernung zu München.

In Schongau würden „Löcher aufgerissen, um Löcher in Weilheim zu stopfen“. So sei in der jüngeren Vergangenheit beispielsweise eine Abteilung in Schongau geschlossen worden, um mit den Pflegekräften stattdessen eine unterbesetzte Station in Weilheim in Betrieb zu halten. Das dementiert der stellvertretende Geschäftsführer Claus Rauschmeier auf Nachfrage der Heimatzeitung. Zwar sei in Schongau eine Station geschlossen worden. Das sei aber ein geplanter Vorgang gewesen, „ein reiner Mitarbeiterwille“. Personal habe den Wunsch geäußert, mehr im chirurgischen Bereich arbeiten zu dürfen. Das konnte man ihnen in Schongau nicht erfüllen, weshalb man den Wechsel nach Weilheim ermöglicht habe, sagt Rauschmeier.

Schongauer Pflegekräften sei Geld geboten worden, um in Weilheim auszuhelfen

Ein anderes Mal seien Schongauer Pflegekräften, die in Weilheim für drei Monate aushelfen sollten, pro Monat 1000 Euro sowie Benzingeld versprochen worden, erzählen die Mitarbeitenden. In Weilheim seien sie schließlich überbesetzt gewesen. Als das Personal „unbequem wurde“ – sie hätten die Vereinbarungen schriftlich verlangt und dafür eine Frist gesetzt –, seien sie frühzeitig wieder nach Schongau zurückgeschickt worden. Das versprochene Geld hätten sie nicht bekommen.

Für einen Wechsel habe man nie Geld geboten, sagt Claus Rauschmeier. Auch Roberto Hänsel, Betriebsratsvorsitzender, habe nach eigenen Angaben „keine Kenntnis darüber“ und eine Versetzung würde man ja mitbekommen. Lediglich Aufwandsentschädigungen für den längeren Arbeitsweg, wenn Personal im anderen Haus aushilft, zahle man. Mehr nicht. „Wer soll das zahlen? Und wenn man einmal damit angefangen hat, verlangt jeder diese Zahlung“, so Rauschmeier. Überhaupt könne man einen Wechsel „nicht erzwingen“.

Wegen Demo: Pflegedienstleitung habe Krankenhaus-Betrieb im Notfallmodus laufen lassen wollen

Zur Mahnwache vor der Kreistagssitzung in Eberfing Anfang Oktober, um für ein Zentralkrankenhaus zu demonstrieren, sollten so viele Mitarbeitende wie möglich kommen, dazu rief die Pflegedienstleitung in einer Whats- App-Sprachnachricht auf, die der Redaktion bekannt ist. Sie wolle mindestens 50 Menschen sehen. Der Betrieb werde im Notfallmodus aufrechterhalten. Für die beiden Mitarbeitenden ein Unding, es „in Kauf zu nehmen, Patienten auf der Strecke zu lassen, um bei einer Demo Präsenz zu zeigen“.

„Das geht gar nicht“, sagt auch Claus Rauschmeier. Und deshalb habe es auch keinen Notbetrieb gegeben. Auch sei dieser nie geplant gewesen. Hänsel habe die Aktion als Pendant zur Demonstration des Aktionsbündnisses organisiert, sagt er. Bei Vorgesetzten habe er lediglich um Unterstützung gebeten. Alle Mitarbeiter, die kamen, hätten das freiwillig und in ihrer Freizeit getan.

Auch zu Anwesenheit bei Infoständen seien Mitarbeitende aufgerufen worden

Direkt auf die Sprachnachricht angesprochen erklärt Hänsel, er habe bei Vorgesetzten um Unterstützung bei der Bekanntmachung gebeten, nur so könne er sich erklären, „wenn ein Aufruf rausgegangen ist“.

So viele wie möglich sollten auch zu Infoständen kommen. „Besonders in Schongau hoffen wir auf eure Anwesenheit, da dort das Aggressionspotenzial am höchsten ist“, heißt es in einer WhatsApp-Nachricht der Pflegedienstleitung (der Redaktion bekannt). Ordnungsamt und Polizei seien informiert und würden notfalls einschreiten. Mitglieder des Aktionsbündnisses dürften sich nicht nähern.

„Hätte das Aktionsbündnis nicht so viel Rabatz gemacht, hätten wir vom neuen Zentralkrankenhaus erst mit dem Spatenstich erfahren“

So wie es jetzt ist, kann es nicht weitergehen, das ist auch den Mitarbeitern bewusst. Die Politik wolle keine kleinen Häuser mehr und man müsse wohl Kompromisse finden. Aber „das Personal mitnehmen, sieht anders aus“, sagen sie. „Man fühlt sich nicht ernst genommen.“ Von vielen Plänen und Überlegungen hätten sie erst aus der Zeitung erfahren.

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Immerhin gebe es mittlerweile einen regelmäßigen Austausch mit Rauschmeier, der Mitarbeitern Rede und Antwort steht. Trotzdem: „Hätte das Aktionsbündnis nicht so viel Rabatz gemacht, hätten wir vom neuen Zentralkrankenhaus erst mit dem Spatenstich erfahren“, sagen die Mitarbeitenden. Eine Aussage, wie sie Ende August in der Zeitung zu lesen war „in der Notaufnahme in Schongau sind 100 Prozent der Kollegen für den Bau eines Zentralkrankenhauses“, sei falsch.

Für die beiden Mitarbeitenden steht jedenfalls fest: „Wir bleiben so lange wie möglich in Schongau. Wie es weitergeht, werden wir sehen.“

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