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Main-Kinzig-Kreis: Kliniken rechnen mit hohen Defiziten

01.12.2022, 16:51 Uhr in Main-Kinzig-Kreis
MKK OB und Landrat

Main-Kinzig-Kreis. Das Klinikum Hanau und die Main-Kinzig-Kliniken steuern 2023 auf millionenschwere Defizite zu. Das Krankenhaus in Hanau rechnet mit Deigiziten von 15 Millionen Euro – die MKK-Kliniken mit knapp 19 Millionen, heißt es jetzt in einer Mitteilung von Stadt und Kreis. Schuld daran sei das System der Vergangenheit, stellen Landrat Stolz und Oberbürgermeister Kaminsky fest.Die leistungsorientierte Vergütung der meisten Krankenhäuser funktioniere nicht, da die erforderliche Leistung nicht mehr erbracht werden kann. Das liege an dem schlichtweg endlichen Patientenwachstum, so Stolz. Vor dem Hintergrund erwarteter Millionendefizite kommunaler
Krankenhäuser ist die desaströse Lage für Stolz und Kaminsky Anlass, ein deutliches Zeichen nach Berlin zu senden.

Deutschlandweit könnten etwa 96 Prozent der Kliniken die Kosten nicht mehr aus laufenden Einnahmen decken, heißt es in der Mitteilung. In der Zeit vor der Corona-Pandemie gelang es den Kliniken, durch die Versorgung zunehmender Patientenzahlen ausreichend Erlöse zu generieren, um die jährlichen Preissteigerungen auszugleichen und letztlich stabile Jahresergebnisse zu erzielen. Während der Pandemie wurden die sinkenden Einnahmen bei gleichzeitigem Mehraufwand durch Ausgleichszahlungen weitgehend abgepuffert. Doch diese Phase sei nun vorbei und die Lage sehr komplex: „Wir sehen uns wieder mit den Finanzierungsvorgaben konfrontiert, die bis 2019 galten – ohne Rücksicht darauf, dass diese überhaupt nicht mehr in die Realität der Jahre 2022 und 2023 passen“, so der Landrat.

Für die Kliniken bedeutet das konkret, dass sinkenden Einnahmen stetig steigende Ausgaben gegenüberstehen. Die Corona-Zulagen und der Ganzjahresausgleich entfallen. Gleichzeitig sind die stationären Patientenzahlen rückläufig – einerseits aufgrund bürokratischer Limitierungen, andererseits durch zunehmende Personalengpässe in nahezu allen Bereichen, insbesondere im ärztlichen und Intensivbereich. Das Problem: Im Vergleich zu anderen Branchen dürfen Kliniken die gesteigerten Kosten nicht an die Kostenträger weitergeben, denn die Preise für erbrachte Leistungen sind staatlich reglementiert. Immerhin habe die Regierung einen Ausgleich der Energiekostensteigerungen angekündigt, bemerkt Stolz. Dieser dürfe jedoch nicht den Blick darauf verstellen, dass der massive Anstieg der allgemeinen Sachkosten für die meisten Kliniken aus wirtschaftlicher Sicht deutlich gravierendere Auswirkungen habe. Gleiches gelte für die Vorhaltekosten, die dadurch entstehen, dass Kliniken eine hochqualitative Rund-um-die-Uhr-Versorgung sicherstellen, sowie die steigenden Personalkosten.

„Das aktuelle System basiert auf den Vorgaben des letzten Jahrzehnts und ist völlig aus den Fugen geraten. Statt dieses weiter zu zementieren und die Kliniken durch Bürokratie immer stärker in die Enge zu treiben, ist konsequentes Handeln in zwei Schritten erforderlich“, bringen Stolz und Kaminsky ihre Forderung auf den Punkt. Zum einen sei eine umfassende, koordinierte Reform durchzusetzen, welche die Klinken auf lange Sicht zukunftsfest mache. Zum anderen müssen Kliniken in der entstehenden Übergangsphase hinreichend finanziell abgesichert werden – durch kurzfristige Hilfen, die spürbar vor Ort ankommen: „Es geht um nichts Geringeres als die Gesundheitsversorgung der Zukunft. Uns hierfür gemeinsam einzusetzen, sind wir unseren Kliniken, ihren Mitarbeitenden und allen Menschen der Region schuldig.“

Landrat und Oberbürgermeister kündigen an, sich über ihre jeweiligen kommunalen Spitzenverbände (Städtetag und Landkreistag), aber auch politisch und in der Öffentlichkeit, hier klar zu positionieren: „Wenn wir auch morgen noch kommunale Krankenhäuser haben wollen, dann muss Berlin jetzt helfen.“

Quelle: Main-Kinzig-Kreis

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