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Kliniken-Defizite: Kein Ende in Sicht

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Der Kreis muss die Defizite an Ostalb-Klinikum, Staufer-Klinik und Virngrund-Klinik weiter auffangen.
Der Kreis muss die Defizite an Ostalb-Klinikum, Staufer-Klinik und Virngrund-Klinik weiter auffangen. © jku

Im Jahr 2021 lag der Verlust bei insgesamt rund 19,5 Millionen Euro, Ende 2022 könnte es ein Minus von 26,4 Millionen Euro geben - und für 2023 wird keine Trendwende erwartet.

Aalen. Die Kliniken bleiben ein Zuschussbetrieb. Das wurde in den Sitzungen des Verwaltungsrats Kliniken Ostalb und des Betriebsausschusses Klinikimmobilien am Dienstagabend deutlich. Der Eigenbetrieb „Immobilien Kliniken Ostalb“ weist zwar für 2021 bei einer Bilanzsumme von 254 Millionen Euro einen Gewinn von etwa 100.000 Euro aus. Damit hat es sich aber fast schon mit Gewinnen. Die Kliniken Ostalb konstatieren für 2021 bei einer Bilanzsumme von 126 Millionen Euro einen Verlust von rund 19,5 Millionen Euro.

Lukrativ waren 2021 dagegen das Medizinische Dienstleistungszentrum Aalen (Gewinn: rund 415.000 Euro), das MediCenter Schwäbisch Gmünd (Gewinn: rund 66.000 Euro) und das Arzt- und Therapiezentrum Ellwangen (Gewinn: 3300 Euro). Das Pflegeheim Wachkoma Bopfingen machte rund 223.000 Euro Verlust, die Vermögensverwaltung der Immobilie 18.000 Euro.

Wirtschaftspläne 2022 und 2023

Die Lage 2022 ist nicht besser. Stand 30. September steht hier bereits ein Verlust der Kliniken in Höhe von rund 19,8 Millionen Euro. Bis Ende Dezember könnten es insgesamt 26,4 Millionen Euro sein. Dass der Zentral-OP am Aalener Klinikum wegen Fruchtfliegen zwei Wochen zu war - inzwischen läuft der Betrieb wieder - bereitet allein einen Verlust von rund einer Million Euro. Für 2022 konstatieren die Kreiskliniken zwei Prozent weniger Fälle, der Betrieb liege 15 Prozent unter Vor-Corona-Niveau, so Ostalb-Kliniken-Vorstand Thomas Schneider.

2023 wird es wohl nicht besser. Corona wirke weiter nach, der Personalmangel bleibe virulent, die Kosten explodierten in vielen Bereichen. Schneider rechnet für die Kliniken Ostalb 2023 mit Erträgen von rund 311 Millionen Euro und Ausgaben von rund 327 Millionen Euro - bedeutet ein Minus von rund 16 Millionen Euro. Für das Ostalb-Klinikum Aalen wird mit 7,6 Millionen Euro Verlust gerechnet, für das Staufer-Klinikum mit fünf Millionen Euro, für Virngrund-Klinik mit 3,4 Millionen Euro, für das Wachkoma mit rund 100.000 Euro. Der Kreis hat in seiner Etatplanung 2023 zum Ausgleich 16 Millionen Euro und vorsichtshalber zudem vier Millionen Euro als Strukturbeitrag vorgesehen.

Erholung noch nicht absehbar

Es sei nicht absehbar, wie lange und wie stark die Folgen der Corona-Pandemie die Kliniken weiter betriebswirtschaftlich belasten werden, sagte Schneider. Ende 2022 liefen fast alle Corona-Schutzschirme und Ausgleichszahlungen des Bundes aus, inklusive des Ganzjahresbudgetausgleichs. Hohe Sachkosten und verschärfte Vorschriften zu Testungen stünden schon heute fest. Die Gewerkschaft Verdi hat gerade im Schnitt zehn Prozent Lohnerhöhung für Beschäftigte an Uni-Kliniken erkämpft, bislang eingepreist sind beim Kreis aber nur drei Prozent Lohnerhöhung. Zudem: Energiepreise, die Preise für medizinische Produkte oder Lebensmittel explodierten, Lieferengpässe könnten den Betrieb zusätzlich belasten.

Mit Preiserhöhungen können Kliniken darauf nicht reagieren. Das verhindern Gesetze. Die Krankenhausvergütung (Landesbasisfallwert) ist fix. Die Berechnung der maximalen Steigerung des Landesbasisfallwerts für 2023 basiert aber auf Daten vor den durch den Ukraine-Krieg ausgelösten Preissprüngen. Allein die Energiekosten werden 2023 wohl um 6,4 Millionen Euro gegenüber 2021 steigen, fürchtet Schneider.

Krankenhausverbände fordern deshalb einen sofortigen Rechnungsaufschlag von vier Prozent und das Wiederanlaufen der Corona-Hilfen. Das brächte den Ostalb-Kliniken rund 6,3 Millionen Euro. Im Wirtschaftsplan 2023 wurde eine Entlastung in dieser Höhe eingepreist, obwohl konkrete bundesweite Beschlüsse hierzu noch ausstehen.

Für 2023 planen die Kliniken Ostalb mit einem Landesbasisfallwert in Höhe von 4002 Euro - ein Plus von rund 4,32 Prozent gegenüber 2022. Die geplante Menge der DRG-Fallpauschalen soll auf Basis des guten Jahres 2019 aufgesetzt und dieses Volumen um Leistungssteigerungen in Bereichen wie Kardiologie, Neurochirurgie, Gastroenterologie oder Orthopädie erhöht werden. Für 2023 ist eine Leistungssteigerung um 7,1 Prozent gegenüber 2019 eingeplant. Klar ist, nur mit mehr Operationen und Leistungen und einem optimal verlaufenden Jahr 2023 sind die formulierten Ziele zu erreichen.

Höhere Pflegesätze

Gute Nachrichten gibt es aber auch: Neu vereinbarte Pflegesätze für Kurzzeitpflegeeinrichtungen bringen der Virngrund-Klinik ein Plus von 138,5 Prozent, dem Stauferklinikum ein Plus von 84,4 Prozent und dem Wachkoma Bopfingen ein Plus von 19,43 Prozent bei der Vergütung, und sichern so diesen Service.

Die dezentrale Ausrichtung der Kliniken Ostalb bringe betriebswirtschaftliche Nachteile im Vergleich mit Zentral-Kliniken. Wirtschaftliche Erholung sei nur mit einem Konzept möglich, das zu medizinischen Schwerpunktbildungen führe, meinte Schneider am Ende.

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