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Krankenhäuser sehen Existenz gefährdet

Ärzte auf Krankenhaus-Flur

Hessens öffentliche Krankenhäuser müssen teilweise das zweite Jahr in Folge Schulden machen. Der Klinikverbund spricht von einer angespannten bis bedrohlichen Lage. 2023 werde zum "Schicksalsjahr".

Für viele Kliniken in Hessen war 2022 kein gutes Jahr, und auch die Aussichten für 2023 sind zum Teil sehr trüb. Wie der Klinikverbund Hessen am Donnerstag mitteilte, erwarten viele der dort zusammengeschlossenen öffentlichen und kommunalen Krankenhäuser für das kommende Jahr Defizite in zweistelliger Millionenhöhe. 2023 werde zum "Schicksalsjahr" für die Krankenhausversorgung in Hessen, so die düstere Prognose des Verbands.

Auch das laufende Jahr schließe eine Reihe von Kliniken mit hohen Minuszahlen ab. Gründe dafür seien unter anderem die Inflation sowie die völlig unzureichende Finanzierung. Hohe und noch nicht absehbare Auswirkungen auf die Finanzen hätten auch die Verlagerung stationärer Leistungen in die ambulante Versorgung sowie die von der Bundesregierung vorgeschlagenen Veränderungen der Krankenhausstruktur.

Die Regierungskommission um Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hatte Anfang Dezember ihr Krankenhauskonzept vorgelegt. Unter anderem soll das Fallpauschalensystem "weiterentwickelt" werden. Mit Vorhalteleistungen, Versorgungsstufen und Leistungsgruppen solle es drei neue Honorarkriterien geben. Ziel sei es, Krankenhäuser, die die Grundversorgung in einer Region übernehmen, zu erhalten, sagte Lauterbach bei einer Pressekonferenz.

Veränderungen nur mit Finanzierung machbar

Das Defizit bewege sich je nach Krankenhaus zwischen fünf und 15 Prozent des Umsatzvolumens, erklärte der Vorstandsvorsitzende des Klinikverbunds, Clemens Maurer. Die finanzielle Situation sei angespannt bis bedrohlich. Wieviele und welche Krankenhäuser konkret betroffen sind, teilte der Klinikverbund nicht mit.

Zwar halte man Strukturveränderungen und eine Ausweitung der ambulanten Versorgung selbst auch für dringend geboten - schon wegen des zunehmenden Fachkräftemangels, so der Klinikverbund. Voraussetzung sei aber zunächst eine stabile Finanzlage. Die kommunalen Träger der Krankenhäuser könnten die finanzielle Lücke nicht dauerhaft schließen.

Laut Klinikverbund sind zwei Drittel aller Krankenhäuser frei gemeinnützig oder in öffentlicher Hand und arbeiten nicht profitorientiert zugunsten Dritter. Sofern überhaupt Überschüsse erwirtschaftet worden seien, hätten die Kliniken sie wieder in die Krankenhausversorgung investiert.

Rekorddefizit bei Lahn-Dill-Kliniken

Ein Rekordminus erwarten etwa die Lahn-Dill-Kliniken. Für 2023 rechnet der Betreiber mit einem Defizit von rund 14 Millionen Euro. Grund sind laut Wirtschaftsplan auch hier höhere Kosten für Anschaffungen und Personal. Gleichzeitig sinken die Einnahmen, etwa weil Einschränkungen weiter bestehen: Durch Isolierungsmaßnahmen könnten weniger Patienten aufgenommen werden als vor der Corona-Pandemie. Entlastungen gebe es zwar im Bereich der Energiekosten, aber sonst sind laut Klinik kaum finanzielle Hilfen zu erwarten.

Der Personalmangel an den Lahn-Dill-Kliniken hat bereits dazu geführt, dass die Geburtsstation zum Jahresende schließen muss.

Bundesweit negativer Trend

Auch bundesweit gesehen kämpfen immer mehr Krankenhäuser mit roten Zahlen. Im kürzlich veröffentlichten Krankenhausbarometer für 2022 weisen 59 Prozent der Häuser ein voraussichtlich negatives Jahresergebnis aus. 2021 waren es noch 43 Prozent. Der Anteil der Krankenhäuser mit einem positiven Jahresergebnis wird von 44 auf wohl 20 Prozent sinken. Nur jede fünfte Klinik geht von einem ausgeglichenen Ergebnis aus.

Die Krankenhausgesellschaft befürchtet eine Insolvenzwelle. Dass sich die wirtschaftliche Situation 2023 weiter verschlechtert, erwarten über die Hälfte der Krankenhäuser. Nur 17 Prozent sind optimistisch.

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