Klinikum Neuperlach:Schließung der Geburtshilfe? "Nicht mehr zeitgemäß"

Klinikum Neuperlach: Für sichere Geburten: An einer Hebammen-Demonstration in Neuperlach haben sich auch die Freien Wähler beteiligt.

Für sichere Geburten: An einer Hebammen-Demonstration in Neuperlach haben sich auch die Freien Wähler beteiligt.

(Foto: Freie Wähler/oh)

Die Neuperlacher Hebammen kämpfen gegen einen Umzug der Station ins Harlachinger Klinikum. 20 000 Menschen haben sich bereits einer Petition angeschlossen, und auch aus der Politik kommt Hilfe.

Von Patrik Stäbler

Der Protest gegen die drohende Schließung der Geburtshilfe am Klinikum Neuperlach hat Fahrt aufgenommen und längst auch die Stadtpolitik erreicht. So haben die Fraktionen von CSU/Freie Wähler und Linke/Die Partei Anträge und Anfragen zur Zukunft der Abteilung gestellt, die nach den Plänen der München Klinik in den Neubau des Harlachinger Krankenhauses umziehen soll.

Zudem fordern mehrere Bezirksausschüsse den Erhalt der Geburtshilfe in Neuperlach, nachdem eine Gruppe von dort angestellten Hebammen und Kinderkrankenschwestern in ihren Sitzungen vorstellig geworden ist. Sie hat überdies eine Petition gestartet, der sich bereits mehr als 20 000 Menschen angeschlossen haben.

Unterstützung bekommt dieses Team aus zirka 50 Klinikbeschäftigten vom SPD-Landtagsabgeordneten Markus Rinderspacher sowie von der Stadtratsfraktion der Linken. Sie hat den Erhalt der Geburtshilfe in Neuperlach beantragt, da deren Schließung "eine Lücke bei der Versorgung für schwangere Frauen hinterlassen und die derzeitige Versorgungssituation verschärfen" würde, so Fraktionschef Stefan Jagel.

Als Lösung für die finanziellen Probleme bringt die Linke eine Beteiligung der umliegenden Landkreise an der Geburtshilfe ins Spiel. Schließlich seien dort in den vergangenen Jahren mehrere Geburtsstationen geschlossen worden. Derweil unterstreicht der Bezirksausschuss Ramersdorf-Perlach in seinem interfraktionellen Antrag die Rolle der Neuperlacher Geburtshilfe als "sehr gut funktionierende Einheit mit einer jährlich steigenden Geburtenrate". Gerade vor dem Hintergrund des prognostizierten Bevölkerungswachstums im Münchner Osten sei die Entscheidung des Stadtrats aus dem Jahr 2015 "nicht mehr zeitgemäß".

Im Klinikum Harlaching sollen die Kapazitäten für Geburten stark ausgebaut werden

Der Bezirksausschuss meint damit jenen Beschluss zum Sanierungskonzept der München Klinik, wie das städtische Klinikum mit seinen fünf Häusern in Bogenhausen, Harlaching, Neuperlach, Schwabing und an der Thalkirchner Straße heißt. Demnach soll die Neuperlacher Geburtshilfe aus wirtschaftlichen Gründen in den Neubau nach Harlaching umziehen, wo die Kapazitäten für Geburten deutlich ausgebaut werden.

In dem Zusammenhang weist die München Klinik stets darauf hin, dass dort ein Level-1-Perinatalzentrum mit Neugeborenen-Intensivstation zur Verfügung steht, anders als in Neuperlach. Das Bekanntwerden der Umzugspläne hatte bereits vor einigen Jahren Proteste ausgelöst. Nicht zuletzt ihretwegen beschloss der Stadtrat Ende 2018, die Geburtshilfe in Neuperlach bis 2024 zu erhalten. Zudem sollte als Basis für weitere Entscheidungen die stadtweite Versorgungssituation in der Geburtshilfe untersucht werden.

Genau dies sei weiterhin geplant, teilt das städtische Gesundheitsreferat mit. Bis Frühjahr 2023 werde man eine Evaluierung durchgeführt haben, die auch die Perspektiven der werdenden Eltern sowie der Beschäftigten berücksichtige, so ein Sprecher der Behörde. Der zugehörige Bericht solle im dritten Quartal des nächsten Jahres dem Stadtrat vorgelegt werden. Er muss dann entscheiden, wie es mit der geburtshilflichen Abteilung am Klinikum Neuperlach über das Jahr 2024 hinaus weitergeht.

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