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Bremer Krankenhaus LdW Krankenhaus-Zukunft ungewiss

Etwa 230 Millionen Euro würde eine Instandsetzung des sanierungsbedürftigen Bremer Klinikums Links der Weser kosten. Das besagt ein neues Gutachten. Eine kurzfristige Entscheidung wird es aber nicht geben.
22.12.2022, 05:00 Uhr
Lesedauer: 3 Min
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Krankenhaus-Zukunft ungewiss
Von Jürgen Theiner

Die Zukunft des Klinikums Links der Weser (LdW) wird sich voraussichtlich nicht mehr vor der Bürgerschaftswahl im Mai kommenden Jahres klären. Das zeichnet sich ab, nachdem ein spezialisiertes Architektenbüro die Möglichkeiten einer Sanierung der vorhandenen Immobilie ausgelotet und die voraussichtlichen Kosten abgeschätzt hat. Sie liegen bei etwa 230 Millionen Euro. Die Alternative wäre ein Neubau. Ende vergangenen Jahres hatte die Gesundheitsbehörde hierfür bereits mehrere Varianten durchgespielt. Diese Optionen sollen nun neu durchgerechnet werden. Das heißt aber auch: Der alte Senat wird beim LdW keine Fakten mehr schaffen. Frühestens im Herbst 2023, wenn ein neues Regierungsbündnis seine Arbeit aufgenommen hat, werden sich die Perspektiven des Obervielander Krankenhauses klären.

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Was ist die Ausgangslage?

Der Handlungsbedarf am Klinikum Links der Weser ist bereits seit mehreren Jahren ein Thema für die Gesundheitsbehörde und die Fachpolitiker der Bürgerschaft. Der Bau stammt aus den späten Sechzigerjahren. Er ist von der Flächenaufteilung her und insbesondere unter energetischen Gesichtspunkten nicht mehr zeitgemäß. Vor drei Jahren ließ die kommunale Klinik-Dachgesellschaft Gesundheit Nord (Geno) erstmals überschlägige Berechnungen für einen Neubau des Bettenhauses und weitere Ertüchtigungsmaßnahmen anstellen. Ermittelt wurden seinerzeit Kosten von gut 180 Millionen Euro. Ende 2021 stellte Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (Linke) den Fachpolitikern der Koalition drei mögliche Varianten für die Zukunft des LdW vor: einen Neubau in der gegenwärtigen Größe für circa 200 Millionen Euro, eine abgespeckte Version mit Konzentration auf den Schwerpunkt Herz- und Gefäßmedizin, der etwa 50 Millionen Euro weniger kosten würde, und alternativ eine "Null-Variante". Hierunter ist der Verzicht auf den Standort zu verstehen. Die Behandlungskapazitäten würden an das Klinikum Mitte verlagert.

Weshalb wurde eine Sanierung geprüft?

Eine Instandsetzung des vorhandenen Baukörpers war für die Gesundheitsbehörde ursprünglich kein Thema, sie galt als wenig erfolgversprechend. Der LdW-Betriebsrat drängte allerdings darauf, dass auch eine Modernisierung des betagten Bettenhauses untersucht werden müsse. Als Vorbild galt ein nahezu baugleiches Krankenhaus in Herford (Nordrhein-Westfalen), das vor einigen Jahren für etwa 50 Millionen Euro saniert wurde. Die Gesundheitsbehörde willigte schließlich ein. Sie beauftragte das Ludwigshafener Architektenbüro Sander.hofrichter mit einer Einschätzung der Sanierungsoption. Diese Expertise liegt nun vor. "Die Kernaussage lautet: Eine Sanierung ist grundsätzlich möglich", sagt Behördensprecher Lukas Fuhrmann. Mit den 50 Millionen Euro, die in Herford investiert wurden, sei es aber in Obervieland nicht getan. Der Finanzbedarf wird auf circa 230 Millionen Euro geschätzt, die voraussichtliche Länge der Umbauphase auf neun Jahre. Dieser verhältnismäßig lange Zeitraum ist dem Umstand geschuldet, dass die Instandsetzung bei laufendem Betrieb erfolgen würde.

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Wie geht es jetzt weiter?

Die Gesundheitsbehörde will nun kurzfristig auch die Kostenschätzungen für die beiden Neubauvarianten konkretisieren und aktualisieren lassen, denn in den vergangenen zwölf Monaten sind die Kosten für Bauleistungen rasant nach oben gegangen. Die 200 beziehungsweise 150 Millionen Euro für die große und kleine Variante haben mit Sicherheit keinen Bestand mehr. Im Frühjahr könnte also Klarheit herrschen. Allerdings ist nicht damit zu rechnen, dass sich die Politik dann – wenige Wochen vor der Bürgerschaftswahl – noch zu einer Entscheidung über die Zukunft des LdW durchringt. Das wäre eher eine Aufgabe für den künftigen Senat. Dann dürfte auch wieder die Nullvariante auf den Tisch kommen. Denn die Zahl der stationären Behandlungsfälle ist im Geno-Verbund mit seinen vier Häusern in Mitte, Nord, Ost und Obervieland seit einiger Zeit deutlich rückläufig. In gesundheitspolitischen Fachkreisen gilt es als offenes Geheimnis, dass die stark defizitäre Geno eigentlich auf einen ihrer Standorte verzichten könnte, ohne dass dadurch die Versorgungssicherheit für die Patienten infrage gestellt wäre.

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