Bild einer gefrorenen Seifenblase, die ein Krankenhaussymbol und das Logo des Klinikverbunds Hessen enthält

Foto und Bearbeitung: Reinhard Schaffert/Klinikverbund Hessen e. V. [cc-by-sa]

Krankenhäuser blicken in eine ungewisse Zukunft

Für den Klinikverbund Hessen wird das Jahr 2023 ein Schicksalsjahr für die Krankenhausversorgung

 |  Wetzlar

„Die Krankenhäuser und die in der Krankenhausversorgung tätigen Menschen haben in den letzten Jahren dafür gesorgt, dass die Gesundheitsversorgung bei uns – anders als in anderen Ländern – zu keinem Zeitpunkt wirklich zusammengebrochen ist“, stellt Clemens Maurer, Vorstandsvorsitzender des Klinikverbunds Hessen fest. Dies gelte trotz aller Einschränkungen auch in der aktuellen Situation, in der sich die Folgen von Corona sowie Infektionen mit Grippe und RSV kumulierten und zu vermehrten Krankheitsausfällen beim Personal einerseits und hohen Patientenzahlen – insbesondere in Kinderkliniken – andererseits führten. Die aktuell angespannte Versorgungssituation sei eine Folge der langjährigen Sparpolitik und der starren Regelungen im Krankenhausbereich. „Der aktuelle Apell von Bundesgesundheitsminister Lauterbach an die Selbstverwaltung, die Anwendung teilweise erst kürzlich eingeführter Regelungen jetzt auszusetzen und seine Änderungen bei der Finanzierung der Versorgung von Kindern und Jugendlichen zeigen, dass diese Regelungen und die Krankenhausfinanzierung für eine krisenfeste und flexible Krankenhausversorgung nicht taugen“, erklärt Maurer.

Neben der aktuellen Versorgungssituation seien die Krankenhäuser durch die Inflation sowie die völlig unzureichende Finanzierung belastet. Viele der öffentlichen und kommunalen Krankenhäuser des Klinikverbundes Hessen schlössen das Jahr 2022 mit einem hohen Defizit ab und erwarteten auch für das Jahr 2023 Defizite in zweistelliger Millionenhöhe. Je nach Krankenhausgröße bewege sich das Defizit zwischen 5 und 15 Prozent des Umsatzvolumens. „Angesichts der Unsicherheiten bei der Inflation einerseits und der Krankenhausfinanzierung andererseits gleicht die Erstellung eines Wirtschaftsplans dem Blick in eine Glaskugel – und was wir dort sehen, sieht nicht gut aus!“, betont Achim Neyer, stellvertretender Vorstandsvorsitzender des Klinikverbunds Hessen. Neben der sowieso angespannten bis bedrohlichen akuten finanziellen Situation hätten auch die Verlagerung von bisher stationären Leistungen in die ambulante Versorgung sowie die von der Regierungskommission vorgeschlagenen Veränderungen der Krankenhausstruktur erhebliche und derzeit noch unabsehbare Auswirkungen auf die Krankenhausfinanzen. „Auch im Klinikverbund Hessen halten wir Strukturveränderungen und Ambulantisierung schon wegen des zunehmenden Fachkräftemangels für dringend geboten – Voraussetzung ist jedoch zunächst eine stabile Finanzlage der Krankenhäuser, um diese Veränderungen überhaupt stemmen zu können“, bekräftigt Neyer. Die kommunalen Träger der Krankenhäuser des Klinikverbunds Hessen seien nicht in der Lage, diese finanzielle Lücke dauerhaft zu schließen.

„Zwei Drittel aller Krankenhäuser sind frei-gemeinnützig oder in öffentlicher Hand und arbeiten nicht profitorientiert zugunsten Dritter“, betont Reinhard Schaffert, Geschäftsführer des Klinikverbunds Hessen. Sofern überhaupt Überschüsse erwirtschaftet worden seien, wären sie von diesen Kliniken wieder in die Krankenhausversorgung investiert worden. Angesichts der staatlich geregelten und gedeckelten Einnahmen der Krankenhäuser sowie der aktuellen wirtschaftlichen Situation könne jedoch von Überschüssen keine Rede sein. „Die Pandemie und die aktuelle Infektionswelle haben gezeigt, dass die Krankenhäuser für eine stabile und krisenfeste Gesundheitsversorgung notwendig sind und dass es erhebliche Versorgungslücken geben wird, wenn Krankenhäuser in die Insolvenz gehen müssen“, meint Schaffert. Auch in anderen Bereichen, wie der Notfallversorgung, stünden die Krankenhäuser und die dort arbeitenden Menschen jeden Tag an 24 Stunden zur Verfügung und seien für viele Patientinnen und Patienten Anlaufstelle, wenn eine anderweitige Versorgung nicht möglich sei oder nicht ausreiche. „Wir wollen über die zukünftigen Strukturen und Aufgaben der Krankenhäuser reden und konstruktiv an notwendigen Veränderungen mitarbeiten“, so Schaffert. Dazu brauche es jedoch den Blick auf die Gesundheitsversorgung insgesamt und die Auswirkungen von Veränderungen auch auf andere Versorgungsbereiche, auf die Ausbildung von Fachkräften und die Weiterbildung von Ärztinnen und Ärzten, auf die rettungsdienstliche und notärztliche Versorgung sowie auf die Finanzierung. Zudem müsse die Ampelkoalition endlich das Versprechen einlösen, die ausufernde Bürokratie in der Gesundheitsversorgung abzubauen.

„Bei unserem Kongress Zukunft Gesundheit am 1.und 2. März 2023 in Wiesbaden werden wir über die aktuellen Vorschläge der Regierungskommission und unsere Ideen zur Zukunft der Gesundheitsversorgung diskutieren und laden alle Interessierten dazu ein, sich konstruktiv daran zu beteiligen“, so Schaffert. Informationen und die Möglichkeit zu Anmeldung zum Kongress sind unter https://www.kongress-zukunftgesundheit.de/ zu finden.

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