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Immer wieder OP-Absagen

OSK richtet ambulantes Operations–Zentrum ein

Ravensburg / Lesedauer: 3 min

Am Ravensburger Krankenhaus werden künftig mehr Patienten ambulant operiert. Der Ärztliche Direktor erklärt, für welche OPs dann keine stationäre Aufnahme nötig ist.
Veröffentlicht:31.03.2023, 19:00

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Die Oberschwabenklinik (OSK) wird am Standort Ravensburg künftig einen Operationssaal ausschließlich für ambulante Operationen nutzen. Diese Neuerung greife bereits am Montag, 3. April, sagte der Ärztliche Direktor Oliver Rentzsch im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“.

Diese Idee habe man binnen zwei Wochen auf die Beine gestellt. Patienten müssten für einfache Operationen dann nicht mehr den ganzen Aufnahmeprozess durchlaufen. Langfristig soll ein ambulantes OP–Zentrum entstehen, wo geplante Eingriffe zuverlässiger abgearbeitet werden können als bisher.

Klinik kann Operationskapazitäten nicht voll ausschöpfen

Anfang März hatte sich ein Mann an die „Schwäbische Zeitung“ gewandt, dessen Leistenbruch–Operation zweimal nacheinander abgesagt wurde und der entsprechend verärgert war.

Die Klinik bestätigte, dass es wegen Personalausfällen immer wieder zu Absagen verschiebbarer OPs kommt.

Aber auch ohne kurzfristige Personalausfälle fehlen Pflegekräfte auf den Stationen. Deshalb können nicht alle Betten der Klinik belegt werden. Und auch die Operationskapazitäten können nicht voll ausgeschöpft werden.

Für die Vollauslastung der Klinik bräuchte es 110 Pflegekräfte mehr, sagt der promovierte Mediziner Rentzsch. Und damit nicht mehr Patienten auf Station ankommen, als dort versorgt werden können, werden nur sieben von zehn OP–Sälen betrieben. Nun aber sollen mehr OPs stattfinden, bei denen die Patienten anschließend heimgehen können.

Nebeneingang ermöglicht ambulante Operationen

Der Trend zum ambulanten Operieren nimmt damit weiter Fahrt auf. Der Ärztliche OSK–Direktor Rentzsch hält den Ansatz für wichtig, damit die Gesundheitsversorgung trotz Pflegekräftemangels handlungsfähig bleibt.

Bisher konnte in Ravensburg kaum ambulant operiert werden, weil Patienten vereinfacht gesagt nicht mit Straßenschuhen in den Zentral–OP–Bereich spazieren dürfen, wie Rentzsch erklärt. Sie mussten also auch bei kleinen Eingriffen dieselbe Prozedur wie bei komplizierten Operationen durchmachen, bevor sie in den OP–Saal geschoben werden konnten.

Aber: Einen der zehn OP–Säle kann man über einen Nebeneingang betreten, ohne die hohen Reinheitsstandards des zentralen OP–Traktes erfüllen zu müssen. Dieser Saal werde nun ab April für ambulante Operationen genutzt.

Für Metallentfernung braucht es keine stationäre Aufnahme

Das könne zum Beispiel die Metallentfernung nach Knochenbrüchen bei sonst gesunden Menschen sein oder eine Korrektur der Nasenscheidewand. In solchen Fälle lasse sich die stationäre Aufnahme auch finanziell nicht mehr rechtfertigen.

Voraussichtlich im Oktober wird die Klinik laut Rentzsch sogar ein eigenes Zentrum für ambulante Operationen eröffnen, und zwar im nördlichen Gebäude–Anbau, wo früher einmal die Notaufnahme und die Intensivstation waren.

Für die Nachsorge der ambulant Operierten gebe es Medizinische Versorgungszentren. Das MVZ in Ravensburg ist eine Art Subunternehmen der Klinik, das viele medizinische Disziplinen vereint. In Leutkirch und Wangen gibt es gastroenterologische Praxen, die als MVZ firmieren dürfen.

Und die Klinik wolle auch noch Gespräche mit ambulanten Pflegediensten führen, inwiefern sie Teile der Nachsorge übernehmen könnten.

Pflegedienst–Anbieter bittet um Augenmaß

Dort rechnet man schon mit dem Trend, wie der Geschäftsführer der Stiftung Bruderhaus in Ravensburg, Ralph Zodel, sagt. Der ambulante Pflegedienst der Stiftung Bruderhaus sei aber aktuell übervoll.

Deshalb erwarte er vom Krankenhaus, dass mit Augenmaß entschieden wird, wer ambulant operiert werden kann und wer ohne stationäre Nachsorge in eine Versorgungslücke fällt.

Dahingehend äußerte sich auch Rentzsch: Die Kunst werde es in Zukunft sein, anhand der medizinischen Notwendigkeit, aber auch nach sozialen Kriterien zu entscheiden, wer nach einer Operation nach Hause gehen kann und wer nicht.

Ebenfalls eine Reaktion der Stiftung Bruderhaus auf den Trend: In Oberhofen werden acht Kurzzeitpflegeplätze in einem Neubau entstehen, die auch für Patienten mit Hilfebedarf nach einen ambulanten Operation zur Verfügung stehen. „Aber das wird nicht ausreichen“, sagt Zodel.