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Krankenhausreform

Im Krankenhaus Templin schrillen die Alarmglocken

Templin / Lesedauer: 3 min

Kleinen Kliniken, wie in Templin, steht das Wasser finanziell bis zum Hals. Nun plant der Bund eine Krankenhausreform, aber am Entwurf gibt es Kritik.
Veröffentlicht:07.04.2023, 09:07

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Viele Krankenhäuser in Deutschland schlagen Alarm, vor allem kleinere Häuser in ländlichen Regionen. Dazu gehört auch das Sana Krankenhaus Templin. Ein wichtiger Grund dafür sind die davongaloppierenden Kosten. Steigende Heizkosten, explodierende Preise für Lebensmittel, Medikamente und medizinische Ausrüstungen machen den Kliniken zu schaffen. Diese Kostensteigerungen können die Krankenhäuser nicht wirklich über die Krankenkassen abrechnen, und Bund und Länder finanzieren im wesentlichen nur Investitionen in Gebäude und medizintechnische Geräte, nicht aber laufende Betriebskosten.

Mit den Worten „die gestiegenen Kosten können die Kliniken nicht an die Krankenkassen weitergeben. Die vom Bund festgelegten Energiepreisausgleiche decken die Mehrkosten nur zu einem geringen Teil. Daher verschärft sich die finanzielle Lage der deutschen Krankenhäuser, so auch in Templin“, kommentiert André Puchta, Regionalleiter Unternehmens-kommunikation der Sana Kliniken Berlin–Brandenburg die aktuelle Situation des Templiner Krankenhauses. Die 95 Millionen Euro, die das Land den insgesamt 54 Kliniken in Brandenburg in den Jahren 2023 und 2024 insgesamt zur Verfügung stellen will, hält Sana für nicht ausreichend. „Die Zahlungen, für die wir sehr dankbar sind, helfen bei Investitionen, nicht aber bei laufenden Aufwendungen. Das Sana Krankenhaus Templin benötigt weitere Unterstützungsleistungen, um die Vorhaltung der Versorgung ausreichend finanziert zu bekommen“, so Puchta.

Kritik an Details der Krankenhausreformpläne

Die Pläne der Bundesregierung für eine Krankenhausreform in Deutschland begrüßen die Sana Kliniken grundsätzlich, an den Einzelheiten des Reformvorhabens gibt es aber viel Kritik. Wenn der kürzlich vorgelegte Entwurf so umgesetzt werde, würden 30 Prozent der Krankenhäuser entfallen oder seien nach der Reform keine Krankenhäuser mehr, moniert Sana. Sogar 52 Prozent der werdenden Mütter müssten sich einen neuen Standort für ihre Geburt suchen, heißt es in der Stellungnahme. Das Krankenhaus Templin verfügt aktuell über eine Geburtsstation, allerdings können Frauen dort derzeit nicht entbinden, weil die Stelle des Arztes für Geburtshilfe aktuell nicht besetzt ist. Und schließlich könnte es passieren, dass je nach Region bis zu 60 Prozent der Patientinnen und Patienten ihre Klinik wechseln müssten, befürchtet André Puchta.

Geschäftsführer Christian Quack, Templins Krankenhausdirektor Florian Schulz und Dr. med. Andrea Matranga (von rechts nach links), einer der beiden ärtzlichen Direktoren des Sana Krankenhauses Templin
Geschäftsführer Christian Quack, Templins Krankenhausdirektor Florian Schulz und Dr. med. Andrea Matranga (von rechts nach links), einer der beiden ärtzlichen Direktoren des Sana Krankenhauses Templin (Foto: Kai Abresch)

Die Sana Kliniken haben vor diesem Hintergrund einige Forderungen, die der Plan der Bundesregierung für eine Krankhausreform enthalten sollte. Vor allem verlangt der Klinikverbund, zu dem das Krankenhaus Templin gehört, eine Reform, „die auf den regionalen Versorgungsbedarf abgestimmt ist, Öffnungsklauseln für Bundesländer enthält und eine Versorgung Regionen Deutschlands gleichermaßen sicherstellt.“ Wichtig sind den Sana Kliniken auch ein stärkerer regionaler Bezug und ganz besonders die fallzahlunabhängige Finanzierung von Vorhaltepauschalen. Anders ließen sich bestimmte Angebot in kleinen Kliniken wie in Templin nicht dauerhaft aufrechterhalten.

Verzahnung von ambulanter und stationärer Medizin

Neben anderen Punkten verlangt der Träger des Templiner Krankenhauses auch mehr finanzielle Unterstützung bei der Verzahnung von ambulanter und stationärer Medizin — ein Weg, der in Templin mit dem Ambulant Stationären Zentrum längst beschritten wird. Die Erweitergung der Möglichkeiten auf diesem Gebiet dürfe nicht erst mit der Umsetzung der Krankenhausreform erfolgen, sondern müsse sofort kommen, so Puchta.

Nicht zuletzt wünschen die Sana Kliniken kurzfristige finanzielle Hilfen für die Betriebskosten, um die Auswirkungen der Inflation insbesondere bei Lebensmitteln und Energie aufzufangen. Nicht zuletzt geht es den Kliniken um eine umfassende Deregulierung und Entbürokratiesierung des Krankenhausalltags, damit das Klinikpersonal nicht mit endlosen Dokumentationspflichten befasst ist, sondern sich mehr um die Versorgung der Patienten kümmern kann.