Vorstand fordert schnelle finanzielle Unterstützung für Kliniken

Mühlenkreiskliniken gehen vom ersten Verlust nach zwölf Jahren aus

Der Medizinische Vorstand Dr. Jörg Noetzel (links) und der Vorstandsvorsitzende Dr. Olaf Bornemeier sind besorgt über die aktuelle Finanzsituation deutscher Krankenhäuser.

Zwölf Jahre haben die Mühlenkreiskliniken zuverlässig positive Jahresabschlüsse zwischen 0,6 und 6,1 Millionen Euro erzielen können. Damit sind die Mühlenkreiskliniken eine Ausnahme in der deutschen Krankenhauslandschaft. Auch im Jahr 2022 wird nach den aktuellen Berechnungen des Jahresabschlusses ein positives Geschäftsergebnis erwartet. Das erreichen nur 20 Prozent der deutschen Krankenhäuser.

Für das Jahr 2023 gehen die Mühlenkreiskliniken unter den aktuellen Rahmenbedingungen erstmalig nach zwölf Jahren von einem deutlich negativen Jahresergebnis aus. Der vom Vorstand der Mühlenkreiskliniken in die heutige Sitzung des Verwaltungsrats eingebrachte Wirtschaftsplan für das Jahr 2023 weist ein negatives Planergebnis von 26,1 Millionen Euro aus.

Nach Angaben der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) bewerten nur noch drei Prozent der Krankenhäuser ihre wirtschaftliche Lage als gut. Der Verband warnt vor einer massiven Insolvenzwelle, wenn nicht unmittelbar Hilfspakete für die notleidenden Krankenhäuser geschnürt werden. 

„Wir haben als Mühlenkreiskliniken in den vergangenen Jahren gut gewirtschaftet und eine solide Ausgangsbasis für Krisenzeiten geschaffen. Daher stehen wir besser da als viele andere Krankenhäuser. Dennoch werden auch die Mühlenkreiskliniken die wirtschaftliche Notlage von Krankenhäusern massiv zu spüren bekommen“, sagt der Vorstandsvorsitzende Dr. Olaf Bornemeier. Auch Auswirkungen auf geplante Investitionen und auf die personelle Ausstattung sind möglich. Entlassungen sind dabei nicht geplant. Freiwerdende Stellen werden aber nicht automatisch wiederbesetzt.

Den Grund für die aktuelle Schieflage im Krankenhaussystem sieht der Vorstand im System der Krankenhausfinanzierung. Die enormen Kostensteigerungen in allen Bereichen sowie die steigenden Gehälter können Krankenhäuser nicht über die Preise an die Patientinnen und Patienten weitergeben. Erlöse je Behandlungsfall sind vom InEK, dem Institut für das Entgeltsystem im Krankenhaus, festgelegt. Die überproportionalen Preis- und Lohnsteigerungen der vergangenen Zeit sind dort nicht abgebildet. Gleichzeitig sind alle Corona-Ausgleichszahlungen weggefallen, sowie die Vorhaltevorgaben im Bereich Personal und Infrastruktur durch den Gesetzgeber massiv ausgeweitet worden. Auch die Patientenzahlen liegen etwa 15 Prozent unter der Vor-Coronazeit. „Deutlich steigende Ausgaben, bei gleichbleibenden Erlösen ergeben im Ergebnis ein negatives Wirtschaftsergebnis“, erklärt der Medizinische Vorstand Dr. Jörg Noetzel. 

Im Grundsatz befürwortet der Vorstand der Mühlenkreiskliniken die auf Bundes- und Landesebene geplanten Krankenhausreformen und die dortigen Konzentrationspläne. Allerdings könne man nicht warten, bis Bund und Land die Krankenhausreformen verhandelt und umgesetzt haben. „Viele Kliniken befinden sich in einer akuten Notlage. Da ist jetzt schnelle Hilfe und beherztes politisches Handeln erforderlich, damit am Ende auch die für die Versorgung erforderlichen Häuser die angedachten Reformen noch erleben“, appelliert Medizinvorstand Dr. Jörg Noetzel.

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