Die beiden Universitätskliniken in Sachsen-Anhalt haben im vergangenen Jahr jeweils ein Defizit in zweistelliger Millionenhöhe eingefahren. Das bestätigten die Uniklinik Halle und die Uniklinik Magdeburg auf Anfrage. «2021 haben wir ein Minus in Höhe von 47,4 Millionen Euro gemacht. In 2022 sind es trotz Fallzahlrückgang und Kostensteigerungen vorläufig 45,9 Millionen Euro», sagte der Kaufmännische Direktor der Uniklinik Magdeburg, Marco Bohn, der Deutschen Presse-Agentur.

Auch die Uniklinik Halle hat sich im Vergleich mit dem Vorjahr verbessert. Während das Defizit 2021 noch 24,1 Millionen Euro betrug, lag es 2022 darunter, wie eine Sprecherin sagte. Nach vorläufigen Zahlen sei ein Fehlbetrag «in niedriger zweistelliger Millionenhöhe» aufgelaufen.

Hinsichtlich der Gründe verweisen beide Häuser unter anderem auf allgemeine Kostensteigerungen. «Als Krankenhäuser können wir Preissteigerungen nicht weitergeben», sagte Bohn. «Unsere Mittelfristplanung zeigt in den nächsten fünf Jahren kein positives Ergebnis. Deswegen haben wir einen Sanierungs- und Konsolidierungskurs ausgerufen.»

Die Uniklinik Magdeburg leidet unter anderem daran, dass sie auf ihrem Campus in mehreren Gebäuden untergebracht ist und nicht in einem großen Haus. «Unsere Kosten für die dezentrale Infrastruktur auf dem Gelände sind hoch, es gibt weite Wege und der Campus steht teilweise unter Denkmalschutz», sagte Bohn. Allein für die campusweiten, innerbetrieblichen Krankentransporte fallen jährlich rund 20 Millionen Euro an.

Es sollen bauliche Veränderungen vorgenommen werden, auch deshalb, weil der Instandhaltungsbedarf hoch ist. «Daher müssen wir unsere Kliniken in den nächsten Jahren in einem Klinikneubau zentralisieren», sagte Bohn. Außerdem soll das neue Herzzentrum 2027 bezogen werden.

Bei den Behandlungszahlen erreichen beide Unikliniken nicht mehr das Niveau von vor der Corona-Pandemie. «Wir haben einen signifikanten Rückgang der Fallzahlen - gegenüber 2019 war es im vergangenen Jahr ein Minus von fast 19 Prozent», sagte Bohn. In Halle sind die Fallzahlen nach Angaben einer Sprecherin im gleichen Zeitraum um rund 14 Prozent gesunken.

Der Aufsichtsratsvorsitzende beider Institutionen, Wissenschaftsminister Armin Willingmann (SPD), hatte zuletzt darauf hingewiesen, dass die Unikliniken «eine kritische Masse an Fällen» benötigten, um wissenschaftlich Medizin betreiben und forschen zu können. «Wir wissen, dass unsere im deutschen Vergleich eher kleinen Universitätsklinika unbedingt qualitativ und quantitativ ein Mindestlevel erreichen müssen, wenn sie als Maximalversorger wie als Universitätsmedizin weiterhin Bestand haben wollen.»

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