Aurich/Norden - Die Ubbo-Emmius-Klinik in Norden würde 2023 ohne die angekündigte Umwandlung in ein regionales Gesundheitszentrum (RGZ) ein Jahresergebnis von minus 12,1 Millionen Euro aufweisen: Dirk Balster, Geschäftsführer der Trägergesellschaft, erklärte am Dienstag auf einem Pressegespräch in Aurich, dass der Rückbau des Standorts „alternativlos“ sei. „Unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten ist Norden nicht mehr zu betreiben“, sagte er. Schuld daran seien auch der örtlich schlechte Ruf, daraus resultierende Personalnot sowie Qualitätsprobleme, die aus dem notwendigen starken Einsatz von Honorarärzten resultieren.
Es stimme jedoch nicht, dass das Krankenhaus „geschlossen“ wird oder dass dort auf personeller Ebene absichtlich Engpässe geschaffen wurden, um jetzt – lange, bevor das regionale Zentralklinikum in Georgsheil steht – den unliebsamen Standort vorzeitig schließen zu können. „Wir können nicht anders handeln, mit dem Zentralklinikum hat das nichts zu tun“, so der Geschäftsführer. Die Umwandlung soll zeitnah, möglicherweise schon zum 1. Juli, stattfinden.
25 Betten und eine Notfallambulanz
Norden bleibe dabei in jedem Fall aber ein Krankenhaus, erklärte Balster zusammen mit dem Ärztlichen Direktor des Standorts Norden, Dr. Alexander Dinse-Lambracht. Das Konzept RGZ bedeutet demnach eine Einstellung der stationären Chirurgie sowie der Intensivstation, eine Reduzierung der internistischen Betten sowie Anpassung der Notfallversorgung. Unangetastet bleibt demnach die Psychiatrie am Standort, dazu soll es künftig eine Notfallambulanz mit festen Betriebszeiten (werktags von 8 bis 16 Uhr) geben. Außerdem sollen bis zu 25 Betten in der sogenannten Kurzliegerstation mit Palliativ- und Schmerztherapieangeboten bereitgestellt werden.
Standorte Aurich und Emden stärken
Von den aktuell 351 Mitarbeitern am Standort wolle die Trägergesellschaft „möglichst viele“ im Konzern halten, betonte Balster – am Standort Norden werde es aber definitiv einen Rückbau geben. „Das müssen wir machen, um die Standorte Aurich und Emden zu stärken“, so Balster. Die Größe der künftigen Norder Belegschaft ließ er offen, ebenso die Perspektive eines RGZ über die Eröffnung des Zentralklinikums hinaus. Mit den betroffenen Mitarbeitern gebe es aktuell Gespräche, hieß es. Ein externer Berater habe dazu an diesem Dienstag seine Tätigkeit in Norden begonnen und soll diesen Prozess für zwei Jahre begleiten.
Standort Norden bleibt weiter unrentabel
Die Ubbo-Emmius-Klinik in Norden werde trotz der Umwandlung aber weiterhin rote Zahlen schreiben, kündigte Balster an, denn „die Infrastrukturkosten sind einfach zu hoch“. Das Minus würde nach der Umwandlung aber nur rund eine Million Euro betragen. Die Restrukturierung und der Rückbau verursachen indes eigene Kosten in Höhe von 5,8 Millionen Euro, von denen zwei Millionen Euro vom Land gefördert werden könnten. Ein entsprechender Antrag sei eingereicht, wie der Geschäftsführer sagte.
Zu dem Vorwurf unter anderem des Fördervereins des Norder Krankenhauses, dass die Umwandlung bestehende Verträge sowie einen gültigen Beschluss des Auricher Kreistags breche, wollte sich Balster nicht äußern: Es gebe einen entsprechenden Aufsichtsratsbeschluss, mit der Kritik habe er sich sonst nicht weiter befasst.
Hinweis: In einer vorherigen Version des Artikels hattenen wir Dr. Alexander Dinse-Lambrachts Namen fälschlicherweise als Linse-Dambracht angegeben. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen.