Wilhelmshaven - Das Klinikum Wilhelmshaven sucht aktuell eine neue Interimsgeschäftsführung, die ab September für mehr als zwei Jahre das wirtschaftlich angeschlagene Haus leiten soll. Die Ausschreibung dafür könnte allerdings ein rechtliches Nachspiel haben, denn die Anforderungen an das künftige Leitungsteam sind offenbar so eng gefasst, dass im Prinzip nur ein mögliches Unternehmen für den Job in Frage kommt: Die Management-Gesellschaft HC&S, die auch aktuell interimsmäßig das Klinikum betreut. Der CDU-Ratsherr Olaf Werner hatte das Thema am Freitag per Eilantrag auf die Tagesordnung der Sondersitzung des Wilhelmshavener Rates gehievt und dann ausführlich die Ungereimtheiten aufgezählt, die ihm bei der Ausschreibung aufgefallen waren:
So werden in der Ausschreibung ungewöhnlich konkrete Referenzen von den möglichen Bewerbern verlangt. Unter dem Punkt Referenzen heißt es: „Der Bieter muss innerhalb der vergangenen 10 Jahre vor Angebotsabgabe Geschäftsführer:innen oder Direktor:innen bei mindestens sechs (6) Krankenhäusern oder Krankenhausverbünden, davon mindestens drei (3) in kommunaler Trägerschaft, gestellt haben, die jeweils über mehr als 500 Planbetten verfügen.“ Und weiter: „Mindestens ein Vertreter des Bieters (Inhaber:in, Gesellschafter:in, Vorstand/Vorständin, Geschäftsführer:in, Prokurist:in) muss mindestens fünf Jahre als Geschäftsführer:in eines Krankenhauses in kommunaler Trägerschaft mit mehr als 500 Planbetten tätig gewesen sein.“
Werner kritisierte, dass diese Ausschreibung damit perfekt auf die jetzige Klinik-Geschäftsführerin Dr. Rafaela Korte zugeschnitten ist, die von 2009 bis 2014 in drei Kliniken die Geschäftsführung innehatte, sowie auf den HC&S-Chef Dr. Nicolas Krämer, „der in einem großen kommunalen Haus sechs Jahre tätig war“. Keine Rolle spiele in der Ausschreibung hingegen, ob das Unternehmen bereits erfolgreich Klinik-Sanierungen gemeistert hat, monierte Werner.
Baugeschäftsführer soll den Fall nun aufarbeiten
Verantwortlich für die Ausschreibung sei eine Prokuristin im Klinikum, während die Geschäftsführung und die Stadtverwaltung nichts von den Details gewusst haben wollen. Alle Seiten räumten jedoch ein, dass die Ausschreibung in der aktuellen Form nicht richtig sei und dringend geprüft werden müsse. Klinik-Baugeschäftsführer Oliver Leinert ist nun mit der Aufarbeitung und einer neuen Ausschreibung betraut. Er habe erst einen Tag vor der Ratssitzung von der Ausschreibung erfahren, da sie eigentlich nicht sein Ressort betrifft, sei aber „sehr verwundert darüber“ gewesen. In einem ersten Schritt habe er die Bewerbungsfrist vom 8. Mai auf den 30. Mai verlängert, „um Zeit zu gewinnen“, so Leinert in der Ratssitzung. Die Alternative, ein sofortiger Stopp der Ausschreibung, könnte das Klinikum hingegen viel Geld kosten, machte der juristische Berater Dr. Harald Endemann in der Ratssitzung deutlich. „Wenn man die Ausschreibung aufhebt, hat man das Risiko, dass man von dem Bieter, der den Zuschlag bekommen hätte – nämlich dem einzigen der es werden konnte –, auf Schadensersatz verklagt wird“, so Endemann.
Feist kündigt Antworten zum Sachverhalt an
Auch Oberbürgermeister Carsten Feist (parteilos), der zugleich Aufsichtsratsvorsitzender des Klinikums ist, will von den ungewöhnlichen Details der Ausschreibung keine Kenntnis haben. Er habe sich von der Mitarbeiterin informieren lassen, wie sie bei der Ausschreibung vorgeht, es habe aber keine Prüfung der Verwaltung stattgefunden.Werner hat seinem Eilantrag einen umfangreichen Fragenkatalog zur Thematik beigefügt, den Feist beantworten sollte. Dieser sah sich dazu am Freitag allerdings nicht in der Lage: „Diese Fragen kann ich heute nicht beantworten, weil ich die Ausschreibung nicht gemacht habe“. Es gäbe allerdings keinerlei Grund, die Fragen nicht zu beantworten – „auch im öffentlichen Teil der Sitzung“, so Feist und kündigte eine Beantwortung in der Ratssitzung am Mittwoch, 24. Mai, an.