Verband fordert schnelle Finanzhilfen

Katholische Krankenhäuser befürchten unkontrolliertes Kliniksterben

  • Die Krankenhausreform verzögert sich, die Kliniken sind in Finanznöten.
  • Die kleinen Häuser sollen künftig akut versorgen, die Großen die lukrativen medizinischen Leistungen anbieten.
  • Wichtiges Kriterium für Patienten: Mein Krankenhaus ist auf kurzem Weg erreichbar.

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Die Krankenhäuser stecken in der Krise. Eine Krankenhausreform ist in Arbeit, lässt aber so lange auf sich warten, dass etliche finanziell bereits stark angeschlagene Krankenhausträger befürchten, während der Wartezeit in Konkurs zu gehen.

Einen „unkontrollierten, kalten Strukturwandel“ nennt der Katholische Krankenhausverband Deutschlands (KKVD) das drohende ungeregelte Wegsterben einzelner Krankenhäuser. Deshalb fordert er von der Bundesregierung ein kurzfristiges Vorschaltgesetz zur späteren Reform, um die schwere Zeit mit den notwendigen Finanzhilfen überbrücken zu können.

Viele Gründe für das Loch in der Kasse

Als Inflationsausgleich hat der Bund den Krankenhäusern bereits pauschal 2,5 Milliarden Euro in Aussicht gestellt. Das reiche nicht, schreibt der KKVD. Denn zusätzlich zur Inflation hätten einerseits gestiegene Energiekosten für höhere Ausgaben gesorgt, andererseits die rückläufige Zahl stationär versorgter Patienten nach Abflauen der Corona-Pandemie.

Viele Kranke können aktuell zu ihrem Glück ambulant versorgt werden. Kliniken rechnen aber mit den Kassen derzeit noch nach Fallzahlen ab, dafür müssen die Patienten ein Klinikbett hüten. Außerdem stehen Tarifsteigerungen für Pflegekräfte an, hochverdient nach den belastenden Pandemie-Zeiten, aber den Anstellungsträgern reißt auch das ein Loch in die Kasse.

150 katholische Kliniken in NRW

In Nordrhein-Westfalen gibt es insgesamt 337 Krankenhäuser, 150 davon sind in katholischer Trägerschaft. Im Bistum Münster sind es 52 katholische Krankenhäuser und sechs katholische Rehakliniken. Dass vielen Einrichtungen – vor allem den kleineren Krankenhäusern in der Provinz – das Wasser bis zum Hals steht, zeigt sich wohl auch daran, dass kein Träger bereit ist, in den Medien die eigene finanzielle Notlage nach Zahlen offenzulegen.

Zu groß ist die Gefahr, in einem noch zu verabschiedenden Krankenhauskonzept in einem unteren Level als Grund- und Akutversorger zu landen und für die Bereitstellung dieser Leistung pauschal entlohnt zu werden, während „die Großen“ – Spezialkliniken und die Universitätsmedizin – die wirklich lukrativen Leistungen zu Schlaganfall, Herzinfarkt oder neuer Hüfte anbieten können.

Katholische Kliniken kritisieren Lauterbach-Vorschlag

Die Sorge ist nicht unbegründet. Seit 2019 wird in NRW unter Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) an einer Krankenhausreform gearbeitet, die Stadt- und Land-Unterschiede und funktionierende Klinik-Kooperationen berücksichtigen will: Möglichst flächendeckend soll in 20 Autominuten ein Krankenhaus erreicht werden können.

Dann aber hat sich im Mai 2022 Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) mit einem eigenen Reformvorschlag eingeschaltet, der bundesweit gelten soll. Sein Plan: Unabhängig von bestehenden Verbünden soll jedes Krankenhaus einem von drei Leveln von „Grund-“ über „Schwerpunkt-“ bis „Maximalversorgung“ zugeordnet werden. Die Pläne sehen in der Folge auch vor, dass mehr als die Hälfte der Krankenhäuser nur noch Leistungen einer „integrierten ambulant-stationären Versorgung“ erbringen dürften.

Kliniken laufen Sturm

Dagegen laufen die katholischen Krankenhäuser Sturm und verweisen auf ihre bestehenden und sich gegenseitig ergänzenden Verbünde, die flächendeckend auch kleinere Häuser einbeziehen und gemeinsam medizinische Fachgebiete an verschiedenen Standorten abdecken.

Für Patientinnen und Patienten würde das heißen: Mein Krankenhaus ist auf kurzem Weg erreichbar. „Eine Radikalkur für die Krankenhauslandschaft, die zu hohen Umwandlungs- und Aufbaukosten führen würde, ist dafür weder notwendig noch zielführend“, schreibt der KKVD in seinem am 20. April 2023 veröffentlichten Eckpunktepapier.

Kliniken sorgen sich um Fachpersonal

Bei einem Treffen von Klinik-Verantwortlichen des Oldenburger Landes Anfang Mai im Haus der Caritas in Vechta ging es neben den Geldsorgen auch darum, wie man künftig sein Fachpersonal wird halten können, sollte es tatsächlich zur Herabstufung der eigenen Einrichtung auf ein Grundversorger-Level kommen.

„Welcher Arzt wird noch in einem Haus arbeiten wollen, in dem er nur noch Pflaster kleben kann“, spitzte ein Verwaltungsleiter zu. Auch sei es ein Fehler zu glauben, dass man das Personal einfach vom Land in die Stadt verschieben könne. „Eine Krankenschwester aus Südoldenburg will nicht einfach in die Uniklinik Münster wechseln.“

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