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Weiterer Rückschlag im Kampf um Extremfrühchen-Station

Neubrandenburg / Lesedauer: 3 min

Das oberste Gremium der Akteure im Gesundheitswesen will über die Bedingungen für Neubrandenburger Station nicht noch einmal verhandeln. Trotzdem gehen die Bemühungen weiter.
Veröffentlicht:22.08.2023, 11:58

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Der Erhalt des Zentrums für Extremfrühchen sowie weiterer medizinischer Fachbereiche am Neubrandenburger Klinikum war am Montag Thema eines Runden Tisches in Neubrandenburg. Dazu kamen Vertreter des Dietrich-Bonhoeffer-Klinikums (DBK) Neubrandenburg, Bundestags- und Landtagsabgeordnete aus Mecklenburg-Vorpommern sowie Vertreter der Neubrandenburger Stadtpolitik im Haus der Kultur und Bildung zusammen, wie die Stadtverwaltung mitteilte.

Vertreter aus der Politik und vom Bonhoeffer-Klinikum kamen am Montag im HKB zusammen.
Vertreter aus der Politik und vom Bonhoeffer-Klinikum kamen am Montag im HKB zusammen. (Foto: Stadt NB/ZVG)

Alle Beteiligten betonten laut Mitteilung die herausragende Bedeutung des sogenannten Perinatalzentrums Level 1 des DBK zur Behandlung von Frühchen mit einem Geburtsgewicht von unter 1250 Gramm für Neubrandenburg, aber auch für das weiträumige Einzugsgebiet der drittgrößten Stadt Mecklenburg–Vorpommerns. Vor dem Hintergrund der Auswirkungen auf mehrere hunderttausend Bürgerinnen und Bürger des ländlich geprägten Raums waren sich die Vertreter aus Politik und Klinikum einig, alle Optionen und Einflussmöglichkeiten auf den politischen Prozess zu prüfen und zu nutzen. Auch das nach wie vor laufende Petitionsverfahren werde "wichtige Impulse" in den Diskussionen zur Gesetzgebung setzen, hieß es.

Viele Male hatten Neubrandenburger in den zurückliegenden Wochen mit Mahnwachen um den Erhalt der Frühchen-Station gekämpft.
Viele Male hatten Neubrandenburger in den zurückliegenden Wochen mit Mahnwachen um den Erhalt der Frühchen-Station gekämpft. (Foto: Henning Stallmeyer/NK-Archiv)

„Seit 2021 wirken wir von kommunaler Seite aus auf die Landes– und Bundespolitik ein und machen auf die gravierenden Folgen aufmerksam, die sich durch die Schließung des Perinatalzentrums Level 1 in Neubrandenburg für über 400 000 Menschen im Osten Mecklenburg–Vorpommerns ergeben“, sagte Neubrandenburgs Oberbürgermeister Silvio Witt (parteilos). „Mit dem heutigen Treffen gehen wir den Weg konsequent weiter, der bislang von schriftlichem und persönlichem Austausch mit den zuständigen Staatssekretären und Ministern, Mahnwachen und einer Petition mit über 100.000 Unterschriften geprägt ist“, ergänzte DBK-Geschäftsführerin Gudrun Kappich. Die Gespräche zwischen den Teilnehmern des Runden Tisches würden parallel zu der Arbeit in den politischen Gremien fortgesetzt.

Bundesausschuss sieht Votum als endgültig an

Neben Silvio Witt und den Bundestagsabgeordneten Erik von Malottki (SPD), Philipp Amthor und Simone Borchardt (beide CDU) nahmen den Angaben zufolge der Landtagsabgeordnete Bernd Lange (SPD) sowie der Neubrandenburger Stadtpräsident Jan Kuhnert (Linksfraktion) teil. Für das DBK waren neben der Geschäftsführung der Ärztliche Direktor Prof. Dr. Jens–Peter Keil und die Vorsitzende der Mitarbeitervertretung, Renate Krajewski, mit am Tisch.

Simone Borchardt, Philipp Amthor und Erik von Malottki (von links) waren als Bundestagsabgeordnete an der Zusammenkunft beteiligt. 
Simone Borchardt, Philipp Amthor und Erik von Malottki (von links) waren als Bundestagsabgeordnete an der Zusammenkunft beteiligt.  (Foto: Stadt NB/ZVG)

In der Region wird seit Jahren für den Erhalt der Extremfrühchen–Station gekämpft, jetzt gab es erneut einen erheblichen Dämpfer. Laut Pressemitteilung hatte der Gemeinsame Bundesausschuss (G–BA) vor einigen Tagen beschlossen, die Beratungen zur Mindestmenge Früh– und Reifgeborene unter 1250 Gramm nicht wiederaufzunehmen. Der Gemeinsame Bundesausschuss ist das oberste Beschlussgremium der gemeinsamen Selbstverwaltung Krankenhäuser, Ärzte, Zahnärzte, Psychotherapeuten und Krankenkassen in Deutschland.

Im Mindestmengenkatalog ist ab 2024 für die Versorgung von Extrem–Frühchen mit einem Aufnahmegewicht von weniger als 1250 Gramm eine jährliche Mindestmenge von 25 pro Standort festgelegt. In diesem Jahr gilt übergangsweise eine Mindestmenge von 20 für diesen Leistungsbereich. Die Erhöhung der Mindestmenge von ursprünglich 14 auf 25 ab 2024 hatte der G–BA im Dezember 2020 beschlossen. Das DBK erreicht diese jährlichen Mindestmengen nicht. Somit dürfen hier nur noch Notfälle behandelt werden.

Ebenso mehrheitlich abgelehnt wurde den Angaben zufolge ein Antrag auf Verlängerung der übergangsweise festgelegten Mindestmenge von 20 Extremfrühchen um ein Jahr. Begründet worden sei dies durch den im ursprünglichen Beschluss dargelegten Zusammenhang mit der Behandlungsqualität, die bei größeren Fallmengen im Jahr besser gegeben sein soll.