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Sanitäter, Ärzte und Pflegekräfte trainieren 2019 den Katastrophenfall in der Notaufnahme im Helios-Klinikums Emil von Behring in Berlin-Zehlendorf.

© Kai-Uwe Heinrich TSP

Notfälle in Berlins Krankenhäusern: Werden die Rettungsstellen zum Argument im Vivantes-Streit?

29 Kliniken drohen dem Senat mit Klage, weil der den Vivantes-Krankenhäusern stets Sondermittel genehmige. In dem Streit könnten es bald um die Notaufnahmen gehen.

Noch ist unklar, ob Gesundheitssenatorin Ina Czyborra (SPD) im Vivantes-Streit trotz der Ferien die Versöhnung gelingt. Derzeit sieht es danach aus, als zögen 29 private, frei-gemeinnützige und konfessionelle Kliniken tatsächlich wie angedroht bald vor Gericht. Dann könnte die Auslastung – womöglich Überlastung – der Rettungsstellen zum Argument dafür werden, ob die Vivantes-Krankenhäuser legitimerweise Zusatzmittel erhalten.

Hintergrund ist, dass die Bundesländer verpflichtet sind, in Bauten und Technik aller für die Versorgung nötigen Kliniken zu investieren. Aber den 29 nicht-kommunalen Krankenhäusern zufolge bevorzugt der Senat die landeseigenen Vivantes-Kliniken mit Millionensummen.

Sieben Vivantes-Rettungsstellen

Vivantes stelle in sozialen Brennpunkten die Notversorgung sicher, hatte Linken-Gesundheitspolitiker Tobias Schulze kürzlich zum Streit gesagt. Berlins FDP-General Lars Lindemann konterte: Die „vom Senat gepamperten Vivantes-Häuser“ meldeten sich regelmäßig vom Rettungsdienst ab. Zuweilen sei man zwar ausgelastet, widersprach ein Vivantes-Sprecher, „totale Sperrungen“ aber gebe es nicht.

304.000
Fälle versorgten die Vivantes-Rettungsstellen im Jahr 2022

Rettungsstellen betreibt Vivantes in seinen Kliniken in Neukölln, Kreuzberg, Schöneberg, Friedrichshain, Spandau, Hellersdorf und Reinickendorf. Im Jahr 2022 versorgten diese sieben, zuvor acht Vivantes-Rettungsstellen insgesamt 304.000 Notfälle (das einstige Wenckebach-Krankenhaus in Tempelhof wurde inzwischen in das Auguste-Viktoria-Klinikum in Schöneberg integriert).

27 Prozent aller Notfälle

Dem Senat liegt keine Gesamtzahl zu allen Notfällen für 2022 vor, aber zum präpandemischen Jahr 2019: Berlins damals 38 Rettungsstellen meldeten 1,29 Millionen Fälle. In den Vivantes-Notaufnahmen wurden 2019 fast 352.000 Patienten versorgt, also circa 27 Prozent aller Fälle. Das Verhältnis dürfte heute ähnlich sein, wenngleich die Zahl der Rettungsfälle in der Corona-Krise insgesamt gesunken ist.

Versorgt Vivantes aber 27 Prozent aller Notfälle, betreibt dabei jedoch weniger als 20 Prozent der heute 37 Rettungsstellen, müssten letztere in den Vivantes-Häusern vergleichsweise groß, jedenfalls besonders leistungsfähig sein.

Zahlen zu allen Kliniken gibt der Senat aus Wettbewerbsgründen nicht heraus. Bekannt ist nur eine Spannbreite von 3000 bis 90.000 Fällen im Jahr je Rettungsstelle.

Auf Anfrage teilte Vivantes zu den eigenen Rettungsstellen mit: Spitzenreiter waren die Kliniken in Friedrichshain und Neukölln, wo letztes Jahr fast 71.000 sowie 60.000 Notfälle behandelt wurden. Unter Ärzten heißt es, wahrscheinlich versorge in Berlin nur die Charité-Rettungsstelle auf dem Virchow-Campus in Wedding noch mehr Patienten.

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