Möglicher Bettenabbau fürs Krankenhaus Bad Oeynhausen kritisiert

Bad Oeynhausen. Was bedeutet das neueste Gutachten des Gesundheitsökonomen Boris Augurzky für die Zukunft des Krankenhauses Bad Oeynhausen? Um diese Frage kreiste der Stadtrat am Mittwochabend. Das Gutachten schlägt einen deutlichen Schrumpfungskurs vor. Das Krankenhaus soll künftig nur noch 80 bis 100 Betten vorhalten und an das Herz- und Diabeteszentrum (HDZ) angebaut werden. Das verursacht bei Teilen des Stadtrates erhebliche Bauchschmerzen. Thomas Dippert (Grüne) wollte von Bürgermeister Lars Bökenkröger (CDU) wissen, warum er "beseelt" von der entscheidenden Kreistagssitzung zurückgekommen sei, wie es in der NW zu lesen war. Der Bad Oeynhausener Grünen-Ratsherr, der zugleich ein Mandat im Kreistag hat, fühlte sich jedenfalls nach der Kreistagssitzung nicht beseelt. "Bad Oeynhausen schrumpft auf die Größe von Rahden!" Das Gutachten schlage außerdem auch vor, die Auguste-Viktoria-Klinik dem Mindener Klinikum einzuverleiben. Unterm Strich befürchte er einen Bettenabbau für Bad Oeynhausen. Bökenkröger betonte, er sei allein von der Sitzung nach Hause gefahren, der NW-Reporter habe nicht mit ihm im Auto gesessen. "Er kann nicht wissen, ob ich beseelt gefahren bin", sagte Bökenkröger, um dann in ernsterem Tonfall Dippert zu widersprechen: Es sei im Gegenteil eine Stärkung von HDZ und AVK geplant. Es gebe allerdings einen "Trend zur Ambulantisierung". Bökenkröger: "Wir haben erst mal nur ein Gutachten, da ist noch einiges zu klären." Schrumpft das Krankenhaus von 226 Betten auf 100? Ralf Jaworek (SPD) thematisierte das Krankenhausgutachten ebenfalls und legte den Finger in die gleiche Wunde. Bad Oeynhausen werde künftig nur noch 80 bis 100 Betten im Krankenhaus haben, trotzdem sei zu lesen gewesen, dass eine Gynäkologie vorgehalten werde und nicht bloß eine Geburtsklinik. "Wie soll das gehen?" Jaworek wollte außerdem wissen, was die Stärkung der Auguste-Viktoria-Klinik genau bedeute und ob die Fachklinik für Orthopädie demnächst mit einer Unfallchirurgie ausgestattet werde? Ein 100-Betten-Haus habe außerdem ganz andere Probleme zu meistern als das Krankenhaus Bad Oeynhausen, das derzeit über 226 Betten verfüge: "Wie läuft das mit der Fachärzteausbildung?" Der Bürgermeister hatte darauf auch keine Antworten und verwies darauf, dass es Aufgabe des Verwaltungsrats der Mühlenkreiskliniken sei, aus dem Gutachten ein Konzept zu machen. "Da gibt es noch erheblichen Abstimmungsbedarf!" Allerdings dränge die Zeit, das Land habe den Zeitplan abgesteckt. "Wir müssen uns jetzt beeilen, sonst stehen wir mit leeren Händen da." "Sie sitzen im Kreistag und können Tempo machen!" Bökenkröger richtete diese Forderung direkt an Thomas Dippert: "Sie sitzen im Kreistag, können Ihren Beitrag dazu leisten und Tempo machen!" Reiner Barg (BBO) sah an dieser Stelle aber eher den Bürgermeister in der Verantwortung, das Beste für Bad Oeynhausen rauszuholen. Barg lobte Landrat Ali Dogan (SPD), dass dieser Rede und Antwort gestanden habe. "Wann planen Sie eine Diskussion zum Krankenhaus?", frage Barg den Bürgermeister. Der Stadtrat müsse eine gemeinsame Position finden, um die Interessen der Stadt geschlossen zu vertreten. Bökenkröger machte aber keine Anstalten, die Zukunft des Krankenhauses auf die Agenda des Stadtrats zu setzen. Er erwiderte Barg, er sei selbst in regelmäßigen Gesprächen mit den Hauptverwaltungsbeamten im Mühlenkreis: "Dort werde ich unsere Position einbringen." Der Landrat habe zudem ein transparentes Verfahren versprochen. Barg nahm sich daraufhin erneut das Wort: "Herr Bürgermeister, Sie haben mich womöglich falsch verstanden. Ich meinte den Diskurs mit uns, dem Rat!" Bökenkröger hatte Barg aber offensichtlich gut verstanden. Der Bürgermeister beantwortete Bargs Nachfrage dann auch mit einem Seitenhieb: "Ich werde den Landrat gerne in Ihrem Namen in den Ältestenrat einladen." Im übrigen Stadtrat löste das Heiterkeit aus. Womöglich auch, weil das Rededuell damit ein Ende fand.

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