StartseiteRegionalRegion BiberachBiberachKliniken erhalten Finanzspritze: Was Sana in Biberach nun fordert

Akuthilfe für Krankenhäuser

Kliniken erhalten Finanzspritze: Was Sana in Biberach nun fordert

Biberach / Lesedauer: 5 min

Das Land will mit einer Akuthilfe die Kostensteigerungen der teils existenzbedrohten Klinken auffangen. Was das für den Landkreis bedeutet — und welche Probleme trotzdem bleiben.
Veröffentlicht:09.09.2023, 05:00

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Im August hat das Landeskabinett den Kliniken in Baden–Württemberg eine Akuthilfe von bis zu 126 Millionen Euro zugesagt. Um kurzfristig die Defizite zu lindern, denn die seien „zum Teil wirklich existenzbedrohend“, begründete Gesundheitsminister Manfred Lucha (Grüne).

Die „Schwäbische Zeitung“ hat nachgefragt, wie die Kliniken im Kreis Biberach wirtschaftlich dastehen und was das Rettungspaket für sie bedeutet.

Es liegt derzeit noch kein Bescheid über die absolute Höhe der Auszahlung vor.

Beate Jörißen

Laut einer Pressemitteilung des Ministeriums soll die Soforthilfe über „eine nach Krankenhausgruppen und Krankenhausgröße gestaffelte Pauschale erfolgen, die sich an der Höhe der jährlichen Pauschalförderung orientiert“.

Beate Jörißen, die Geschäftsführerin der Sana Kliniken Landkreis Biberach GmbH, enthält sich Spekulationen darüber, womit aufgrund dieses Maßstabs zu rechnen ist. Sie sagte auf Anfrage: „Es liegt derzeit noch kein Bescheid über die absolute Höhe der Auszahlung vor.“

Die vierte Geldspritze seit Beginn von Corona

Laut Homepage der Baden–Württembergischen Krankenhausgesellschaft gehören dem Verband 196 Krankenhäuser an. Auch wenn über den Verteilungsschlüssel für Fach– und Regelkliniken, größere und kleinere Häuser nichts Näheres bekannt ist, vermittelt das eine grobe Vorstellung von den Größenordnungen der Summen, die in den einzelnen Häusern ankommen.

Das Land greift den Klinken zum vierten Mal seit Beginn der Corona–Pandemie unter die Arme und will mit dem Rettungspaket auch die Zeit überbrücken helfen, bis die geplante Krankenhausreform greift.

In der derzeitigen Lage mildert die nun vom Ministerrat beschlossene Einmalzahlung die Auswirkungen der Inflation und der damit verbundenen rapide gestiegenen Kosten etwas ab.

Beate Jörißen

Die Biberacher Sana–Geschäftsführerein Jörißen begrüßt diese finanzielle Unterstützung ausdrücklich: „In der derzeitigen Lage mildert die nun vom Ministerrat beschlossene Einmalzahlung die Auswirkungen der Inflation und der damit verbundenen rapide gestiegenen Kosten etwas ab.“

Sie fügt gleich hinzu, dass die Landesregierung selber von einem aktuellen Bedarf von etwa 250 Millionen Euro spreche. „Damit ist klar, dass die strukturelle Unterfinanzierung der Kliniken im Land durch diese Akuthilfe nicht behoben wird.“

Wirtschaftliche Lage in Biberach „nicht existenzbedrohend“

„Die wirtschaftliche Lage der Sana Kliniken Landkreis Biberach GmbH ist nicht existenzbedrohend“, sagt Beate Jörißen mit Bezug auf Luchas düstere Schilderung der Klinikfinanzen landesweit. Aber auch in Biberach würden die Umstände die Situation verschärfen. „Denn es ist weiterhin kein kostendeckender Ausgleich für die massiv gestiegenen Kosten der Kliniken für Energie, Medizinprodukte, Lebensmittel und Dienstleistungen in Sicht“, so Jörißen.

Auch die erheblichen Tarifsteigerungen der vergangenen Monate blieben in den Erstattungen von Krankenkassen bisher unberücksichtigt. Im Gegensatz zu anderen Branchen hätten Kliniken nicht die Möglichkeit, die gestiegenen Preise an Patienten oder Kostenträger weiterzugeben.

Dabei ist es entscheidend, dass die Arbeit der Kliniken nicht nur durch kurzfristige Hilfsprogramme und Rettungsschirme unterstützt wird.

Beate Jörißen

„Dazu kommt, dass die ambulanten Leistungen in den letzten Jahren zwar zugenommen haben, die stationären Leistungen aufgrund veränderten Patientenverhaltens jedoch nicht mehr den Umfang aus der Zeit vor der Corona–Pandemie erreichen.“

Jörißen will nachhaltige Finanzierung statt Rettungsschirme

So willkommen die Soforthilfe des Landes ist, so notwendig bleibt aus Sicht der Biberacher Sana–Geschäftsführerin eine Art Strukturfonds. Beate Jörißen hatte schon früher angemahnt, die Kliniken finanziell so auszustatten, dass sie die Transformation der Krankenhausstrukturen sowie notwendige Investitionen schultern könnten.

„Dabei ist es entscheidend, dass die Arbeit der Kliniken nicht nur durch kurzfristige Hilfsprogramme und Rettungsschirme unterstützt wird“, wiederholt sie nun: „Vielmehr benötigt unser Krankenhaussystem eine verlässliche und nachhaltige Finanzierung, die den Kliniken, ihren Krankenhausträgern, Beschäftigten und Patientinnen und Patienten langfristig Sicherheit bietet und den Entwicklungen Rechnung trägt.“

Transformation ähnlich wie beim Kohleausstieg unterstützen

Für die Transformationen der Gesundheitsversorgung, beispielsweise durch die Krankenhausreform, Digitalisierung und Ambulantisierung, benötigten Krankenhäuser längerfristig zusätzliche Mittel, erläutert Jörißen: „So wie etwa im Energiebereich beim Atom– und Kohleausstieg Mittel über Strukturfonds zur Verfügung gestellt wurden, um den Transformationsprozess und die damit verbundenen Investitionen zu unterstützen.“

Für eine Reform der Krankenhausfinanzierung haben Bund und Länder im Juli 2023 Eckpunkte verabredet. Derzeit werde, soweit bei den Sana–Kliniken bekannt, im Bundesgesundheitsministerium ein Referentenentwurf erarbeitet, der nach der parlamentarischen Sommerpause beraten und am 1. Januar 2024 in Kraft treten soll.

„Die genaue Ausgestaltung und das konkrete Zusammenspiel der einzelnen Instrumente sind wenige Monate vor dem geplanten Inkrafttreten der Reform jedoch noch nicht bekannt“, sagt Jörißen. Das Eckpunktepapier enthalte „bisher nur Absichtserklärungen und generelle Aussagen“.

So ist die aktuelle Lage in der Sommersaison an der Klinik

Gerade in der Notaufnahme hat es in der Vergangenheit schon Phasen mit erhöhtem Patientenaufkommen gegeben. Im Sommer gibt es in der Regel weniger Infektionsfälle. Aber hat die starke Hitze in der zweiten Augusthälfte womöglich mehr Menschen zu schaffen gemacht, Ärztinnen und Pflegern mehr Arbeit beschert?

Die Biberacher Sana–Klinik vermeldet keine Auffälligkeiten. „Das Patientenaufkommen im Biberacher Sana–Klinikum ist derzeit saisonal– wie auch ferienbedingt insgesamt moderat“, heißt es auf Anfrage.